Statues Interview 2020 Teaser

Interview mit Magnus und Johan von Statues zum Album „Holocene“

Die schwedische Post-Noise-Punkband STATUES hat mit „Holocene“ erst ihr zweites Album veröffentlicht. Trotzdem fühlt es sich an, als ob das Trio schon immer da wäre. Das liegt sicherlich daran, dass sie an große Bands wie HÜSKER DÜ erinnern, aber durch genügend Eigenleistung auch nicht wie ein aufgewärmter Eintopf von gestern klingen. Die sympathischen Musiker Johan und Magnus gaben bereitwillig Auskunft darüber, ob sie seit dem Debüt ordentlich Muskeln trainiert haben, die flotte Entstehung von „Holocene“, wie es ihnen aktuell während der Pandemie so geht und an welchem Punkt man den Song einfach mal Song sein lassen sollte.

Statues Band 2020 Ossian Danielsson Öberg
STATUES 2020, Foto von Ossian Danielsson Öberg

Als wir uns das letzte Mal gesprochen haben, habt ihr mir verraten, dass die Herausforderung für euer erstes Album „Adult Lobotomy“ in erster Linie eher eine körperliche und weniger eine kreative war. Wie sieht es jetzt beim zweiten Album aus, habt ihr viel im Fitnessstudio trainiert?

Magnus: (lacht) Am Tag der Aufnahme waren wir auf jeden Fall in hervorragender Form, wir haben Glück gehabt und konnten 13 Songs in nur drei Stunden aufnehmen. Das Studio zahlte uns das Geld zurück, wir hatten es eigentlich für zwei Tage gemietet und bezahlt. Irgendwie schien an diesem Tag alles zu funktionieren, viele erste Aufnahmen waren perfekt, es hat Spaß gemacht und plötzlich waren wir fertig.

Welche Verbindung hat der Titel „Holocene“ zu den Songs auf dem Album?

Magnus: Der Titel sollte eigentlich „Ending the Holocene“ sein und wir hatten auch ein ganz anderes Albumcover geplant, aber dann fanden wir tatsächlich eine andere Band, die diesen Titel bereits verwendet hatte und auch genau die gleiche Cover-Idee. Das war wirklich seltsam (lacht). Der Titel „Holocene“ markiert das Ende einer Ära, das Thema des Albums, das Ende dieser geologischen Epoche, in der wir uns gerade befinden. Ohne wie Nostradamus klingen zu wollen, aber es ist beängstigend zu sehen, wie schnell sich die Umgebung gerade verändert.

Eure Musik zerreißt mich, macht mich auf eine schöne Art traurig und fröhlich zugleich. Wie kriegt ihr das hin?

Magnus: Ich denke, viele Bands und Künstler aus Nordschweden haben eine melancholische Seite. Es ist für uns selbstverständlich, mehr in Moll als in Dur zu schreiben. Das kombiniert mit Texten, die nicht besonders traurig sind, schafft diese Kluft, vermute ich. Johan schreibt fast nie über persönliche Beziehungen, zumindest nicht direkt. Die Energie, die unsere Musik hat, macht uns auch glücklich.

Worum geht es in „Something in the water“, um eine Person, die grundsätzlich das System destabilisieren möchte, oder?

Johan: Dieses Lied spielt mit Verschwörungstheorien. Ich habe in einer Zeitung gelesen, dass irgendwo in den USA viel Blei im Trinkwasser war und das machte Kinder angeblich hyperaktiv und schwer zu handhaben. In dem Song habe ich daraus eine fiktive Geschichte gemacht. In dieser versuchte die Regierung aktiv die Menschen zu befrieden und macht sie aufgrund der hohen Energie, die durch das Trinkwasser verursacht wurde, zu aktiven Demonstranten.

Habt ihr „Holocene“ während der Pandemie aufgenommen?

Magnus: Wir haben das Album tatsächlich vor der Pandemie, nämlich am 24. August 2019, aufgenommen. Ein bisschen beängstigend, oder? Es wurde während der Pandemie gemischt, deshalb hat es so lange gedauert. Unser Produzent Christian Ramirez hatte plötzlich keinen Zugang zu seinem Studio. Er wurde unter Quarantäne gestellt und baute von Grund auf ein neues Mischstudio in seinem Haus.

Schweden verfolgt im Hinblick auf die Pandemie eine andere Strategie, als der Rest Europas. Fühlt ihr euch sicher damit?

Magnus: Wie die meisten Schweden vertrauen wir Anders Tegnell. Ich denke, die Strategie war gut, obwohl sie die älteren Menschen eindeutig nicht schützen konnten. Ich stimme der Regierung zu, dass es für die psychische Gesundheit der Menschen auch wichtig ist, während einer Pandemie eine offene Gesellschaft zu haben, solange die Menschen die Verantwortung haben, Anweisungen zu befolgen, Abstand zu halten, hygienisch zu sein und all dieses Dinge. Wir mussten nie die zusätzliche Krankenhausbetten verwenden und auf typisch schwedische Weise sind die Menschen nicht in Panik geraten, sie haben zugehört und größtenteils Respekt gezeigt.

„Cardiac Arrest“ ein ein ziemlich cooler Song. Wie wichtig ist es, das Herz zu schützen und wie genau sorgt ihr persönlich für seine Sicherheit?

Johan: Das Lied bedient sich dem Bild des Songs und Video zu „Suit and Tie Guy“ von D.R.I.. Wenn der weiße privilegierte Mann und der männliche Irrtum an einem Herzstillstand sterben – metaphorisch natürlich- , können wir eine gleichberechtigte Gesellschaft aufbauen. Wir hatten Pläne für ein Video, in dem wir in Anzügen mit Einkaufswagen mit Nahaufnahmen herumlaufen und die verschwitzte Stirn zeigen. Was uns betrifft, hilft Punk in unseren Vierzigern, das Herz zu schützen.

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