Teaser Girl Tones Foto von Morgan Bass

Interview mit Kenzie und Laila von Girl Tones

Die beiden Schwestern Kenzie (21) und Laila (17) kommen aus Bowling Green, KY, eine Stadt in Amerika mit knapp 70.000 Einwohnern. Kenzie fügt stolz hinzu, dass auch die Band CAGE THE ELEPHANT von dort stammt. Wer weiß, eventuell nennt man bald GIRL TONES als prominente Referenz? Der Lo-Fi-Garage-Rock, den die beiden da ganz locker im Sinne von THE WHITE STRIPES aus der Hüfte zu schießen scheinen, weiß zu begeistern. Und noch dazu sind die beiden bemerkenswert fokussiert und clever. Eine erfrischende Begegnung mit zwei starken Musikerinnen, die sich nicht unterkriegen lassen und sehr bald ein Album am Start haben.

Ihr macht sicher schon immer zusammen Musik, oder?

Laila: Mit 5 Jahren habe ich angefangen Klavier zu spielen und Kenzie war so ungefähr 7 Jahre alt, als sie anfing Cello zu spielen. Gefühlt machen wir schon immer gemeinsam Musik, probieren uns aus und basteln an Songs. Wir sind in einem sehr musikalischen Haushalt aufgewachsen und waren immer von Musik umgeben.

Kenzie (rechts): „Das ist ja das Schöne an Musik, es gibt für jeden etwas.“ Foto von Morgan Bass

Eure Eltern haben darauf geachtet, dass ihr auch gute Musik hört. Gibt es da überhaupt einen Unterschied und gibt es in euren Ohren gute und schlechte Musik?

Kenzie: Das ist eine echt schwierige Frage! Musik wird ja sehr subjektiv wahrgenommen und deshalb ist es schwer zu sagen, ob es gute und schlechte Musik gibt… Ich habe Musik immer aus meiner Sicht wahrgenommen und natürlich gibt es Dinge, die ich persönlich nicht mag. Aber das schließt ja nicht aus, dass es jemand anderem etwas bedeutet. Das ist ja das Schöne an Musik, es gibt für jeden etwas. Es ist wichtig, dass man allen Spielarten gegenüber offen ist, denn man kann auch von Zeug, das man nicht mag oder auf Anhieb versteht, viel lernen.

Laila: Ich empfinde Musik als enorm vielschichtig und da verbirgt sich so viel dazwischen, schon alleine deshalb kann man das nicht eindeutig als gut oder schlecht definieren. Das ist alles sehr subjektiv und jeder hat da seinen eigenen Geschmack. Kommt also darauf an, was man daraus macht. Nicht jeder wird alles mögen, aber die Unterscheidung ist eher mögen und nicht mögen und weniger gut und schlecht.

Ihr habt sicherlich noch viel mehr Songs in der Warteschleife, als die, die ihr bisher veröffentlicht habt, oder?

Kenzie: Wir schreiben ständig neues Zeug, obwohl dieses Jahr echt hart für uns war. Es gab schon Zeiträume, in denen wir nicht geprobt und auch nichts geschrieben haben. Aber das ist ok und auch ganz normal, wenn der kreative Fluss mal unterbrochen wird. Manchmal braucht man einfach eine Pause. Wir haben wirklich einen Haufen Ideen für neue Songs, aktuell ist das eher eine Frage des Arrangements – aber wir sind dran! Das Album, an dem wir gerade arbeiten, wird einige neue Songs enthalten, einige davon haben wir noch nie öffentlich gespielt. Das ist irgendwie beängstigend.

Laila: Solche Phasen durchlaufen wir immer wieder, auch jetzt während der Quarantäne. Es gab Zeiten, in denen wir ein paar Mal in der Woche geübt haben und dabei eher zufällig neue Sache geschrieben haben. Aber wir haben definitiv einige Songs, die darauf warten, gehört zu werden, was wirklich aufregend ist!

Wie läuft denn der Entstehungsprozess meistens ab, ist das so intuitiv, wie es klingt?

Kenzie: Ja, würde ich schon sagen. Meistens kommen uns die besten Ideen, wenn wir einfach nicht nachdenken und nur spielen. Aber das ist auch nicht immer der Fall, manchmal geht es auch von einem Instrumental aus, das für uns gut klingt. Dann haben wir etwas Mühe, den richtigen Texte dazu zu finden oder umgekehrt. Das variiert, aber man kann schon sagen, dass das beste Zeug entsteht, wenn wir einfach loslegen.

Laila: Dann kommen wir in einen guten Flow rein, auch wenn wir Songs spielen, die wir schon fertig haben. Wir machen echt viel und nehmen alles auf, sodass wir nichts vergessen. Aber es gibt auf jeden Fall einige Riffs, die trotzdem in Vergessenheit geraten und niemals zu Ende gedacht wurden. Das ist auch irgendwie schön, dass jede einzelne Idee noch das Potenzial hat ein Lied zu werden.

Manches ist überall auf der Welt gleich. Zum Beispiel die Tatsache, dass Musik von Frauen weniger Aufmerksamkeit kriegt, als die von Männern, selbst wenn es gleichwertig klingt. Was ist eure Erfahrung damit?

Kenzie: In der kurzen Zeit, die wir als Band unterwegs sind, waren wir schon viel Frauenfeindlichkeit ausgesetzt. Es ist sehr frustrierend und ich fürchte, wir werden immer wieder damit umgehen müssen. Nicht nur in unserer Band, auch in unserem täglichen Leben. Ehrlich gesagt ist das eine großartige Inspiration für unsere Songs und der Grund, warum wir das tun, was wir tun. Wir haben so viel Zeit und Mühe in dieses Projekt gesteckt, und ich denke, die Leute sehen das. Wir haben einen langen Weg zurückgelegt, und ich denke, das liegt daran, dass die Leute uns so akzeptieren, dass wir so sind, wie wir sind. Wir machen keinen Mist! Wir haben alles gegeben, und ich denke, das gefällt den Leuten.

Laila: Das ist etwas, das mich wirklich frustriert. Nicht nur in der Band, sondern wenn ich einfach mein Leben leben will. Ich arbeite auf einem Bauernhof und merke diese Unterschiede, seit ich ungefähr 10 Jahre alt war. Ich war immer eine harte Arbeiterin, aber es gab so viele Male, in denen die Leute mich einfach nicht ernst genommen haben. Es ist eine sehr irritierende und entmutigende Sache für mich. Ich habe das Gefühl, dass die Band eine Art Befreiung von diesen Gefühlen ist. Wenn wir auf der Bühne spielen, fühlt es sich wie eines der wenigen Momente an, in denen ich tatsächlich gesehen werde. Ich habe das Gefühl, es zeigt, wer ich bin und zwar nicht als Frau, sondern als Künstlerin. Es ist eine Flucht vor den Vorurteilen, die manche Menschen über mich haben, die mich im Leben zurückhalten wollen. Ich bin einfach die, die ich bin, und ich werde das für niemanden ändern.

Eure Texte sind selbstbewusst und stark, würdet ihr euch als Feministinnen bezeichnen?

Kenzie: Ja, das sind wir beide. Der Sinn von GIRL TONES ist, einen sicheren Raum für uns beide zu schaffen, in dem wir unsere Gefühle und Erfahrungen teilen können. Es ergibt sich, dass vieles davon mit Feminismus zu tun hat. Und wir hoffen, dass wir andere Menschen, die ähnlich fühlen, dazu inspirieren können, laut darüber zu sprechen und selbstsicherer zu werden.

Laila: Ich glaube stark an Gleichberechtigung und den Kampf für Gerechtigkeit und unsere Musik spiegelt das wider. Es kommt aus unserer Perspektive, aus dem was wir fühlen und nicht aus dem, wie andere uns sehen. Das ergibt Sinn.

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