Lest die Review zu "How Do We Burn" von THE AFGHAN WHIGS bei krachfink.de

The Afghan Whigs – How Do You Burn? – Review

Für alle, die die amerikanische von Soul beeinflusste Rockband THE AFGHAN WHIGS nicht kennen, kann man deren aktuelles Album “How Do You Burn?” irgendwo zwischen QUEENS OF THE STONE AGE, INTERPOL und MANCHESTER ORCHESTRA einordnen. Bodenständiger Rock, mit Betonung auf Groove und einigen sphärischen und kreativ ausformulierten Melodien aufgesetzt.

Alle Bands, die hier als Vergleich herhalten, wurden nach den THE AFGHAN WHIGS gegründet, die sind nämlich schon seit Mitte der Achtzigerjahre, mit einigen Unterbrechungen, unterwegs. Dass es einer solchen Einordnung bedarf, ist eigentlich bitter, denn auch auf Album Nummer neun präsentiert sich die Band eigentlich in Bestform. Aber ein waschechter Hit ist trotzdem nicht in Sicht.

Große Kunst ganz klein gehalten

Dabei ist schon alleine der Gesang von Songwriter und Gitarrist Greg Dulli zu allem fähig, er krönt jeden einzelnen Song auf “How Do We Burn?”. Auch wenn der Einfluss Soul anders interpretiert wird und tatsächlich auf das Genre gemünzt ist, dann sind es doch gerade die Emotionen, die man THE AFGHAN WHIGS sofort als echt abnimmt. Mit Susan Marshall, die auch schon auf einem älteren Album der Band Gesang beisteuerte, Van Hunt und Marcy Mays, sind noch dazu drei hochkarätige Featuregäste an Bord. Wahrscheinlich ist es die Hemdsärmligkeit, die THE AFGHAN WHIGS nicht den nötigen Applaus für ihre Kunst einbringt. Würden sie “Take Me There” etwas überheblicher und arty kredenzen und nicht so aufrichtig organisch, man würde den Kunstanteil deutlicher erkennen.

Zu ehrlich und zu spät?

Und würde es noch Filme wie in den Neunzigerjahren geben, würden wir zu “The Getaway” heftig in die Taschentücher schnäuzen und die durch den gedoppelten Gesang erzeugen Gänsehaut auf dem quer flankierenden Klavier mehr zu schätzen wissen. Dabei ziehen THE AFGHAN WHIGS hier zumindest mit Streichern alle Register, aber die Zeit für solche Songs scheint vorbei zu sein. Das melodisch stampfende “Catch A Colt” ist eigentlich auch ein Knaller, ein Song auf den sich beide Extreme einigen können müssten.

Er ist leicht angeschmalzt, viel Getrommel und eigentlich wie dafür gemacht, um Lichtblitze über die Bühne zu jagen und das Publikum in rhythmische Ekstase zu versetzen. Käme “Jyja” von PUSCIFER und würde noch eine instrumentale Synthiepassage und eine außergewöhnliche, spirituelle Geschichte als einbauen, das Feuilleton wäre begeistert.

Und so legen THE AFGHAN WHIGS mit “How Do We Burn?” erneut ein starkes Album vor, an dem es eigentlich nichts zu meckern gibt. Außer dass es nicht unnötig verschnörkelt wurde und gerade deshalb etwas aus der Zeit gefallen wirkt. Stattdessen wirken jetzt Songs wie das herrlich Farfisa-georgelte “Please, Baby, Please” ,mit seiner überragenden Gesangsleistung und den sexy Gitarren, fast unter Wert verkauft.

Dauer: 39:41
Label: BMG Rights
VÖ: 09.09.2022

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