Lest die Review zu "Am Käfig rütteln" von WAVING THE GUNS

Waving The Guns – Am Käfig rütteln – Review

Irgendwie hängen wohl unausgesprochene Vorurteile gegen die Rostocker Rapcrew WAVING THE GUNS in der Luft, die dafür sorgen, dass sogar ich selbst erstmal gar nicht soooo Bock hatte „Am Käfig rütteln” anzuhören und dafür, dass die Band generell (noch) viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Jaja, linkradikale Rebellen sind das angeblich… dürfen die das?! Nicht selten führt das musikalisch zu starken, aber häufig auch einseitig beleuchteten, Texten und meistens preiswerten Beats.

Ist bei WAVING THE GUNS aber eben gar nicht so und stattdessen kann man quasi durchweg nicken, denn jede Kritik und jeder bissige Vergleich sitzen schlichtweg. Um das Album ins Gesamtkunstwerk einzuordnen, fehlen mir die fundierten Vergleiche. Aber gemessen an den Songs, die ich bisher kenne, ist „Am Käfig rütteln“ ein aus einem giftigen Guss gegossener einziger kopfnickender Zeigefinger und musikalisch ein echter Fortschritt.

WAVING THE GUNS treten nach oben

WAVING THE GUNS reißen viele unterschiedliche Themen auf „Am Käfig rütteln“ an, gehen aber nicht monothematisch vor und überfrachten die Platte auch nicht mit zu vielen Handlungsaufforderungen. Ekelhafter Kapitalismus, Nazis weiterhin überall, Stigma der Seenotrettung, Kunst im Ego-Modus, Anfeindungen von Minderheiten, Gruppenzwang und Gruppenhass werden platt gemacht und in direktem Bezug zu aktuellen Ereignissen gesetzt. Eben agierend zwischen „Alles egal, alles hassen“, das Vakuum, in dem wohl die meisten von uns immer mal wieder existieren. Die Beats sind atmosphärisch und ungewöhnlich, keine Bassbomben oder 808er, stattdessen eher Old-school und Midtempo.

Wer frei von Schuld ist, werfe den ersten Stein

Am Ende hätte „Am Käfig rütteln“ mit Sicherheit etwas Kompaktheit gutgetan, denn letztendlich sind über 50 Minuten auch für ein Hip-Hop-Album zu lange. Aber das liegt tatsächlich daran, dass WAVING THE GUNS wirklich viel zu sagen haben. Jeder Song ist picke packe voll mit Inhalten. Die Momente, in denen einfach mal die Musik wirken kann, sind eher selten. Diese rahmen die Songs zwar immer gut und passend ein, aber dazwischen regiert meistens der Rap selbst und gibt das Zepter nicht mehr aus der Hand. Dabei zehren gerade „Blase (feat. DJ Joaf)“ oder „Coldplay & Nazis“ von den auffallend anderes überraschenden Beats. Richtig explizit wird es bei aller Deutlichkeit eher weniger. WAVING THE GUNS zeigen eher smart auf, dass wenn schon fast alle die Bösen sind und nicht nur die oder die.

Dauer: 53:00
Label: Audiolith
VÖ: 08.04.2022

Tracklist „Am Käfig rütteln“ von WAVING THE GUNS
Gran Canaria (feat. DJ Joaf)
Alles egal, alles hassen
Heli (feat. DJ Joaf)
Besser als nichts (feat. DJ Joaf)
Rental Van
Lieblingsmilliardär (feat. DJ Joaf)
Gott zum Gruße (feat. DJ Joaf)
Plädoyer
Ich weiß nicht recht (feat. DJ Joaf)
Kernkompetenz
Distanz (feat. DJ Joaf)
Blase (feat. DJ Joaf)
Siegelring
Man tut was man kann (feat. Fatoni, DJ Joaf)
Nina Simone (W.T.G.)

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