Voodoo Jürgens – Wie die Nocht noch jung wor – Review

Es gibt so Typen, die mag man oder eben nicht. Wer also VOODOO JÜRGENS bisher leiwand fand, wird auch das neue Album “Wie die Nacht noch jung wor” mögen. Im Vergleich zur vorherigen Platte, hat der Wiener weniger mit prägnanten Refrains und Highlight-Zeilen gearbeitet, stattdessen hat er einen herrlich kuriosen Töne-Jahrmarkt aufgebaut, über den er wandelt, schwankt und uns seine schönen Geschichten erzählt.

Es ist ein Tor zu einer anderen, ja zu einer Welt, die tatsächlich irgendwie längst vergangen scheint. Wärme breitet sich aus, die Gedanken schweifen ab und irgendwie fühlt sich alles leicht und gut an. Mit “Es geht ma ned ei” gibt es sogar einen waschechten Hit, der einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf und dem Herz gehen wird.

Die gute, alte Zeit

VOODOO JÜRGENS geht mit “Wie die Nacht noch jung wor” auf jeden Fall einen Schritt weiter nach hinten. Es wird viel reflektiert, teilweise nostalgisch auf die vermeintlich gute, alte Zeit geblickt. Trotzdem wirkt nichts verklärt oder gar unangenehm. Das von Streichern abgerundete “Federkleid” schreitet mit den Schlagzeugbesen so langsam, aber sicher, nach vorne, wie die Zeit selbst. Der Song scheint wie von einem Blick auf ein altes, vergilbtes Hochzeitsfoto inspiriert. Generell wirkt VOODOO JÜRGENS ja selbst wie aus der Zeit gefallen und auf seinen Konzerten, scheint er komplett abzuschalten und die (eigene) Musik in sich aufzusaugen.

BLACK SABBATH trifft VOODOO JÜRGENS-Version

“Lassalle Strossn” wurde von VOODOO JÜRGENS dann eher wie ein Kriminalfall inszeniert, die Orgel und die Trompete legen Spuren zu einer Geschichte aus, die nicht ganz sauber gelaufen zu sein scheint. Der daraufhin folgende, gut gelaunte schunkelnde “Zuckerbäcker” überrascht mit einem französischen (!?) Refrain. Der wird so ansteckend im Kollektiv vorgetragen, das man ihn zwar nicht versteht, aber sofort fühlt. Für viele passt dieser Satz übrigens auf die gesamte Diskografie von VOODOO JÜRGENS. Humor beweist er dann mit “Fost wie ans”, auf jeden Fall seine ureigene Version von BLACK SABBATHs “Iron Man”. Wiener Doom sozusagen.

Mit dem abschließenden Instrumental “Odessa” betont VOODOO JÜRGENS dann wieder die Traurigkeit, setzt sie bewusst ans Ende. Die mit ägyptischer Mystik gekreuzte Blaskapelle weckt eine ganz seltsame, bedrückende Stimmung. “Wie die Nacht noch jung wor” von VOODOO JÜRGENS ist ein herrliches Album, das genau das tut, was Musik soll.

Dauer: 44:22
Label: Lotterlabel / Vertrieb über Sony
VÖ: 02.12.2022

Tracklist zu “Wie die Nocht noch jung wor” von VOODOO JÜRGENS
Weida is gescheida
Twist
Hoiber Preis
Federkleid
Es geht ma ned ei
Lasalle Strossn
Zuckerbäcker
Beses End
Fost wie ans
Stöckelschuach
Loss mas bleibn
Odessa

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