Kreis-Cover-Zirkel

Zirkel – Kreis (EP) – Review

Mit der EP “Kreis” legt das Quartett ZIRKEL die erste Veröffentlichung vor. Und schon alleine die Bandkonstellation bzw. die einzelnen Skills der Musikerinnen, versprechen, dass die Ohren gefordert und das Hirn belohnt werden. Dabei kann man gar nicht sagen, dass ZIRKEL so offensichtlich aus der Reihe tanzen oder gar anstrengend wären. Mitnichten. Aber sie sind fordernd und legen neue Strukturen, indem sie die üblichen, platt getrampelten, Pfade aka Hörgewohnheiten nicht so einfach erfüllen. “Wer bist du?”, heißt es im Opener “Du” und die spontane Antwort lautet sicher: “Is’ ja einfach, ich.”

Ja gut, und was genau? Dank der starken Rhythmusfraktion, bestehend aus Bass und Drums, marschiert der Song lässig nach vorne, wurde bewusst aufdringlich gestaltet. Man wird von dem Takt eingenommen, fühlt sich von dem melodischen Gesang etwas provoziert und gleichzeitig baut man sofort Vertrauen auf. Irgendwie hat alles auf “Kreis” was mit Denken zu tun oder wie ZIRKEL selbst singen: “Mmmmmhhh, gefährlich.” Atmosphärisch pendelt der Song zwischen Theater, angenehmem Trip und dem sanften Revolutions-Vibe der Siebzigerjahre.

ZIRKEL 2021

Immer im Takt bleiben, aber bitte im eigenen

Alle vier Musikerinnen, die bei ZIRKEL dabei sind, spielen Bass und verdammt yeah, das merkt man. Der Takt steht im Vordergrund, jeder Song wird unerbittlich in Bewegung gehalten und stetig nach vorne getrieben. Die Geschwindigkeit ist erstmal egal, Hauptsache im Takt bleiben. In “Bolero” lassen sich ZIRKEL noch mehr Zeit, setzen vermehrt Bewusstseins-beeinflussende Stilmittel ein. Man fühlt sich träge, wie kurz vor dem Einschlafen und aus der Anlage scheint der Duft einer auf einmal komplett angezündeten Packung Patschuli-Räucherstäbchen zu strömen. Alles auf “Kreis” wirkt irgendwie reizarm und gleichzeitig intensiv durchdacht und aus zahlreichen Details in mühevoller Kleinstarbeit gebaut. Herrlich, wie “Roberta” sich anschleicht, erst kaum spürbar ist und dann doch den kompletten Raum einnimmt. ZIRKEL kalibrieren die HörerInnen mit ihrem ganz ungewöhnlichen Vorgehen, die Wirkung tritt verzögert ein.

Beweg dich

Je öfter ich die EP höre, umso weniger weiß ich, was ZIRKEL eigentlich genau von mir wollen. Und genau das mag ich. “Verschiebung” entblättert ganz genüsslich Schicht für Schicht und erst am Ende sieht bzw. hört man die volle Pracht, die sich davor nur angedeutet hatte. Ergibt das irgendwie Sinn? Für Musiknerdistas mit Sicherheit, noch dazu erinnert die Farfisa-Orgel extrem an HELGE SCHNEIDER, wenn sie auch deutlich lasziver eingesetzt wird. Mit dem über lange Strecken instrumentalen Titelsong schließen ZIRKEL den “Kreis” und empfehlen sich für alle, die Bock haben auf wirklich neue Töne. Live wird das mit Sicherheit noch deutlich intensiver erlebbar sein.

Dauer: 22:42
Label: Treibender Teppich
VÖ: 14.05.2021

Tracklist “Kreis” von ZIRKEL
Du
Bolero
Roberta
Verschiebung
Zirkel

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