Turnover – Myself In The Way – Review
TURNOVER sind von jeher für ihren fluffig-entspannten Rock bekannt, mit “Myself In The Way” eröffnen sich sich selbst wieder einige neue Abzweigungen. Irgendwie ist es fies, dass die Amerikaner uns jetzt – im disseligen Herbst – mit dem Gefühl des Sommers konfrontieren. Bis zum nächsten Salzwasser auf der warmen Haut, ist es noch etwas hin. Solange lässt sich das Gefühl der Entspannung mit dem zeitverzögernden Album von TURNOVER überbrücken.
Die Sinne übernehmen das Kommando
Den Sound auf “Myself In The Way” als psychedelisch zu bezeichnen, wäre etwas übertrieben. Aber TURNOVER entkoppeln mit ihrer Musik jegliches Gefühl für Raum und Zeit, die MAC DEMARCO-mäßigen Synthies katapultieren uns irgendwo hin, wo unsere Sinne aufmerksam und entspannt zugleich sind. Die lange Spielzeit ist trotzdem etwas übertrieben, denn es entsteht dadurch schon eine Art Lethargie. Der Opener “Stone Station” mutet sogar etwas melancholisch an, der Übergang in den ersten Song “Tears Of Change” slidet mit einer gruseligen Tendenz. Aber zu mehr als apathischem Wippen oder rührseligem Kopfschunkeln, regen TURNOVER erstmal nicht an.
Ein paar Jahrzehnte zurück
Für den Titeltrack “Myself In The Way feat. Brendan Yates” gilt das natürlich nicht, hier schalten TURNOVER die eigentlich ausrangierte Discoampel ein. Brendan Yates ist übrigens der Sänger von TURNSTILE, hier eher zurückhaltend und mit Autotune-Falsett getarnt. Das mag heutzutage hip wirken, aber der Sound ist eigentlich ziemlich angestaubt und wurde von Bands wie NIGHTCRAWLERS oder STARDUST schon vor mehreren Jahrzehnten gespielt.
Hui und pfui zugleich
Fehlt eigentlich nur noch ein grausiges Saxofon. “People That We Know feat. Justin Bartlett” legt dann nochmals eine Schippe drauf und macht die Zeitreise perfekt. Das sind so geleckte Soundtracks für die nächste White-Party, die man in schwachen Momenten feiert und für die man sich am nächsten Morgen schämt. Ein leicht verfremdetes Saxofon gibt es aber noch, nämlich in “Stone Station Reprise”, wieder feat. Justin Bartlett. Ein verwirrtes Interludes, komplett aus der Zeit gefallen.
Durchwachsen
Highlight von “Myself In The Way” ist mit Sicherheit das herrlich dramatische “Queen In The River”, mit den angeswingten Gitarren und dem ORVILLE PECK-Vibe. TURNOVER lassen die Platte mit “Bored Of God Orlando” auslaufen, wieder mit starkem Siebzigerjahre-Sound und in seiner Lässigkeit überzeugend. Ein durchwachsenes Album mit vielen Highlights und einigen Ausreißern nach unten, die Fragezeichen über die Entspannung dampfen, aber mit Sicherheit auch Fans finden werden.
Dauer: 46:44
Label: Run For Cover Records
VÖ: 04.11.2022
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