Lest das Interview mit Sarah und Matti zu "4 von 5" bei krachfink.de

Interview mit Akne Kid Joe zu “4 von 5” – Teil 2

High an alle Fans von AKJ, die jetzt schon sehnsüchtig auf die neue Platte „4 von 5“ warten, die am 07.06.2024 über Kidnap Records erscheint. Natürlich auch Servus an alle, die die Band AKNE KID JOE bis noch nicht kennen und sich in deren Musik reinfuchsen möchten. Das Interview mit Gitarristin und Sängerin Sarah und Gitarrist, Sänger und Texter Matti war so umfangreich, dass es in mehrere Teile aufgesplittet wurde. Teil 1 des Interviews mit AKNE KID JOE zu „4 von 5“ findet ihr hier bei krachfink. In diesem Teil sprechen wir darüber, warum Sebastian der mittlerweile vierte Drummer der Band wurde (4 von 5?!🤔), wie die Band Entscheidungen trifft, was Bobby McFerrin mit dem Wunsch nach einem Therapieplatz zu tun hat, einen mächtigen 60-Kilo-Dönerspieß als Gastgeschenk, Weihnachtsalben, rumbauern auf Konzerten und die Einstellung von Sarah und Matti zum Thema Religion. Wir steigen ein mit der Antwort von Sarah auf die Frage danach, was ihr bei der neuen Besetzung hinterm Schlagzeug wichtiger ist – Skills oder Charakter?

Sarah: Was neben Menschlichkeit und Skills genauso wichtig ist, ist die Zeit, die eine Person für die Band aufbringen kann. Also finde erst mal eine Person, der du am Anfang des Jahres sagen kannst: Übrigens diese 30 Termine, die wir bis Ende des Jahres haben, es wäre gut, wenn du die schaffen könntest. Egal, so mit Job und so. Und das ist nämlich die eigentliche Schwierigkeit. Und deswegen fand ich das auch so krass, dass das so schnell geklappt hat, das hatte nämlich die Vergangenheit ganz anders gezeigt. Du würdest am Ende schon eher mehr Leute finden, die natürlich auch irgendwie geil Schlagzeug spielen können und die vielleicht auch da Bock drauf hätten. Aber du musst erst mal jemanden finden, der sich das zeitlich so flexibel einrichten kann und so viel Zeit hat, auch da mitzuziehen. Wir spielen jetzt keine 60 Konzerte mehr im Jahr, aber wir spielen halt im Herbst einfach so im November oder so fast jedes Wochenende oder auch mal donnerstags. Und wenn jemand einen 40-Stunden-Job mit fixen Arbeitszeiten hat, geht dann einfach nicht. Und deswegen, das sind eigentlich so, finde ich, die drei wichtigen Komponenten, Menschlichkeit, Zeit und Skills. Und ja, ich bin super krass froh, dass das einfach so schnell geklappt hat.

Matti: Sebastian kannte unsere Mucke, also er hat uns von Anfang an gehört und gemocht, das ist ja auch nicht selbstverständlich. Die meisten Schlagzeuger oder Schlagzeugerinnen, die es gibt, die spielen parallel in vier Bands. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass man quasi für jede Band, in der man so spielt, eine krasse Leidenschaft entwickelt. Das ist dann halt einfach auch so Okay, ich habe Bock auf Schlagzeug spielen. Aber bei Sebastian war es ein bisschen was anderes, er kannte unsere Mucke und hatte wirklich auch schon die „Karate Kid Joe“-Platte gekauft. Er kannte jeden Song und ihm taugt es auch, was wir machen. Das ist schon auch noch mal wichtig, jemanden dabei zu haben, der sich auch mit der Musik identifizieren kann.

Aber was ich interessant finde, gerade wenn man an den Anfang des Gesprächs geht… Matti hat gesagt, man will ja nicht zwingend, dass da was hängen bleibt. Aber genau das, was du eben gesagt hast, Sarah, bedeutet ja, dass ja am Ende was hängenbleiben muss, damit die Leute auf Teilzeit gehen oder einen anderen Job machen können, weil es sonst auf Dauer nicht funktioniert. Und ich glaube, das ist auch wirklich bei vielen Bands das Problem. Wenn die ein gewisses Alter erreicht haben, dann kommen Kinder dazu und noch auch ein finanzieller Druck… dann schwindet die Euphorie.

Matti: Also ich habe auch mit dem Tätowieren aufgehört, damit ich Zeit für die Band habe. Mit dem Tätowieren habe ich deutlich mehr verdient, das kann ich schon sagen. Sarah hat auch eine Vollzeitstelle für eine Teilzeitstelle getauscht, da verdient sie natürlich auch viel weniger. Also es sind schon finanzielle Abstriche, die man machen muss, um dieses Teilzeit-Hobby Band irgendwie so mit hereinzubringen.

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Sarah und Matti backstage, Foto von Andreas Langfeld

Sarah: Und deswegen ist es auch wichtig, dass da ein bisschen was dabei rumkommt. Also ich kann jetzt von meinem Teilzeitjob und der Band zusammen leben, das ergibt für mich ein Gehalt, was unterer Durchschnitt ist, aber es funktioniert halt so. Aber ich habe auch keine Kinder oder sonst irgendwas. Also genau, es stimmt schon, der Lifestyle muss auch zusammenpassen mit dem, was du bei der Band erreichen kannst. Das war, was ich gemeint habe.

Der erste Song, den ihr rausgehauen habt, war „50/50“. Es geht in dem Song darum, Entscheidungen zu treffen, ne?

Matti: Ja, im Endeffekt geht es aber auch so ein bisschen darum, dass halt irgendwie alles für den Arsch ist.

Sarah: Vom Regen in die Traufe quasi.

Wie trefft ihr denn Entscheidungen in der Band?

Sarah: Meistens sind wir uns einig und wenn wir nicht einig sind, dann entscheidet der Matthias.

Matti: Wir sind schon wirklich sehr basisdemokratisch, würde ich sagen.

Sarah: Ja, würde ich auch sagen. Also, wenn jemand einfach ein Veto einlegt bei irgendwas, dann geht es da auch nicht drüber halt. Also, so ist es und wir versuchen immer, einen Konsens zu finden.

Matti: Wir hatten bei der Platte beim Aufnehmen einmal eine solche Situation… Also, wir haben halt irgendwie wegen diesem „Wer hat die Telefonnummer von Bobby McFerrin“-Song ewig rumgeschissen und überlegt, wie man den am besten bringen kann und da gab es schon zwei verschiedene Versionen, mit denen wir nicht happy waren. Und dann war ich mit Peter nochmal im Proberaum und meinte so Okay, ey fuck it, lass einfach einen Reggae-Song draus machen. Das ist cool, wir haben Bock jetzt auf einen Reggae-Song. Und wir haben das gemacht und dann danach einfach in die Gruppe geschickt. Sarah meinte, saugeil. Und René meinte, finde ich furchtbar. Und hätte der jetzt gesagt, dass er da echt ein Veto einlegt, dann hätten wir das wahrscheinlich zähneknirschend hingenommen. Aber er hatte dann schon auch selber gesagt, wenn alle cool damit sind, dann passte es für ihn auch, solange wir den nicht live spielen. Aber nun ist er ja eh ausgestiegen.

Sarah: Das ist wahrscheinlich der eigentliche Grund.

Matti: Das ihm wahrscheinlich den Rest gegeben.

Und ihr hattet ja auch schon mal einen Offbeat, bei „Gestern Emergenza“, also es war eigentlich nicht wirklich was Neues, ihr habt es nur einfach mal konsequent durchgezogen und ich finde es richtig cool.

Matti: Ich finde Reggae an sich auch cool. Ich mag Reggae.

Sarah: Peter und Matti hegen auch schon immer den Traum von der eigenen Reggae-Band.

Matti: Ich finde eigentlich, das ist die größte Challenge. Das würde mir gefallen, eine Reggae-Band zu gründen, aber eine, die cool ist halt. Die vielleicht auch schafft, Reggae zu machen, ohne sich so diesem Vorwurf der kulturellen Aneignung schuldig zu machen. Die vielleicht Reggae cool macht für eine Zielgruppe, die nicht so aus so peinlichen Dreadlock-Heinis besteht.

Ich finde den Musiker Bobby McFerrin total interessant, der hat ja „Don’t Worry, Be Happy“ gemacht, aber das ist eigentlich richtig Kathy-Hummels-Style zum Thema Mental Health, ganz plump so „Don’t Worry, Be Happy“.

Matti: Darum geht ja der Song eigentlich. Also das war schon die Zeit, in der ich voll den mental Abfuck hatte und in der man Listen durchtelefoniert mit irgendwelchen Therapieangeboten und überall gibt es Wartelisten bis zu einem dreiviertel Jahr. Und dann habe ich nochmal diesen Bobby McFerrin-Song im Radio gehört und da singt er ja… „If you worry, just call me, I’ll give you my phone number“ oder sowas. Und dann dachte ich, ja, okay, das ist ja eigentlich saugeil, man könnte ja anstatt, dass man die Therapieplätze alle durchprobiert, einfach den Bobby McFerrin anrufen und sagen, mir geht’s nicht gut. Aber wo ist die Scheiß-Telefonnummer bitte halt? Das war so ein bisschen die Idee.

Ich glaube, auch so künstlerisch wäre es total interessant, mal mit dem zu sprechen. Der ist ein musikalisches Genie, sehr versiert mit Fünftonmusik. Es gibt interessante YouTube-Videos mit ihm, in denen er wirklich rein mit dem Körper und mit der Stimme etwas ganz Geiles erschaffen kann. Das ist eigentlich auch witzig als Brücke zur Therapie, also die Tatsache, dass auch Reggae eigentlich nur einfach wirkt, aber schwer zu erschaffen ist.

Matti: Ich würde jetzt auch gar nicht sagen, dass Bobby McFerrin ein Reggae-Künstler ist, der ist im Endeffekt einfach so ein ganz krasser Vokalist, finde ich. Ich glaube aber, wenn man auf Wikipedia Bobby McFerrin schaut, dann steht vielleicht schon Reggae-Artist drin, aber der würde mir nicht einfallen, wenn es um Reggae geht.

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