cover The Screenshots - 2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee

The Screenshots – 2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee – Review

THE SCREENSHOTS, das sind doch diese zynischen Menschen aus dem Internet, oder? „2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee“ heißt das neue Album des Trios – bestehend aus Susi Bumms, Dax Werner und Kurt Prödel – und spätestens nach der ersten Zeile, weiß man, dass nicht alles auf dem Album Satire ist. „Ich will Zukunft“ tönt uns Dax Werner entgegen und es gibt wenige Dinge, die man unironischer meinen kann.

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THE SCREENSHOTS 2020 – Musik, Satire und Sonnenbank, Foto von Frederike Wetzels

Was ist, wenn die recht haben?

Dass THE SCREENSHOTS mit Sicherheit mehr als Realschule plus absolviert haben, merkt man an smarten Texten wie „Air BnB“ oder „Die Welt geht noch nicht unter“. Im reduziert instrumentierten „Airbnb“ skizziert die Band den Weg vom jugendlichen „Na klar, kannst Du bei mir pennen“ bis hin zum aktuell herrschenden Rechtsruck, der auf Mäusen ausrutscht und mit Wutschaum ausgestattet für härtere Grenzen skandiert. Mit dem aktivierenden „Träume“ feat. LGoony (who the fuck ist der Typ?!) zeigen Susi Bumms, Dax Werner und Kurt Prödel die Ambivalenz am Beispiel von Christian Linder und Co. auf.

Die meist gestellte Frage von Kurt Prödel in unserem Interview zum Album lautete: „Was ist, wenn die recht haben?“ Die Wünsche von THE SCREENSHOTS sind nämlich die üblichen, sich lieben und ein Haus bauen. Snacks statt Sex oder umgekehrt. Zwischen dem ganzen Augenzwinkern findet sich natürlich ein wahrer Kern. Wenn Satire die Macht übernimmt und Präsidenten oder Köche so krass und untopbar vorlegen, dann kann man nur mit Realismus kontern. Oder wenn John Mayer uns den eigenen Körper als Wunderland verkaufen will.

Klugscheißer vs. Patient

Auch in „Walter White ist tot“ – meiner Meinung nach mindestens fake news – thematisieren THE SCREENSHOTS ein aktuelles Phänomen. Alles immer verfügbar, alles bewertbar und die Macht des Internets zur Einschätzung für nahezu alles (auch für sich selbst) und als Ersatz für eigene, echte Erfahrungen. Das Gefühl, eine Serie in zwölf Stunden komplett durchgezockt zu haben und dann erbarmungslos in die richtige Welt zurückzumüssen, kann furchtbar grausam sein. Die Erfahrung einen Ort zu besuchen, den Karl Müller auf Google mit „mies, auf keinen Fall wieder 1!!11“ geratet hat, und sich überraschenderweise dort sehr wohl zu fühlen, ist allerdings sehr schön und bereichernd. Selber denken, kennste?

2 Millionen was?

THE SCREENSHOTS ist es gelungen, ihren eigenen Sound und eine gute Balance zu finden. „2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee“ konfrontiert euch nicht mit kaltherzigen Klugscheißern, die Drei sind selbst Patienten. Zwei Millionen schöne Momente sind ihnen mit dem Album, das sich herrlich für die Dauerschleife eignet, sicher. Mit dem abschließenden, auffächernden „j@@@@@“ treffen THE SCREENSHOTS direkt in mein Herz und spätestens jetzt ist klar, dass hier die Liebe zur Musik die antreibende Motivation war. Zynismus und Sarkasmus sind nur das Mittel zum Zweck, kann man so bringen. Liebe SCREENSHOTS, ich wünsche alles Gute, auch privat.

Dauer: 31:40
Label: Musikbetrieb R.O.C.K.
VÖ: 16.10.2020

Tracklist „2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee“ von THE SCREENSHOTS
Manchmal
Liebe Grüße an alle
Airbnb
Träume feat. LGoony
Walter White ist tot
Snacks
Für immer niemals da
Die Welt geht noch nicht unter
Wir lieben uns und bauen uns ein Haus
John Mayer
j@@@@@@@

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