Yokohomo – Yokus Pokus – Review
YOKOHOMO aus Wien melden sich mit ihrer neuen Platte „Yokus Pokus“ zurück, das war es dann aber auch schon mit der Mystik. Musikalisch zeigt sich die Band bodenständig, rockig und überhaupt nicht vernebelt, sondern glasklar in ihrer Haltung. Man muss neidlos anerkennen, dass die Wiener Punkszene oft einen besseren Umgang mit dem weltweiten Abfuck findet. Ihre Mischung aus Zynismus und Rigorosität unterschlägt nicht, dass es rundherum düster aussieht, aber dem zu trotzen und mit Freude und ungewöhnlichen Ideen entgegenzutreten, ist eine gute Taktik. Und selbst wenn YOKOHOMO keine neuen Themen aus dem Hut zaubern, haben sie doch einen anderen Blick auf verkorkste Politik und eine Gesellschaft, die sich in harte Lager spaltet.
Keine Mystik, stattdessen geradeheraus
YOKOHOMO brettern auf „Yokus Pokus“ weder grob nach vorne noch überzuckern sie ihren Sound. Stattdessen halten sie einen guten Kurs, der beide Atmosphären berücksichtigt und gut verzahnt, wechselhaft präsentiert. Eigentlich sollten sie damit große Hallen füllen können. Die Musik entzündet sich schnell, und ohne formelhaft zu sein, richten sich die Texte an alle. Ein bisschen Ohoho und ein hittauglicher Refrain erhöhen nicht die Gefahr, dass YOKOHOMO zu sehr auf Masse abzielen. Dazu sind sie viel zu offensiv in ihrer Ausdrucksweise und positionieren sich eindeutig – und zwar nicht nur politisch. Mit „Fluch“ und „Bowie“ beleuchten sich zwei unterschiedliche Aspekte des Musikmachens: zum einen die unnötige Vorverurteilung im Musikjournalismus und zum anderen die generelle verbindende und heilsame Wirkung von Musik.
Wirklich narrisch gut!
„Verbrauchsgegenstand“ und „Instagirl“ setzen sich mit zeitlosen Themen wie Liebe und Selbstdarstellung auseinander, beides schmeckt nach der bewährten Melange von YOKOHOMO. Ob „Yokus Pokus“ nun Punk im eigentlichen Sinne ist, sei dahingestellt. Der Punkrock spaltet sich häufig in austropoppige Szenen, aber in Momente, die sich live zelebrieren lassen und in denen allen klar ist, dass es jetzt hier mal kurz hymnisch und wichtig wird. Das abschließende „Vodka“ ist mit dem anfangs gezupften Intro vergleichbar mit der launigen Kneipenharmonie von SWUTSCHER und grätscht dann in typisch britischen Streetpunk mit wuchtigem Chanting. YOKOHOMO haben eine bemerkenswerte Bandbreite und trotzdem eine ganz eigene Rezeptur. Dass die Platte Denkanstöße liefert und noch dazu musikalisch richtig Spaß bringt, lässt sich nicht leugnen. Wirklich narrisch gut!
Dauer:
Label: SBÄM Records
VÖ: 02.11.2024
Tracklist „Yokus Pokus“ von YOKOHOMO
Zucker
Calippo
Pennymarkt
Instagirl
Bildungsinstitut
Fluch
Wegziehen
Sneaker
Bowie
Verbrauchsgegenstand
Vodka
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