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Interview mit Pabst zum Album „Deuce Ex Machina“

Berlin calling! Drei Tage vor der Veröffentlichung ihrer zweiten Platte „Deuce Ex Machina“ meldet sich die komplette PABST-Bande telefonisch aus der Hauptstadt, um mit krachfink.de zu quatschen. Die Laune ist äußerst gut und wo sich aufgrund der harten Zwangsbremse durch Corona Erschöpfung und Frust breitmachen könnten, glänzt das Trio mit Vorfreude und Optimismus. Einen dicken Kreativitätsstempel haben PABST auf jeden Fall verdient. Für ihre zahlreichen Videos, die Gewinnspiele, die Ausgestaltung der Vinyl-Box und natürlich auch für die Musik.

Lasst uns erstmal über den Albumtitel sprechen, was bedeutet „Deuce Ex Machina“?

Erik: So richtig bedeutet es eigentlich nichts, es ist eher ein Wortspiel auf Deus Ex Machina, also den Gott aus der Maschine. Wenn die Handlung sich auf einmal vollkommen unmotiviert wendet, dann hat man das im Theater oder Film so genannt. Also es kam zum Beispiel ein Charakter dazu, den es vorher gar nicht gab oder alle sterben aufgrund eines Erdbebens. Und wir fanden es lustig einen Twist einzubringen und also anstatt Gott den Teufel zu nehmen. Deuce heißt Teufel, klingt also so ähnlich und außerdem heißt es auch noch zwei und das ist ja unser zweites Album.

Pabst-2020
PABST, 2020

Tilman: Die Idee zum Titel stand auch schon fest, bevor wir das Album aufgenommen haben, weil das Wortspiel so gut gepasst hat.

Seht ihr euch eher als den aktiven Teil, also die Veränderung, die von außen kommt. Oder als den passiven Teil, der wahrnimmt, dass sich etwas verändert?

Erik: Bei der Redewendung geht es darum, dass überhaupt etwas passiert und man kann es quasi auf jeden Song anwenden. Aber wir sehen uns überhaupt nicht als irgendwas, höchstens als Beobachter.

Und der Titel birgt auch die Gefahr, ihn falsch zu schreiben.

Erik (lacht): Ja, wir haben uns überlegt, dass das nächste Album einfach „selbstbetitelt“ heißt oder von mir aus auch „Nummer drei“.

Tilman: Aber selbst „selbstbetitelt“ kann man ja auch mit p in der Mitte schreiben (lacht).

Erik: Oder wir nennen es gleich „selpstbetitelt“.

Genau, dann macht ihr das P noch etwas größer und daraus wird dann PABST. Konntet ihr nach dem ersten Album einen richtigen Schnitt machen und für das zweite komplett neu angefangen oder habt ihr noch alte Songideen aufgegriffen?

Erik: Das war ein echter Schnitt. Unser erstes Album „Chlorine“ war ja schon ein zeitlang fertig und dann kam eine Zeit, in der wir echt viel getourt sind (Anm.d.Red.: u.a. mit BOB MOULD und DRANGSAL) und irgendwann hatten wir dann Ende des Jahres Zeit, um neue Sachen zu schreiben. Erst hatten wir gar nicht vor ein Album herausbringen, wir dachten, dass das irgendwie auch Quatsch ist. Das Album ist draußen und dann interessiert es die Leute eine Woche lang und dann ist es irgendwie verschenkt und vergessen. Also wollten wir das erst nicht und haben einzelne Songs gemacht, aber der Plan ging dann auch nicht so ganz auf. Also haben wir Anfang letzten Jahres die ersten und dann Anfang dieses Jahres die restlichen Songs für ein Album.

Und deshalb kam dann zum Beispiel dazwischen der Song „Forever OK“, der ja auf keinem der beiden Alben ist?

Erik: Genau, damit fing es an. Der Song war ein Überbleibsel vom ersten Album, aber neu aufgenommen. Da haben wir zum ersten Mal mit Moses Schneider gearbeitet, er hat einen Remix von der Albumversion gemacht und den fanden wir ganz geil. Also er hat es so gemischt, wie er es gemischt hätte, wenn er es aufgenommen hätte. Und dann hatten wir noch eine Radiosession, bei der wir den Song live gespielt haben und die hat er auch aufgenommen und die Version fanden wir viel geiler als das Original.

Wir hatten also eigentlich echt vor, nur Singles zu machen und dann zu schauen, was man damit anfangen kann, also sowas wie eine Singlekollektion. Aber irgendwann haben wir gemerkt, dass das gar nicht so einfach ist. Wir haben jetzt insgesamt fünf Singles gemacht und das ist ein unfassbarer Aufwand, eigentlich wollten wir sogar sieben machen, aber da hat uns unser Vertrieb glücklicherweise gestoppt (lacht).

Der Countdown bis zur Veröffentlichung von „Deuce Ex Machina“ erscheint mir sehr rund und perfekt aufeinander abgestimmt. Mit einzelnen Singles wäre das stark zerrissen gewesen und ich mag auch lieber Alben. Steht ihr auf Singles oder fehlt euch dann auch was?

Tilman: Wir haben vorhin noch darüber gesprochen, was passiert, wenn ein Album rauskommt und welche Relevanz hat das überhaupt? Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass man sich so richtig eigentlich erst mit der Musik befasst, wenn das Album erschienen ist. Man nimmt so die Singles mit und checkt, dass die Band was rausbringt, aber eigentlich freut man sich auf das Album. Das haben wir zu dem Zeitpunkt wohl irgendwie ausgeblendet, dass es ja auch irgendwie zusammenhängend sein sollte. Ich glaube, dass ist kein Muss, dass ein Album aus einem Guss ist. Nicht zwangsweise, aber schon alleine, wenn man die Songs auf einen Rutsch aufnimmt, dann entsteht da ja was Verbindendes.

Erik: Es gibt ja verschiedene Modelle und auch Bands, die für jeden Song eine einzelne Session machen. Was wir aber dabei vergessen haben, was der große Nachteil war, es ist unfassbar teuer und aufwendig, wenn man nicht alles in einem Rutsch erledigt. Das ist ja dann immer wieder ein neuer Anlauf und mit einem Album ist das überschaubarer. Aber der Nachteil daran ist dann, gerade bei kleinen Bands wie uns, dass bspw. ein Streamingsdienst das dann auch nicht länger behandelt. Wenn man Glück hat, dann wird man in eine Playlist gepackt, dann hat man da einen Song drin und dann war es dann. Wir wollen es aber natürlich so breit streuen, wie möglich. Und das hat jetzt eigentlich auch ganz gut geklappt.

Jeder Song und jedes Videos hatte einen Eycatcher etwas Greifbares und wenn es nur die gelbe Regenjacke von Tore bei „Hell“ war. Das stelle ich mir schwierig und teuer vor, wie seid ihr da herangegangen, um das so gut realisiert zu kriegen? Also da kann sich so manche große Band, mit dickem Label im Rücken, echt eine Scheibe davon abschneiden.

Tilman: Also, der Regenmantel hat erstmal nicht so viel gekostet (lacht). Lustig, dass Du das ansprichst, denn gerade der Regenmantel war ein zufälliges Detail.

Erik: Es hat wirklich einfach geregnet (lacht).

Tilman: Und auf der anderen Seite, was das Album und Artwork angeht, da haben wir uns natürlich übel lange Gedanken gemacht und das tun wir auch bei jedem Video. Aber kohärent war auf jeden Fall das Design von Singles und Platte, das ergibt natürlich Sinn, wenn man da einen roten Faden legt.

Das Artwork hat Fabian Bremer gemacht?

Erik: Ja, die Platte und die Singles und dann haben wir mit den Sachen weitergearbeitet. Er muss es natürlich dann auch gut finden (lacht), man verunstaltet dann ja auch manchmal solche Sachen unfreiwillig. Es ist bei uns eine Mischung. Wir würden gerne alles selbst machen oder zumindest bestimmen, wer es macht. Aber wenn man Fabi jetzt jegliche Artworks machen lassen würde, dann hätten wir dem noch viel mehr bezahlen müssen. Also haben wir das teilweise in unsere eigenen Hände genommen, das macht zwar Arbeit, aber wir selbst können uns ja ausbeuten (lacht).

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