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Interview mit Eirik Melstrøm von The Good The Bad And The Zugly zum Album „Algorithm & Blues“

Die norwegische Punkrockband THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY hat eindeutig Humor und scheint sich selbst nicht ganz so ernst zu nehmen. Was es mit der neue Platte „Algorithm & Blues“ auf sich hat und wie sich das so anfühlt, wenn man seinen Sänger plötzlich mit KVELERTAK teilen muss, all das wollten wir wissen. Die Antworten von Gitarrist und Hauptsongwriter Eirik Melstrøm passen zwar immer nur so halb zu unseren Fragen, sind aber auch dafür doppelt so unterhaltsam.

Euer Intro klingt verdächtig nach AC/DC, hat euch diese Band beeinflusst?

Wenn Du sagst, Du stehst auf Rock oder Punk, aber nicht auf AC/DC, dann bist Du eindeutig eine Lügnerin! Ich habe über die Jahre viele selbsternannte RockkennerInnen kennengelernt, die sagen, dass sie mit AC/DC oder dem australischen Rock im Allgemeinen nichts anfangen können. Aber ich bin mir sicher, dass es nur ein schwacher Versuch ist, um einen hartnäckigen Vorteil gegenüber der Musikindustrie bestätigen zu können. Ich sehe keinen Grund, warum man nicht das neue CARIBOU-Album loben kann und im nächsten Moment mit ausgestreckten Armen und vollem Elan vor dem Badezimmerspiegel Luftgitarre spielen darf. Oder von mir aus auch in der Kneipe bei Dir im Ort. Also sollte das Intro natürlich klingt wie AC/DC, es gibt wahrlich wenige Gründe, warum es das nicht sein sollte.

Eure Riffs scheinen wirklich der Kern jedes Songs zu sein, schreibt ihr eure Songs meistens basierend auf einem Riff?

Riffcore, das wäre ein geiler Songtitel. Aber ja, genau so ist es, die meisten Songs basieren auf einem Riff.

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THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY, Foto von Andras Varga

Was war Deine lustige Begegnung mit einem von euren Fans?

Ein Typ kam nach einer unserer Show zu uns und bot uns an, eine seiner Nieren zu spenden. Eines unserer Bandmitglieder hatte zu der Zeit ein massives Organversagen aufgrund von Alkoholismus. Wir setzten einen Vertrag auf und machten hinter den Kulissen alles klar. Ok, er war ein bisschen betrunken, als er unterschrieb. Und der Typ mit dem Organversagen erholte sich plötzlich nach einer Weile, also gab es keinen Bedarf mehr, aber wir mussten die Niere am Ende doch nehmen. Aber sollten wir sie jemals brauchen, haben wir eine in petto. Unter Berücksichtigung des exponentiellen Wachstums der innerhalb der Band konsumierten Alkoholmengen im letzten Jahrzehnt, wird es nicht lange dauern, bis wir darauf zurückgreifen müssen.

Stell Dir vor, dass THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY für 10 Minuten die Aufmerksamkeit der kompletten Welt hätten, was würdest Du sagen?

Ich befürchte, das wären die längsten und peinlichsten zehn Minuten in der gesamten Geschichte der Menschheit. Stell Dir mal alle Augen und Ohren der Welt vor, die sich auf die fünf Menschen konzentrieren, die am wenigsten dazu fähig sind, mit so einer Verantwortung umzugehen. Ich befürchte, dass wir alles noch viel schlimmer machen würden. In der Tat denke ich, uns eine globale Plattform und so enorme Aufmerksamkeit zu geben, wäre schädlich für das Wohl der meisten Menschen. Am besten wäre es sicherlich, wenn wir einfach zehn Minuten schweigen würden, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass das wirklich so passieren würde. Ich denke also, aus purer Dummheit würden wir der Welt sagen, dass es einige Menschen gibt, die einfach nicht ausreichend gut ausgestattet sind, um die Verantwortung für andere zu haben und genau deshalb weniger Beachtung bekommen sollten.

All you need is love, oder? Wäre es für eine Band wie THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY möglich einen Liebessong zu schreiben und was ist Deiner Meinung nach der beste Liebessong aller Zeiten?

Natürlich könnten wir ein Liebeslied schreiben. Aber ich denke, das würde dann davon abhängen, ob wir auch wirklich die wahre Liebe schon erfahren haben. Man kann sagen, wir haben eine gewisse Liebe zu unserem Stammlokal in Oslo, dem Last Train. Aber das ist eine Liebe, die von verschiedenen Arten von Sucht hervorgerufen und begleitet wird. Man kann also sagen, es ist eine gefährliche Liebe. Wir vertrauen nur auf Beziehungen, bei denen wir 100% sicher sind, dass wir nicht vom jeweils anderen enttäuscht werden. Deshalb ist Alkohol die perfekte Kombination aus Geliebte, Frau und Liebhaber – immer vertrauenswürdig und eine, die dich nie im Stich lässt. In diesem Sinne, denke ich, sagen die Worte von GANG GREEN schon alles: „No doubt about it, can´t live without it, alcohol, I´d rather drink than fuck“. Wahre Liebe ist schwer zu finden, also falls Du erfolgreich warst, halte sie fest und lass nie wieder los!

„Staying With The Trouble“ ist einer meiner Lieblingssongs auf dem Album, ich liebe diese Mischung aus Härte und Melodien.

Vielen Dank! Diese Melodien diene dazu, um das gesamte pubertierende Gerede von Alkohol – und Drogenmissbrauch auszubalancieren. Tief im Inneren haben wir alle ein gebrochenes Herz, Verstand und den Wunsch, geliebt und gepflegt zu werden. Wir müssen es nur spielen, anstatt es zuzugeben. Niemand glaubt, „While My Guitar Gently Weeps“ handelt ernsthaft von George Harrisons Gitarre, oder Du etwa?

„The Man Behind The (Oxygen) Mask“, erzähl mir mal mehr über den Song, ist das eine Metapher auf einen alten Mann im Musikbusiness?

Nein, überhaupt nicht, es ist keine Metapher! Es ist ein Lied über einen Mann, der eine Sauerstoffmaske zum Überleben braucht. Weißt Du, die Menschen um uns herum werden älter und wir haben immer mehr Dinge, mit denen man sich vor 15 Jahren noch nicht befassen musste. Neue exotische und brutale Krankheiten, uns belasten plötzlich so Dinge wie Hämorrhoiden, Fußpilz und natürlich Schlafapnoe. Ja, wir haben große Probleme mit Alkohol, Drogen und Depressionen, aber wir haben schon so viele Lieder darüber geschrieben. „The Man Behind The (Oxygen) Mask““ ist also eine Ode an die Leidenden, besonders von Schlafapnoe. Horden von Menschen auf der ganzen Welt leiden darunter. Und sie haben kein Lied dafür. Also mit diesem Lied bieten THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY den Betroffenen Halt an und reichen ihnen eine Hand, um die erstickende Wanderung durch das Tal des Todes erträglicher zu machen.

Meine nächste Frage bezieht sich auf den Song „Fuck Life But How To Live It“. Hand aufs Herz, hast Du dich jemals selbst gegoogelt und welche Ergebnisse wurden angezeigt?

Wir googeln uns fast jeden Tag, weil uns sehr interessiert, was andere Leute über uns denken. Ich fürchte, die Ergebnisse gehen nicht immer in unsere gewünschte Richtung. Wir lasen einmal über einen Typ aus Bergen, der angeblich unsere Songs und unsere T-Shirt-Designs hasste und sagte, dass wir in jeder Hinsicht schwach wären. Das war sehr hart für uns und es fiel uns tatsächlich schwer, über diesen Hass hinwegzukommen. Also werden wir diesen Wichser im Internet jagen.

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