Lest die Review zu "In Now Less Than Ever" von TWIN DRUGS bei krachfink.de

Twin Drugs – In Now Less Than Ever – Review

Dass im Bandnamen TWIN DRUGS unter anderem das Wort Drogen vorkommt, ist natürlich kein Zufall. Das neue, zweite Album “In Now Less Than Ever” katapultiert uns in einen Zwischenraum, in dem die üblichen Gesetze im Hinblick auf Fühlen, Hören und Sehen kurzfristig ausgehebelt werden. Klar ist hier eigentlich nur, dass die Amerikaner nicht auf den üblichen ausgetretenen Pfaden wandeln möchten.

Ihr rockiger Shoegaze klingt oft, wie ein trippige und aggressive, aber strikt verlangsamte, Noise-Rock-Version von METZ oder auch …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD, nur um dann im nächsten Moment mit allumschmeichelnden Harmonien zu kontern. Man weiß eigentlich nie, was hinter der nächsten Ecke lauert. Damit bilden TWIN DRUGS auch die aktuellen Unsicherheiten ab, wenn auch aus anderen Gründen.

Koexistenzen akzeptieren

Der Anspruch, die Erfahrung “In Now Less Than Ever” von TWIN DRUGS in einer Review zu sezieren und so zu beschreiben, dass man eine gute Vorstellung von der Musik hat, ist nahezu unmöglich. Es gilt nur Impulse aufzufangen und festzuhalten, denn das Geheimnis dieser Platte liegt darin, sie selbst zu erleben. Klingt komplizierter, als es ist. Sinnvoll wäre aber, die Anlage richtig einzustellen – Tiefen schön reindrehen – oder noch besser einen Kopfhörer aufzusetzen. Schon der Opener wirkt eher wie ein Mash-up, eine sich quer überlagernde Schichtung von unterschiedlichen, durchweg dominanten, Elementen.

Dagegen wirkt das polyrhythmisch hüpfende “We Want Our Heaven” im Anschluss sogar gewöhnlich. TWIN DRUGS nötigen uns dazu, den Diskurs von Disharmonie und Harmonie auszuhalten, zwingen uns die Koexistenz anzuerkennen. Und seltsamerweise ist es auch so, dass man sich rasch gewöhnt und damit abfindet. Man filtert, je nach Gemütslage, was gerade überwiegt und mischt sich im Kopf die eigene Kombination zusammen. Auch das Gefühl, ähnlich wie beim sleep twitch, den Boden unter den Füßen zu verlieren, wird weniger, denn am Ende fangen TWIN DRUGS die Hörerinnen und Hörer immer wieder auf.

Ein schöner Alptraum

Gitarrist und Sänger Blake Melton stützt die Musik nicht, er bringt sich eher als Irritation ein und wirkt wie ein Gegengift, das alles nur noch schlimmer macht. Auch Drummer Alex Wilson gibt sein Bestes, um noch eine hakenschlagende und kreuztaktige Ebene einzuziehen. Das erinnert häufig an die Jazz-Eskapaden von IMPERIAL TRIUMPHANT, wenn auch weniger rabiat. Das abschließende “The Sun While You Can” wäre eigentlich ein perfekter Einstieg, um die schillernde Vielfalt und die spannende Mischung aus Fiebertraum und musikalischem Rückenstreicheln zu erfassen.

Gemastert wurde In Now Less Than Ever” von Magnus Lindberg von CULT OF LUNA, das Artwork hat Christopher Royal King (SYMBOL, ex-THIS WILL DESTROY YOU) gestaltet. Und letztendlich fängt das die zerrspiegelhafte Atmosphäre und den Anfang als Ende perfekt ein.

Dauer: 45:12
Label: Crazysane Records
VÖ: 07.10.2022

Tracklist “In Now Less Than Ever” von TWIN DRUGS
Ash Candied Cough
We Want Our Heaven
World Fell Off
Fanfare
Eyelets & Aglets
Dust Worship
The Velvet Noise
Rule 110
Sazerac
The Sun While You Can

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