Turbobier – Live in Wien – Review
Wie man TURBOBIER nicht mögen kann, ist mir eh schleierhaft, entsprechend groß ist die Freude darüber, dass nun mit „Live in Wien“ endlich eine Liveplatte vorliegt. Live haben die Buben nämlich richtig was drauf, ganz gleich, ob man schon dicht ist oder nicht. Natürlich spielt die Punkband in Wien auf, wo sonst? Der Funke zündet sofort, die Menge ist schnell dabei und singt lautstark mit. Pogo und der Rest der Turbobande machen es den Fans aber auch leicht, für ein „Ohooooo“ muss man sich nicht vorbereiten. Aber es gibt auch viele Momente, in denen die Fans auf den Punkt auffällig textsicher sind. Während andere Bands die Fans bei Livealben – keine Ahnung warum – nach hinten stellen und manchmal sogar komplett ausblenden, holen TURBOBIER die Leute nach vorne.
Mir ham a Freid!
„Live in Wien“ von TURBOBIER macht richtig Bock, auch weil die Setlist clever zusammengestellt ist und sich auf die Granaten der Diskografie konzentriert. Abgesehen von „Die heilige Bierbel“, die Hymne der (meiner!) bieristischen Glaubensgemeinschaft fehlt leider. Möööp. Auch ohne Bild kann man sich gut vorstellen, wie die Menge springt und gemeinsam Spaß hat. Marco Pogo singt überraschend gut, denn ganz sicher ging ihm beim Anblick dieser Massen im Gasometer auch vor Freude der Puls. Aber alles sitzt, die Soli pfeffern und der Sound ist verdammt gut. Wenn ihm dann manchmal die Stimme wegrutscht oder sich in „VHS“ authentische Krächzkratzer einschleichen, macht es das nur umso authentischer. Um nochmal auf „gemeinsam“ zurückzukommen – die Musik von TURBOBIER hat etwas Verbindendes, sie ballert nicht unnötig aggressiv und erreicht Leute in unterschiedlichen Lebenssituationen. Wahrscheinlich ist das das Geheimnis der Österreicher, oder es ist einfach nur wegen des Bieres im Namen, wer weiß.
Wer A sagt, der muss auch Bier sagen
Zu „Heute fahr ma Polizei“ kommt PAUL PIZZERA leider nicht vorbei, also drehen Pogo und Konsorten selbst den Swag auf. Passt und auch die flankierenden Chöre von Gitarrist und Bassist sind alles andere als einfach so ins Mikro gelallt und eher bereichernd für den Song. Mit dem Selbstläufer „Fußboiplotz“ machen TURBOBIER den Sack zu, dabei hätten sie noch eigen Joker ziehen können. Nach mehreren Durchläufen von „Live in Wien“ fällt auf, wie perfektioniert der vermeintliche Spaß ist. Das ist kein dahin geschlontzer Schnellschuss, sondern gut arrangiert und komponiert. Die Band spielt verdammt gut, die aktivierenden Momente (kleine gemeinsame Trinkpausen!) gehen Hand in Hand mit den eingängigen Melodien, Spaß und Ernst sind gut abgewogen – kurzum: TURBOBIER haben überzeugende Songs.
Leider fehlen auf „Live in Wien“ von TURBOBIER die beliebten Cover der EAV und der mächtigen KASSIERER, das hätte das Album perfekt gemacht. Besser ist eh nur ein echtes Konzert von TURBOBIER! Oder ein Bier. Oder noch besser beides.
Dauer: 43:42
Label: Pogo’s Empire
VÖ: 14.05.2021
Tracklist „Live in Wien“ von TURBOBIER
Feuerwehrfestl (Live)
Zgroße Schuach (Live)
Insel muss Insel bleiben (Live)
King of Simmering (Live)
Verliebt in einen Kiwara (Live)
VHS (Live)
Kopf durch die Wand (Live)
Mord im Affekt (Live)
Heute fahr ma Polizei (Live)
Fett kumman (Live)
Fuaßboiplotz (Live)
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