The New Madness – After Hours – Review
Die ersten Minuten von „After Hours“, dem ersten Album der Garage-Funk-Blues-Rockband THE NEW MADNESS, ziehen mir sofort die Mundwinkel nach oben. Eine Mischung aus energetisch treibendem Rock und der Refrain vom Opener „Lovesick“, der irgendwie an „Tschett Sett“ von CARMEN GEISS und „Barbra Streisand“ von DUCK SAUCE erinnert, das überzeugt sofort. Die alles abdeckende Gesangskombi von Simeon Loth und Bjarke Sørensen macht echt Bock, der dynamische und äußerst stabil rockende Grundton gibt massiv Zunder. Auch der organische Sound sticht sofort positiv heraus, wow!
Nix für steife Kartoffeln
„After Hours“ empfiehlt sich eigentlich herrlich als Musik für verlassene Highway-Kneipen in Amerika. Diese Orte, irgendwo im nirgendwo, wo harte Biker und sonstige Durchreisende beim Billiardspielen und Biertrinken mit ihren unterschiedlichen Lebensgeschichten aufeinanderprallen. Immer eine Schlägerei in der Luft, aufgekratzte Stimmung und hinter jeder Ecke ein Abenteuer.
Also so richtig fällt mir auf Anhieb kein passender Platz in Deutschland für THE NEW MADNESS ein. Dafür sind sie zu wenig weichgespült, zu authentisch aus der Hüfte groovend und zu intuitiv. Man hört deutliche Spuren von LENNY KRAVITZ, PLAGUE VENDOR, THE HIVES, THE BLACK KEYS oder NIKKA COSTA raus. Die deutsche, steife Standardkartoffel wippt dazu erstmal aus sicherer Entfernung und wartet auf die unmissverständliche Mitgrölstelle oder den unangenehmen Klatschpart. Soll ich jetzt?!
Die Musik ist der Star
Auf beides wartet man vergeblich, denn THE NEW MADNESS stellen nicht die Refrains ins Rampenlicht. Es sind überwiegend die rein instrumentalen, musikalischen Ekstasen, die man fast in jedem Song finden und vor allem fühlen kann. Bei „Go My Own Way“ macht es uns die Band dann doch etwas einfacher, minimal reduziert und vom Schellenkranz vorgetaktet, wird uns angezeigt, wann der Popo zu wackeln hat.
Ich habe schon lange nicht mehr eine so fett abgeschmeckte Rhythmusfraktion gehört, das pfeffert. Um wirklich die breite Masse anzusprechen, müssten THE NEW MADNESS uns noch etwas brachialer mit den Refrains ins Gesicht springen. Ich finde es angenehm, dass sie gerade das nicht tun. Manche HörerInnen werden die aufdringlichen Hitmomente vermissen und die handwerklichen Leistung und das intuitive Zusammenspiel nicht würdigen können. Für ein Debüt legen THE NEW MADNESS schon fast zu gut vor, falls das überhaupt geht.
Dauer: 35:02
Label: Crunchy Frog Recordings / Membran
VÖ: 27.11.2020
Tracklist „After Hours“ von THE NEW MADNESS
Lovesick
Night Watch
Better Than That
You’ll Know My Name
New Madness
Go My Own Way
After Hours
Never Coming Down
Thru Hard Times
Love Me Like A Bad Girl
Recess, Brother
Soon We’ll Be Strangers
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