The Velveteers - Nightmare Daydream

The Velveteers – Nightmare Daydream – Review

Das Trio THE VELVETEERS aus den Bergen von Boulder, macht mit seinem Debüt “Nightmare Daydream” deutlich, dass sie anders sind, als die anderen Kinder. Das merkt man schon am Intro “Dark Horse”, das irgendwo zwischen in Rock gegossenem Barocktanz und Western pendelt und sich auch zeitlich überhaupt nicht einordnen lässt. Auch im Hinblick auf den Albumtitel lassen sich die Sängerin und Gitarristin Demi Demitro und die Schlagzeuger Baby Pottersmith und Jonny Fignicht nicht eindeutig festnageln, schlagen sich mal auf die eine und dann wieder auf die andere Seite.

Power haben die Drei ohne Ende, fuzzen sich irgendwo zwischen MELVINS, NIRVANA und THE WHITE STRIPES nach vorne, immer sehr flächig und rhythmusorientiert. Über der Produktion von Grammy-Preisträger Dan Auerbach liegt bewusst eine Art Nebel, der dem Sound etwas Unwirkliches verleiht und ihn herrlich zeitlos macht.

THE VELVETEERS 2021, Foto von Ivey Peacock

Das gute, alte Minimalprinzip

THE VELVETEERS geizen nicht mit musikalischen Widerhaken und Eskalationen, verweigern aber den Publikumsaffen jeglichen Zucker. Im Gegenteil, immer dann, wenn man meint, den Trick verstanden zu haben, ziehen sie an einer anderen Schnur und zaubern uns eine Münze aus der eigenen Tasche. Generell ist “Nightmare Daydream” schwer greifbar, zünden den Tusch, wenn er eigentlich noch gar nicht dran ist und allem haftet der Charme eines Fiebertraumes an. Demi Demitro hat exzessiv daran gearbeitet, einen eigenen Stil an der Gitarre zu entwickeln, der einfach und beeindruckend zugleich sein sollte.

Das ist ihr gelungen, allerdings steht ihre markante Stimmfarbe oft mehr im Rampenlicht, als ihre Bariton-Gitarre (“Limboland”, “Bless Your Little Heart”). Während die Baby Pottersmith und Jonny Fignicht oft mit Takten um sich werfen (“Beauty Queens”) und dem Song einen gehörigen Schub verpassen, hält sie mit ihrem teils bewusst trägen Psychedelic-Gesang erfolgreich dagegen. Der übrigens manchmal an Nina Persson von THE CARDIGANS erinnert, falls die noch jemand kennt.

You play with fire, honey

Ohne THE VELVETEERS live gesehen zu haben, würde ich die Hand dafür ins Feuer legen, dass sie großartig sind. Das merkt man an den Kompositionen, die so herrlich intuitiv sind und direkt aus dem Bauch kommen. Anhand von “Brightest Light” lässt sich das gut nachvollziehen, reduziertes Strumming und ein absolut simpler Takt verschmelzen mit dem Gesang zu einem zuckersüßen Hit, der inhaltlich so und so ausgelegt werden kann und mit einem verstörenden Solo ausläuft.

Zum Ende von “Nightmare Daydream” schwächeln THE VELVETEERS allerdings kurz etwas und wiederholen sich mit ihren Ideen. Im Vergleich zu den bis dahin bereits vorlegten Hitmomenten und dem gewissen Etwas, ist das leicht zu verschmerzen. THE VELVETEERS finden fernab von allen Strategien und Zeitgeistern statt und genau deshalb sollte man sich diese Band merken.

Dauer: 38:09
Label: EASY EYE SOUND-CONCORD
VÖ: 08.10.2021

Tracklist “Nightmare Daydream” von THE VELVETEERS
Dark Horse
Motel #27
Father Of Lies
Bless Your Little Heart
Charmer And The Snake
Brightest Light
What A Smile Can Hide
Choking
Nightmare Daydream
Beauty Queens
Devil’s Radio
Limboland

Alben, die Dir gefallen könnten:
BLUES PILLS – Holy Moly!
GRAVE PLEASURES – Plagueboys
MUSA DAGH – No Future
FUCKED UP – One Day
MUDHONEY – Plastic Energy
Podcast Folge 75 mit Karo und Mary von 24/7 DIVA HEAVEN
WASTED – Modern Lie
FONTAINES D.C. – Skinty Fia
SUPERCHUNK – Wild Loneliness
DESTROY BOYS – Open Mouth Open Heart
JACK WHITE veröffentlicht zwei Versionen vom Song “Taking Me Back”
CATALYST – A Normal Day
THE PICTUREBOOKS – The Major Minor Collective
VIOLENT SOHO – Everything Is A-Ok
BOMBUS – Vulture Culture
Interview mit Sänger Feffe von BOMBUS zum Album “Vulture Culture”
KOLOSSUS DÄÄCHT – Lipstick Love
NAKED SIX – Lost Art Of Conversation
THE ARTAKEES – Rush
OZZY OSBOURNE – Ordinary Man
KIRK WINDSTEIN – Dream In Motion
BLACK VULPINE – Veil Nebula
Interview mit Markus und Sebastian von COLD zum Album “s/t”
HANK VON HELL – Dead
RIPE AND RUIN – Everything For Nothing
SCUMBAG MILLIONAIRE – Poor And Infamous
KADAVAR – The Isolation Tapes
THE NEW MADNESS – After Hours
ÅRABROT – Norwegian Gothic
Interview mit LINN KOCH-EMMERY über das Debüt “Being The Girl”
DINOSAUR JR. – Sweep It Into Space
THE PIGHOUDS – Hilleboom
ELL – Wir sind (EP)
SLOTHRUST – Parallel Timeline
Interview with THE PICTUREBOOKS about “The Major Minor Collective” (english version)

THE VELVETEERS bei Facebook

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert