Wiegedood – There’s Always Blood At The End Of The Road – Review
Das belgische Black-Metal-Trio WIEGEDOOD legt mit “There’s Always Blood At The End Of The Road” gleich zu Anfang des Jahres ein extrem starkes Album vor. Nachdem Gilles Demolder, Wim Coppers und Levy Seynaeve die Trilogie “De Doden Hebben Het Goed”, mit dem zentralen Thema Verlust, zu Ende gebracht haben, erfinden sie sich jetzt quasi neu und erweitern die Grenzen des Genres auf ihre bemerkenswerte und eigene Art und Weise.
Die Dunkelheit in uns selbst
Der Opener “FN SCAR 16”, der Name eines belgischen Gewehrs, gibt sich aggressiv, wütet alles platt, zeigt Dominanz durch Wiederholung. WIEGEDOOD widmen “There’s Always Blood At The End Of The Road” dem dunkelsten Ecken in uns selbst. Dementsprechend sind die neun Tracks nicht harmonisch, es gibt wenig Schönes im eigentliche Sinne und WIEGEDOOD reichen uns auch keine helfende Hand oder scheinen Vergebung anzudeuten.
“And In Old Salamano’s Room The Dog Whimpered Softly” bezieht sich auf deine Textzeile aus “Der Fremde” von Albert Camus. Das Buch befasst sich mit der Absurdität des Menschseins, ebenso wie WIEGEDOOD. Der Song bricht mittig ab, unheilbringende Gitarren erzeugen Furcht und das eingespielte Sample ist sprachlich nicht sofort zuzuordnen. Die Angst der Person, die da spricht, spürt man aber ganz deutlich. Generell scheint Levy auf diesem Album mehrere Sprachen zu singen.
Über die Vielfältigkeit der menschlichen Abgründe
Entgegen der mit “De Doden Hebben Het Goed” etablierten Vorgehensweise von vier langen Songs, beinhaltet “There’s Always Blood At The End Of The Road” neun Tracks, die dementsprechend kürzer und unterschiedlich ausgestaltet sind. Gier, Neid, Missgunst, Überheblichkeit und Egoismus, es gibt zahlreiches zu besingen, wenn es darum geht, wie eklig Menschen sein können.
“Until It Is Not” ist mit Sicherheit der modernste Songs, mit disharmonischen Flächen, die immer wieder ins Bodenlose zu stürzen scheinen und darüber der stets auf den Punkt gebrachte Gesang von Levy. WIEGEDOOD zeigen sich auf diesem Album wirklich durchweg von ihren besten Seiten.
Black Metal 2.0.
“Now Will Always Be” nimmt die Idee vom Kehlkopfgesang auf, die WIEGEDOOD auf “De Doden Hebben Het Goed III” mit “Prowl” bereits angedeutet haben. Ein hypnotischer Song, der ein angenehmes Vakuum erzeugt, WOLVES IN THE THRONE ROOM hätten es nicht besser machen können. WIEGEDOOD führen die Monotonie zur Ekstase (“Carousel”), lassen sie so lange regieren, bis man sie schon fast als einen Teil von sich selbst akzeptiert. Das folgende “Wade” wirkt beinahe wie ein Interlude, ist inhaltlich nicht wirklich zuzuordnen und endet herrlich verstörend mit einer kleinen Bluegrass-Attacke im Sinne von PANOPTICONs “Kentucky”.
WIEGEDOOD haben in meinen Augen erst jetzt mit “There’s Always Blood At The End Of The Road” eindeutig bewiesen, dass sie zu Großem fähig sind. Dass sie tatsächlich Ideen haben, wie man den Black Metal weiterbringen kann und wie man ihn auch abseits der üblichen Floskeln inhaltlich füllen kann. Ein Hammeralbum!
Mehr darüber erfahrt ihr im Interview mit Levy von WIEGEDOOD zum Album “There’s Always Blood At The End Of The Road” .
Dauer: 44:29
Label: Century Media
VÖ: 14.01.2021
Tracklist “There’s Always Blood At The End Of The Road” von WIEGEDOOD
FN SCAR 16
And In Old Salamano’s Room, The Dog Whimpered Softly
Noblesse Oblige Richesse Oblige
Until It Is Not
Now Will Always Be
Wade
Nuages
Theft And Begging
Carousel
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