
The DSM IV – Negative Utopia – Review
Die britische Goth-Synth-Rockband THE DSM IV werkelt gefühlt schon eine Ewigkeit an ihrer EP „Negative Utopia“ herum. Darauf zu finden, sind bisher unveröffentlichte Demos und Remixe. Der Bandname ist auf eine Diagnose im Bereich der seelischen Gesundheit zurückzuführen, und diese ist auch häufig Kern der düsteren, aber immer schwungvollen und tanzbaren Songs. Guy McKnight ist wohl der bekannteste Kopf des Trios, feierte schon große Erfolge mit THE EIGHTIES MATCHBOX B-LINE DISASTER Musikgruppe, und hat selbst schon Erfahrungen im Spektrum der Diagnose. Drums und Synthies spielt Pav Cummins und Jade Ormesher ist für die Gitarrenklänge verantwortlich. Alles auf „Negative Utopia“ treibt nach vorne, stetig, aber durchaus gemächlich und angetrieben von teilweise echt kuriosen Sounds, die einen meist dichten Bassteppich imaginär durchschneiden.

Ausgewogenes Wechselspiel von hell und dunkeln
THE DSM IV tragen das Attribut Goth vollkommen bewusst und auch zurecht, obwohl der Gesang von Guy McKnight meist kräftig wirkt, kann er sich genauso im nächsten Moment in den Sumpf des Leidens plumpsen lassen. Da seine Stimme sehr markant und präsent ist, muss man ihm besonders zugutehalten, dass er weiß, wann er ruhig sein sollte und die Instrumente im Scheinwerferlicht stehen. „Wise Guy“ ist ein bemerkenswert gutes Beispiel dafür, wie THE DSM IV damit die Zeit straffen können. Hall und ein ausgewogenes Wechselspiel von hellen und dunklen Tönen sorgen dafür, dass in dem Song sehr viel Spannung entsteht, ohne dass er überladen wirkt.
Und während sich 2018 bei IDLES alle beinahe vor Freude in die Hose machten, als Joe Talbot ganz selbstverständlich im Song „Television“ Gott als eine Frau ansprach, wäre festzuhalten, dass THE DSM IV das in ihrem echt alten Song „Racist Man“ zumindest im gleichen Zeitraum taten.
Zeitloser Tanz auf vielen Hochzeiten
„Negative Utopia“ von THE DSM IV ist also ein absolut zeitloses Werk, das auf vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzt. Keiner der Stile ist topaktuell, die Band pendelt irgendwo zwischen den Achtzigern und Neunzigerjahren, wirkt aber trotzdem mit ihren dichten Arrangements und der vermittelten Stimmung nicht altmodisch. Mittlerweile auf ein Trio eingeschmolzen – Jimmy Higgs ist nicht mehr mit an Bord – haben THE DSM IV nichts eingebüßt, werden live vielleicht weiterhin als Quartett auftreten. In der aktuellen popkulturellen Gemengelage ist „Negative Utopia“ mit Sicherheit ein interessanter Sonderling.
Alleine das abschließend gepitchte „Pennywise“ katapultiert uns irgendwo ins Nirgendwo. Als sei Alices Wunderland eine aus Tönen gebaute Welt geworden oder der Akku nun vollends entladen, weiß man gar nicht, wohin mit dem sich selbst ausbremsenden Song, der aber vor Emotionen nahezu platzt. THE DSM IV sind eine seltsame Band im positiven Sinne mit kuriosen Ideen, leider unfassbar träge, was Veröffentlichungen angeht, es lohnt sich aber trotzdem!
Dauer: 24:18
Label: 9×9 Records
VÖ: 31.01.2025
Tracklist „Negative Utopia“ von THE DSM IV
PINK LADY
PRAY LIKE A FOOL
WISE GUY
RACIST MAN RMX
ISOLATION
PENNYWISE HOLOGRAM COWBOY RMX
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