Trainer – Oh, Mandy! – Review
Mit „Oh Mandy“ veröffentlicht die Noise-Rockband TRAINER aus Saarbrücken bereits das zweite Album. Das Training ist hart, alles ordnet sich Takt und Groove unter, und selbst wenn es sein kann, dass Mandy kam und gab, ohne etwas zu nehmen – bei TRAINER ist das anders. Das stoische und im besten Sinne spröde Songwriting verlangt einem beim Zuhören einiges ab.

Mit dem Kopf nach vorne in den Boden gestampft
Es gibt wenige helle Momente, und die prägnanten Szenen sind die, in denen uns die Band besonders rücksichtslos mit dem Kopf nach vorne in den metaphorischen Boden stampft. Dabei kann man in den einigen neckischen Zwischentönen schon erkennen, dass der Ansatz gar nicht per se ernst ist. TRAINER beweisen Humor, in den Texten („I Would Have Said Fuck You“) und in kleinen besonderen Spitzen („My Worms“). Man darf sich sicher sein, dass die Band das genauso wollte.
Hektik statt Bass
Aufgenommen wurde „Oh Mandy“ von TRAINER von Max Ludwig, der selbst bei TAUSEND AUGEN aktiv ist. Der hat ganze Arbeit geleistet und alles in ein klaustrophobisches Korsett geschnürt, das einem öfter mal die Luft abzuschnüren scheint. Dem experimentellen Songwriting steht also ein klarer Sound gegenüber, der übrigens komplett ohne Bass auskommt. Die Gitarre schiebt dafür Sonderschichten, fackelt häufig den Takt an und sorgt über Hektik für Antrieb. Wer auf der Suche nach weitläufigen Refrains oder allesumschmeichelnden Melodien ist, ist bei „Oh Mandy“ falsch. Stattdessen hat die Platte häufig die Anmutung einer auf Zerstörung angelegten Jazzsession. Dass der Gesang erst nachträglich dazugekommen ist, lässt eine spannende Fremde zwischen den beiden Komponenten stehen und verstärkt die abweisende Haltung.
Zum Aufwärmen ins Eisbad
Lobend erwähnen sollte man noch den überraschend guten britischen Schnodder, den TRAINER mühelos übermitteln. Das klingt weder nach Saarland noch nach woran hat‘ et jelegen? „Plattenbau“ ist der einzige Song mit deutschem Text, mit ähnlich formulierter Gesellschaftskritik und fiesem Realitätscheck im Sinne der JOSEPH BOYS. „Oh Mandy“ von TRAINER peitscht dich nach vorne und schickt dich zum Aufwärmen ins Eisbad. Ungewöhnliche Methoden, die im Gedächtnis bleiben.
Dauer: 39:30
Label: Fidel Bastro
VÖ: 08.08.2025
Tracklist „Oh Mandy“ von TRAINER
Powietrze (Prolog)
New Economy Symptoms
Mandy
Ona što go pravime e tajno
The Chinese Fiancée
Variations On A Theme By Harry Pussy.
Jesús Chabrol Guitar
I would have said ‚fuck you!‘
Mammoth
National Pride (Interlude)
My Worms
Plattenbau
Verval
El Luchador Nihilista (Epílogo)
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