Tino Hanekamp - Nick Cave

Tino Hanekamp – Nick Cave

Genau wie Thees Uhlmann sollte Tino Hanekamp im Rahmen der Kiwi-Musikbibliothek erst über BRUCE SPRINGSTEEN schreiben. Auch er hat abgelehnt, mag denn niemand über den Boss schreiben? Sammy Amara von den BROILERS vielleicht? Am Ende war das die richtige Entscheidung des Autors, Journalist und Clubesitzer Tino Hanekamp sich für NICK CAVE zu entscheiden.

Ganz offensichtlich möchte er damit auch eine Schreibblockade überwinden, an deren Entstehung Nicholas “Nick” Edward Cave wohl nicht so ganz unschuldig ist. Hanekamp erzählt uns von einem kleinen Roadtrip, den er mit seiner Freundin nach Mexiko macht. Höhepunkt der Reise ist ein Konzert von NICK CAVE in Mexiko-Stadt und seine zweite Begegnung mit ihm.

Triff niemals dein Idol

Hanekamp lässt uns quasi seine Freundin Ixztel sein. Sie stellt auf der Reise in unserem Namen die naiven Fragen und entzaubert Cave immer ein wenig, während Tino beschreibt, was ihn an dem Musiker fasziniert. Dabei bleibt er meistens sachlich faktisch, während seine Freundin die wirklichen Emotionen erfragt oder aus ihm herauskitzelt. Wie meistens beim Fansein, bezieht sich die Faszination nicht ausschließlich auf die Musik.

Es ist viel mehr die Haltung, die ganze Art sich zu bewegen, die Art sein Leben zu führen und einen fuck auf vieles zu geben. Schon rein optisch fühlt sich Hanekamp von Cave verstanden, eignet sich in seiner Jugend dessen Kleidungsstil an und gewinnt dadurch an Sicherheit. Den Höhepunkt, also das Konzert, beschreibt Tino sehr packend, sodass man gleich nachdem die letzten Seiten ausgelesen sind, natürlich mal was von NICK CAVE einlegt.

Und während Anja Rützel und Thees Uhlmann in ihren jeweiligen Buchbeiträgen kaum Angst davor haben, ihre Idole zu treffen oder sich sogar mit ihnen befreunden, spricht Hanekamp genau das an. Was ist denn eigentlich, wenn Cave sich beim zweiten Treffen als unsympathisch entpuppt und somit der jahrelang herrschende Zauber schlagartig verpufft? Ist er gar nicht mehr so cool? War es es auch nie?

Man sieht sich immer zwei Mal

Ohne viel zu spoilern darf man verraten, dass Hanekamp sich beim ersten Treffen mit Cave eher doof verhalten hat. Cave tadelte ihn mit einem einzigen vernichtenden Satz und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, begriff Hanekamp dessen Pointe sogar erst viel später. Den entscheidenden Satz gibt ihm am Ende des Buches dann aber gar nicht NICK CAVE, sondern seine Freundin mit. Das Buch ist so schön unsicher und fragend formuliert, dass man sich wünscht, dass Hanekamp seine Schreibblockade tatsächlich überwunden hat.

Seiten: 144
Verlag: KiWi-Taschenbuch
ISBN-10: 346205323X
ISBN-13: 978-3462053234
VÖ: 10.10. 2019

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