The Offspring Let The Bad Times Roll

The Offspring – Let The Bad Times Roll – Review

Wow, die kalifornische Punkrockband THE OFFSPRING meldet sich nach neun Jahren mit „Let The Bad Times Roll“ zurück. Leute, ganz ehrlich: Die meisten alten Punkbands nerven total und das Abgekulte von deren neuen Alben, die dann sowieso nur klingen, wie die alten Alben, nur in schlecht, ist oft schwer nachzuvollziehen. THE OFFSPRING bilden für mich seltsamerweise die Ausnahme und deshalb ist die Freude über das erste Album so langer Abstinenz groß.

#Liegt es daran, dass der Gesang von Bryan „Dexter“ Holland schon immer rein natürlich einen gewissen Autotune-Sound hatte und er genauso gut Achtzigerjahre-Hair-Spray-Metal singen könnte? Oder daran, dass die Band einfach schon immer unfassbar auf gut den Punkt groovt und ein untrügliches Gespür für gute Melodien hat?

THE OFFSPRING 2021, Foto von Daveed Benito

Nach so langer Zeit sitzt alles

Wie zu erwarten war, ist natürlich nicht alles auf „Let The Bad Times Roll“ von THE OFFSPRING der helle Wahnsinn. Aber das geht weniger auf kompositorische Fähigkeiten zurück – das sollte nach fast vierzig Jahren sitzen – sondern eher auf Dinge, wie das Ausfaden des Titelsongs. Ein richtiges Ende wäre nett gewesen und muss ja live sowieso her, selbst wenn es ein Stilmittel für das Rollen an sich sein sollte. Oder der Klang der Drums, denn die könnten in manchen Momenten gerne mehr donnern. So wie der Bass im barsch schunkelnden „Breaking These Bones“ oder im spaßig swingenden „We Never Have Sex Anymore“. THE OFFSPRING beweisen immer wieder, dass sie jederzeit dazu bereit sind, alle Genre-Grenzen zu überschreiten. Auch mehrfach in einem Song, grinsend und immer auf ihren eigenen Ur-Sound transferiert. Lediglich die Klavierballade „Gone Away“ stößt sauer auf und zwar nicht wegen ihrer soften Schlagseite, sondern wegen der unverkennbaren Ähnlichkeit zu „Mad World“ von TEARS FOR FEARS.

Der Bass als beste Waffe

Kritikpunkte gibt es also, aber die haben quasi keinen Einfluss auf die Gesamtqualität der Platte. Und zur hastigen Punk-Version von „In The Hall Of The Mountain King“ – zuletzt gehört als Intro bei der letzten Tour von TOCOTRONIC – kann man sich getrost ein Minütchen im Pit stoßen, das passt. Auch „Hassan Chop“ bietet sich mit seinem aggressiven Riffantrieb herrlich zur groben Kontaktaufahme an. Songs drehen lassen und Leute aufwiegeln, dass können THE OFFSPRING schon immer.

Spätestens seit „Self Esteem“ ist bewiesen, dass der Band – gerne häufig auch mal freigestellt – eine der stärksten Waffen von THE OFFSPRING ist. Die dicken Saiten drückt übrigens im Fall von „Let The Bad Times Roll“ der Neuzugang Todd Morse (Ex-H20, Ex-JULIETTE AND THE LICKS, Ex-OUTCROWD). War er auf dem letzten Album von THE OFFSPRING noch Gastmusiker, ist er nun fester Bestandteil der Band geworden.

Kein purer Punk, aber richtig gute Musik

„Let The Bad Times Roll“ von THE OFFSPRING wird mit Sicherheit kein Punkrockklassiker. Allerdings setzt sich das Album aus allen bewährten Stärken zusammen. Die Songs sind zwar massenkompatibel, aber nicht krampfhaft auf Masse getrimmt. So dürfen wir auf zwei oder drei Radiohits hoffen, bei denen man nicht gleich angewidert weiterschalten muss. Für die nächste Festivalsaison – wann immer die anstehen wird – sind THE OFFSPRING ebenfalls gut gewappnet. Denn alles zündet umgehend, die Melodien sind keine Stangenware und wenn sie vorhersehbar sind, dann im positiven Sinne.

Und um nochmals auf die Einleitung zurückzukommen: Irgendwie war die Zeitspanne, in der THE OFFSPRING als pure Punks durchgingen sowieso überschaubar kurz. Außer den Frisuren erinnert heute auch nur wenig daran. Aber wen juckt’s, wenn die Musik gut ist?

Tracklist „Let The Bad Times Roll“ von THE OFFSPRING
This Is Not Utopia
Let The Bad Times Roll
Behind Your Walls
Army Of One
Breaking These Bones
Coming For You
We Never Have Sex Anymore
In The Hall Of The Mountain King
The Opioid Diaries
Hassan Chop
Gone Away Requiem
Lullaby

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