Foto von der Band Abraham für ein Interview auf krachfink.de

Interview mit Dave von Abraham zum Album “Débris de mondes perdus”

Die Schweizer Noise-Post-Metal-Band ABRAHAM erzählt Geschichten aus der Dunkelheit, aus der tatsächlichen und aus der in den Herzen der Menschen. Das führt zwangsläufig dazu, dass sich die Sinne kalibrieren und man sich auf andere Nuancen konzentrieren kann. (Neu-)Sänger und Drummer Dave gab bereitwillig Auskunft über die Entstehung der Platte und seinen Anspruch an die eigene Musik.

Nachdem “Look, Here Comes the Dark!” den Untergang der Menschheit angekündigt hat, beschäftigt sich euer neues Album “Débris de mondes perdus” nun mit der Zeit danach. Siehst du wirklich so dunkel in die Zukunft oder ist das eine bewusste, künstlerische Überspitzung?

Mir erscheint die Gegenwart schon sehr dunkel : Alles was kontrolliert, benutzt, ausgebeutet, verschmutzt, zerstört, vernichtet werden kann, wird es auch. Wir befinden uns mitten in einem riesigen Wahnsinn, einem Krieg gegen das Leben und machen auch noch freudig mit. Was genau in der Zukunft passieren wird, weiß ich natürlich nicht, einige eindeutige Indizien haben wir aber vielleicht schon. Nehmen wir mal den Text zum Song “Dedans les décombres en langues pendues”, auf den wir unseres Album aufgebaut und der uns aus einer der möglichen Zukunft kommuniziert wurde. Darin geht es darum, dass kaum noch etwas Lebendiges auf dieser Erde zu finden sein wird, aber auch dass die paar Menschen, die noch herumkriechen, dicht zueinanderhalten. Aber wie gesagt, das ist nur eine mögliche Zukunft, es gibt noch unzählbar weitere.

Ist es deprimierend, sich mit einer solchen post-apokalyptischen Stimmung zu befassen oder eher befreiend?

Für mich ist die Welt schon jetzt eine Dystopie, also ist es mir wahrscheinlich ein starkes Bedürfnis diese Themen zu bearbeiten und die Emotionen, die sie bei mir ganz persönlich auslösen, in eine Platte zu verwandeln.

Wie und wo habt ihr das Album aufgenommen? An vielen Stellen klingt es für mich live und extrem nah an mir als Hörerin dran.

Die Drums wurden im Blend Studio aufgenommen, das ist eine ehemalige Scheune und bietet damit einen sehr großen Raum, in einem altem Holzbau, für die Tonaufnahmen. Das ist ein sehr angenehmer Ort in der Lavaux Region, mit Blick über die Rebberge und den Genfer See. Die Gitarren und den Gesang haben wir dann in unserem Proberaum mit angepasstem Material aufgenommen. Das Live-Feeling, das du erwähnst, liegt wohl daran, dass wir keine Extra-Instrumente oder Samples gebraucht und das Ganze sehr minimal produziert haben.

Vor Kurzem habe ich Levy von der Band WIEGEDOOD interviewt und wir haben darüber gesprochen, dass schöne Musik nicht unbedingt schön im Sinne von harmonisch oder zugänglich sein muss. Das trifft auf euer Album auch zu. Was braucht ein Album, damit du es als “schön” beschreiben würdest?

Also wir versuchen keine “schöne” Musik zu machen, sondern eher etwas, an dem man sich reiben kann, es soll aber auch abwechslungsreich und ausgewogen sein. Das ist zumindest, was wir zu erreichen versuchen, denke ich. Aber Ausgewogenheit ist ja auch eine persönliches Empfinden, und vielleicht nur ein anderes Wort für Schönheit. Also sollte man die Harmonie nicht unbedingt in dem melodischem Bereich suchen, sondern eher woanders.

Bei eurer Musik kommen mir sofort Bilder in den Sinn. Das sind Abgründe, Steinlandschaften und bösartige Gestalten. Woran denkst du, wenn du die Musik schreibst oder dann selbst spielst?

Ich sehe unsere Musik definitiv auch als eher visuell an, es freut mich also, wenn es bei dir auch so ankommt. Wenn ich Texte schreibe, versuche ich eher einen Moment oder eine Szene zu beschreiben. So wie ich mir eigentlich auch ein Gedicht vorstelle. Die Zeit steht still, aber der Raum kann unendlich sein. Das Gegenteil zu einer Geschichte, in der die Abhandlung sich in der Zeit abspielt und der Raum meistens viel bescheidener ist. Obwohl ich viel lese und Geschichten liebe, halte ich aber eigentlich nicht viel von meinen eigenen, erzählerischen Fähigkeiten. Was mir dann bei dem Spielen wichtig ist, ist dass die Atmosphäre auch stimmt, dass das musikalische Bild sich aus meiner Sicht richtig aufbaut.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert