Various Artists – I’ll Be Your Mirror: A Tribute to the Velvet Underground & Nico – Review
Es ist schon mal total irre, dass hier in 2021 mit „I’ll Be Your Mirror: A Tribute to the Velvet Underground & Nico“ von der experimentellen Rockband THE VELVET UNDERGROUND ein Debütalbum neu interpretiert wird, dass 1967 erschienen ist. Und die beiden Alben nun zu vergleichen, ist natürlich total absurd. Alleine die Liste der Künstler*innen ist bemerkenswert, denn offensichtlich hat „das Bananenalbum“, im Original mit Artwork von Andy Warhole, großen Eindruck hinterlassen und manche waren damals noch nicht geboren. Gleich vorweg, das Originalalbum ist unerreichbar und letztendlich sind die Varianten von FONTAINES D.C., Michael Stipe (R.E.M.), KURT VILE, IGGY POP und vielen anderen nur als nette Huldigung zu verstehen und nicht in direkte Konkurrenz zu stellen.
Frei von Grenzen
Wenn Michael Stipe mit „Sunday Morning“ einsteigt, dann ist sein durchdringender Gesang mit Sicherheut deutlich packender als das Original und man wird etwas wehmütig bei dem Gedanken an die großen Zeiten von seiner Band R.E.M.. Es gelingt ihm tatsächlich den Auftakt zu seinem eigenen, ganz persönlichen zu machen. Er geht den Einstieg melancholischer an und verleiht dem Song etwas mehr Tiefe. Sharon Van Etten und Angel Olsen nehmen sich gemeinsam „Femme Fatale“ vor und wären wir in einer Talentshow, dann wären beide eher eine Runde weitergekommen, als damals Nico bzw. Christa Päffgen.
Aber die Neuinterpretation hat eine gewisse BEATLES-Haftigkeit, die dem Original komplett abging und es letztendlich viel charmanter klingen lassen. „The Black Angel’s Death Song“ passt wiederum perfekt zu den Iren von FONTAINES D.C., allerdings wurde das herrlich zwischen nervig und lässig pendelnde Gefiedel durch ein nur noch unangenehmes Gefiepe ersetzt. Auch hier gewinnt das Original im direkten Vergleich. Was beide Versionen gemein haben, ist dieser herrlich drohende Unterton, das Gefühl, dass hier gleich etwas platzt.
Ausnahmeband, mit den Jahren immer deutlicher erkennbar
Mit der Version von „All Tomorrow’s Partys“ sind ST. VINCENT und der Keyboarder Thomas Bartlett wohl am weitesten vom Original entfernt. Sie holen den Rausch ins Jahr 2021 und bedienen sich irren Vocodertechniken, um uns einzuwickeln. IGGY POP & Matt Sweeney nehmen sich mit „European Sun“ dem Finale an. Keine Ahnung, ob es daran liegt, dass Iggy selbst dabei war, es klingt zumindest sehr nach den freien und wilden Siebzigerjahren und man spürt, dass er einen anderen, näheren Zugang zu THE VELVET UNDERGROUND hat. Fast acht Minuten werden wir aus dem Song gehibbelt und vollkommen nervlich aufgekratzt.
Für Fans von THE VELVET UNDERGROUND auf jeden Fall mindestens einen Durchgang wert. Ein interessantes Album, aber der Weg zu THE VELVET UNDERGROUND führt nur über die Band selbst. Dass wir es hier mit einer Ausnahmeband zu tun haben, steht außer Frage und ihre Reichweite spiegelt sich schon in der Liste der unterschiedlichen, beteiligten Künstler*innen.
Dauer: 55:28
Label: Caroline (Universal Music)
VÖ: 24.09.2021
Tracklist von „I’ll Be Your Mirror: A Tribute to the Velvet Underground & Nico“ von V.A.
Michael Stipe – Sunday Morning
Matt Berninger – I’m Waiting For The Man
Sharon Van Etten with Angel Olsen – Femme Fatale
Andrew Bird & Lucius – Venus in Furs
Kurt Vile – Run Run Run
St. Vincent & Thomas Bartlett – All Tomorrow’s Parties
Thurston Moore feat. Bobby Gillespie – Heroin
King Princess – There She Goes Again
Courtney Barnett – I’ll Be Your Mirror
Fontaines D.C. – The Black Angel’s Death Song
Iggy Pop & Matt Sweeney – European Sun
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