cover THE OCEAN - Phanerozoic Live

The Ocean – Phanerozoic Live – Review

Auf „Phanerozoic Live“ vereint die deutsche Post-Metal-Band THE OCEAN die Livemitschnitte von „Phanerozoic I“ aus dem Bremer Pier und „Phanerozoic II“ von der digitalen Ausgaben des „Roadburn Redux“. Und auch ganz ohne Publikumsreaktionen, ist bei diesem vorliegenden Live-Doppelschlag ganz deutlich das Knistern zu spüren, das man nur live erzeugen kann.

Schon mit dem Opener „Cambrian“ stellen THE OCEAN die Weichen für eine großartige Performance, die die Zuhörenden auf allen verfügbaren Ebenen anspricht. Alleine das Kreuzen von harschem und sanft-melodischem Gesang beschreibt die Kontraste eindrucksvoll, die diese Band, wie kaum eine andere, miteinander zu verflechten weiß.

Jeder Song ein Kunstwerk

Die Stilrichtung Post-Metal ist auch eindeutig zu knapp, um THE OCEAN stilistisch zu fassen. Shoegaze, Post-Rock, Gothic-Rock und selbstverständlich auch Black Metal mischen sind in die Kompositionen ein. Was THE OCEAN aus meiner Sicht so besonders macht, ist diese überwältige Kraft und vollständige Schönheit, die jeden einzelnen Song auszeichnet. Es gelingt der Band mit komplexen und manchmal eben auch simplen Ideen, dass jede Komposition ein bedeutsames, vielschichtiges und doch in sich abgeschlossenes Kunstwerk ist.

Wenn in „Silurian“ kurz innegehalten wird und THE OCEAN eine scheinbar aus tausend Details erzeugte Schwerelosigkeit kreieren, stehen sie vollkommen außerhalb jeglicher Konkurrenz. „Devonian – Nascent“ wandelt sich nach gut sieben Minuten zu einem nach vorne schreitenden Kollos, der deutlich fragiler flankiert wird und gerade wegen seiner Reduktion noch mehr Projektionsfläche bietet. Die übrig bleibenden Minuten sind ein einziger, spannender Kampf, um Überleben oder über die Klippe gehen.

Sind sie zu komplex, bist du zu schwach?!

Selbst wenn ich komplexe Musik mag, dann bin doch von jeher überfordert mit den Titeln von THE OCEAN und eingeschüchtert von dem hohen Anspruch der Konzepte. Eine der dümmsten Reviews – größtenteils aus damals noch komplettem Unwissen entstanden – die ich jemals geschrieben habe, ist leider über THE OCEAN. Falls es anderen also ähnlich gehen sollte: Man kann die Musik auch genießen, ohne das große Ganze dahinter bis ins letzte Detail zu durchdringen.

Und von denen, die schnell irgendwas zu Thema Erdentstehung googeln, haben auch nur die Hälfte verstanden, was da eigentlich steht. „Geologie ist eh keine richtige Wissenschaft“ (grobes Zitat von Sheldon Cooper). Aber selbstredend schadet es nicht, sich mit diesem Thema, auch im Hinblick auf den Klimawandel, zu machen. Sich deshalb aber aus Überforderung die Musik von THE OCEAN durch die Lappen gehen zu lassen, wäre sträflich.

Auch für Einsteiger

Lustigerweise beschreibt THE OCEANS- Mastermind Robin Staps den zweiten Teil von „Phanerozoic“ als experimenteller, gerade den empfinde ich als deutlich zugänglicher. Wahrscheinlich auch deshalb, weil man schon sein Ohr für THE OCEAN geöffnet hat, wenn man ihn im Rahmen von „Phanerozoic Live“ erreicht.

Das über alle Maßen erhabene „Jurassic | Cretaceous“ ist trotz seiner Komplexität und der Dauer von geschlagenen 13 Minuten enorm eingängig. Djentige Betonwände drücken sich von oben aus dem Boden, während THE OCEAN darüber ein wahres Klangspektakel in allen Farben, Formen und mit unterschiedlichen Temperaturen abfeuern. „Phanerozoic Live“ ist ein Album, das nicht nur Fans glücklich macht, sondern auch Rookies mit dem Sound von THE OCEAN ausführlich vertraut. Wenn schon groß, dann bitte die volle Dröhnung.

Dauer: 1:43:03
Label: Pelagic Records
VÖ: 26.11.2021

Tracklist „Phanerozoic Live“ von THE OCEAN
The Cambrian Explosion
Cambrian II – Eternal Recurrence
Ordovicium – The Glaciation of Gondwana
Silurian – Age of the Sea Scorpions
Devonian – Nascent
The Carboniferous Rainforest Collapse
Permian – The Great Dying
Triassic
Jurassic | Cretaceous
Palaeocene
Eocene
Oligocene
Miocene | Pliocene
Pleistocene
Holocene

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