White Stones – Dancing Into Oblivion – Review
Mit „Dancing Into Oblivion“ legt die Prog-Death-Metalband WHITE STONES bereits ihr zweites Album vor. Einen kleinen Bonusanschub hat die Band durch die Tatsache, dass mit dem mittlerweile in Spanien lebenden Martin Mendez – seines Zeichens Bassist bei OPETH – ein für die Metalszene interessanter Musiker mit an Bord ist. Nötig hat das Quartett das eigentlich nicht, denn die Musik spricht für sich und entspricht meinem Geschmack heutzutage deutlich mehr, als der die Weiterentwicklung von OPETH.
Geboten wird richtig garstiger, ausladender Metal, der seine Tiefen, wie ein guter Gruselfilm, eher durch Spannung und weniger durch Schnelligkeit erreicht. Elegisch wird es selbstredend auch, grundsätzlich passiert bei WHITE STONES wieder sehr viel ohne Gesang und die Songs funktionieren über lange Strecken instrumental. Mit dem Opener „Le Mance“ fahren wir erstmal akustisch in eine Art enges Bergwerk. Die Bedrohung ist spürbar und durch eine Art Alarm, wird man als Hörer*in erstmal komplett verwirrt und orientierungslos gemacht.
Der tanzende Teufel
Allen voran, in der Kategorie ausdrücken ohne sprechen, ist mein Highlight „Woven Dream“. Emotionale Gitarren, die sich mit dem Bass abklatschen und über herrlich tänzelnde Drums schweben. Das erinnert dezent an die amerikanische Folk-Black-Metalband FALLS OF RAUROS. Folklore definieren WHITE STONE aber ganz offensichtlich mit einem Hauch Orient, besonders der Bass nutzt die dort vorhandenen, düsteren Möglichkeiten aus. Dann hält die Band auch nicht mit gutturalem Gesang und angsteinflößend gekrächzt und gehauchtem Sprechgesang von Eloi Boucherie zurück („To Lie Or To Die“, „Chain Of Command“).
Alle notwendigen Facetten im Angebot
WHITE STONES bieten quasi alle Facetten des Spektrums Prog an, dafür müssen nicht ausschließlich Polyrhythmen und ins Sinnlose walzenden Szenen herhalten. Es sind eher die guten Zwischentöne, die sie sich zu eigen machen. Selbst wenn man also bei einem Blick auf die Trackstärke von langen Epen ausgeht, dann hat „Dancing Into Oblivion“ tatsächlich in erster Linie eine gewisse Kurzweiligkeit. Langatmige Szenen sucht man vergebens und WHITE STONES machen zwar dicke Arme, aber eben nie zu lange und schon gar nicht nur weil wie es können.
Gar nicht so einfach einzuordnen
Es lohnt sich auch schon fast, dem Album einen analysierenden Durchlauf, nur mit den Ohren auf die Arbeit von Drummer Joan Carles Marí Tur am Schlagzeug (FACE THE MAYBE) gerichtet, zu gönnen. Der dribbelt, drischt, prügelt und nagelt alles auf den Punkt, dass man nur staunen kann. Die Tatsache, dass WHITE STONES in Spanien leben, ist nicht unwesentlich und sorgt dafür, dass „Dancing Into Oblivion“ seinen ganz eigenen Charme hat und eben null nach Ami oder Schwedenkost klingt. Und ehrlich gesagt, weil man am Ende des Albums auch gar nicht mehr so sicher, ob das jetzt Death oder Prog oder doch was ganz anderes ist.
„Freedom“ startet sehr reduziert, fast schon rein Prog-rockig und wandelt sich dann komplett unerwartet zu einer wütenden, lauten Spirale richtig abwärts. Dazwischen grätscht es schon fast thrashig rein, unterbricht sich selbst jäh mit schon fast funkigem Ansatz… nimmt sich eben alle, im Titel selbst gegebenen, Freiheiten. Das ist definitiv ein Album, dass Fans von harter Musik sofort überzeugt, dessen Großartigkeit und Unabhängigkeit sich aber erst mit der Zeit zeigt.
Dauer: 35:50
Label: Nuclear Blast
VÖ: 27.08.2021
Tracklist „Dancing Into Oblivion“ von WHITE STONES
La Menace
New Age Of Dark
Chain Of Command
Iron Titans
Woven Dream
To Lie or to Die
Freedom in Captivity
Acacia
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