Kraehenfueße Film 250

Krähenfüße Film – Interview mit Lucja und Ellen

Tja, da steht ihr nun. Habt eine coole Bands zusammengestellt, eine okaye Butze zum Proben und Feiern gefunden, vielleicht sogar schon die Aussicht auf ein Album? Aber eines fehlt noch. Ein Video, das eure Töne und Gedanken, die ihr so schön in Musik gegossen habt, dann auch visuell umsetzen kann und Leute auf eure Kunst aufmerksam macht. Dann sind Lucja und Ellen von Krähenfüße Film unter Umständen die Richtigen für euch. Wir sprachen ausführlich darüber, wie ihre Herzblutvideos entstehen, worauf es ihnen ankommt und was genau ihnen dabei so Spaß bringt.

Woher kennt ihr euch, wann habt ihr gemerkt, dass ihr menschlich und künstlerisch so auf einer Wellenlänge seid, dass da eine gemeinsame Unternehmung her muss?

Lucja: Ellen ist vor ungefähr 20 Jahren in Freiburg aufgetaucht und als Erstes dachte ich: Wow, was für eine schöne Frau und als Zweites: Sie hat echt mal jede Menge Ideen im Kopf. Wir haben uns im gleichen Umfeld bewegt. Aber im Nachhinein finde ich es ziemlich verwunderlich, dass wir uns erst in Hamburg viel näher gekommen sind.

Ellen: Ja es ist ein bisschen verwunderlich. In Freiburg hingen wir miteinander rum, ich wohnte mit ihrem damaligen Freund und anderen ihrer Bekannten und Freunde öfter zusammen, aber richtig vertieft hat sich die Freundschaft erst in Hamburg. Vermutlich weil ich viel am Reisen war und Lucja ist auch irgendwann nach Stuttgart gezogen. 2009 bin ich dann nach Hamburg gekommen. Ich fand Lucja auch von Anfang an super, sie sieht toll aus und ist noch schlau und kreativ dazu. Ihre Sicht auf die Szene durch ihre Kamera hat mich direkt fasziniert. Es war ja auch lange bevor jeder Mensch ein Smartphone hatte und ständig Fotos gemacht wurden – beziehungsweise wenn das überhaupt geduldet war – und unter uns oft fertigen Punx dann diese Frau, die immer -und wirklich immer- mit der Kamera unterwegs war.

Krähenfüße Film bei der Arbeit, Foto von Isabel Zettwitz

Glaube das erste Mal, als sich unsere kreativen Sachen überschnitten haben, war, als sie mich fragte, ob ich einen kleinen Text für ihren Bildband über Punx schreiben könne. Dann habe ich ihr ab und zu geholfen und so hat es sich entwickelt, das erste gemeinsame Video war dann im November 2018. Anfangs hatten wir sogar etwas Sorge vor der Zusammenarbeit, da wir in erster Linie nicht Arbeitskolleginnen sind, sondern Freundinnen. Da hatten wir wirklich Bedenken; Freundschaft und Arbeit mischen kann schief gehen, an so ein Verhältnis muss man mit viel Respekt rangehen. Bisher haben wir aber nicht gestritten – beim Arbeiten zumindest nicht, haha.

Was genau und vor allem wer steckt hinter Krähenfüße Film?

Lucja: Es hört sich nach mehr an, als es ist. Es sind nur wir zwei.

Ellen: Ab und zu brauchen wir Menschen die uns helfen, aber keine feste Crew, und in der Regel sind keine anderen Menschen am Set außer uns und Darstellende.

Krähenfüße Film ist ein Name, der sofort im Kopf bleibt. Mit einer Krähe verbinde ich eine mysteriöses, schlaues Tier, das Dinge ganz genau wahrnimmt aus aus einer anderen Perspektive. Ich finde sie faszinierend und angsteinflößend gleichzeitig. Warum habt ihr diesen Namen gewählt? Natürlich liegt auch Krähenfüße im Sinne von Lachfältchen nahe.

Lucja: Wir haben damals echt lange überlegt, wie wir uns nennen können. Die von dir genannten Aspekte spielten letztendlich eine große Rolle. Ich persönlich finde auch Namen schön, die nicht direkt mit dem verbunden werden, was es ist.

Ellen: Ich denke bei Krähenfüßen zuerst an diese Art Wurfeisen, diese spitzen Metalldinge, die im Krieg und bei Straßenschlachten eingesetzt werden, um Reifen zu plätten. Das ist das Tolle an dem Namen, es ist viel Raum für Interpretation, dafür KEIN Filmbegriff im Namen.

Was sind jeweils eure direkten Aufgaben bei Krähenfüße Film?

Lucja: Grob gesagt bin ich die Film-, Kamera- und Schnittfrau und Ellen kümmert sich um alles andere. Sie kann großartig organisieren, planen, Bühnen- und Kostümbild vorbereiten und sogar meine Technik zusammenbauen, wenn ich nicht weiter weiß. Bei den Videos überlegen wir uns meistens was gemeinsam. Bei dem Video zu „Frau Gott“ von TRIXSI hat sich allerdings Ellen komplett der Umsetzung, Übersetzung und allem anderen angenommen.

Ellen: Wir hören das Lied an, lesen den Text, meist getrennt, dann treffen wir uns, brainstormen, oft auf Lucjas Balkon mit einem schönen Kaltgetränk und bekommen eine Idee. Es gibt diesen blöden Spruch „Fühlst du, was ich denke?“ Das trifft auf uns ganz oft zu. Manchmal ist es nur eine grobe Vorstellung, so wie bei dem Video mit DENIS, ab und zu entsteht eine richtige Kurzgeschichte. Danach suchen wir Menschen und Drehorte.

Ich mache vor den eigentlichen Drehtagen natürlich einen Drehplan, welche Reihenfolge technisch und zeitlich sinnig ist, aber hauptsächlich welche Einstellungen wir beide möchten, denn während dem Dreh ist man sonst so im Flow. Wir werden derart zu Ideensammlerinnen und Bildjägerinnen, vor allem Lucja, dass wir aufpassen müssen, nicht eine wichtige Einstellung zu vergessen. Aus diesen Materialbergen schneidet Lucja dann das Video, die endgültige Story entsteht, ich nörgele dann aus dramaturgischer Sicht noch einmal rüber, aber das sind dann so Kleinigkeiten.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert