Lysistrata – The Thread – Review
Das Debütalbum „The Thread“ von LYSISTRATA aus Frankreich gehört sicher zu meinen persönlichen, musikalischen Highlights von 2018. Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass aus dem Math-Rock-Bereich lange nichts Gutes zu hören war. So richtig Wellen geschlagen hat das Album bei uns in Deutschland leider nicht, dabei sind die fast vierzig Minuten ein packendes Gesamtkunstwerk und ein Muss für alle, die verspielten Post-Hardcore mit echtem Schub und Herz mögen.
LYSISTRATA kennen den Weg aus dem Labyrinth.
Sänger Théo Guéneau integriert sich bestens in die Tönejagd seiner Kollegen, die wirklich jede mögliche Windung in der Melodie finden und ausnutzen. LYSISTRATA pusten das musikalische Gehirn auf angenehme Art und Weise aus, fegen die üblichen Strukturen zusammen und installieren ganz neue Möglichkeiten. Immer dann, wenn man befürchtet, dass die Band sich verlaufen hat, werden die Kompositionen auf angenehme Weise wieder entknotet. Erst dann wird einem als Hörer bewusst, unter welche Anspannung man durch die wilden Rhythmen gesetzt wurde.
Das Schöne an LYSISTRATA ist, dass sie die Songs am Laufen lassen und nicht nur aufrollen und zu einer finalen Eskalation hinführen. Es zuckt und ruckelt durchweg, ohne jemals untragbar irre zu klingen. Alles wirkt dringlich und gut definiert, trotz der teilweise langen Songs, sehnt man sich nicht nach Kürzung und trotz der ungewöhnlichen Strukturen, fühlt man sich nicht überfordert. Dass lediglich drei Musiker für „The Thread“ verantwortlich sind, kann man kaum glauben. Dass LYSISTRATA schon lange in dieser Konstellation zusammen spielen, hört man. Den nur durch absolute Vertrautheit kommt diese Sicherheit in Bezug auf Tempo und Dynamik zustande.
Durch alle Höhen und Tiefen
Und ja, LYSISTRATA erinnern streckenweise an THE FALL OF TROY, sind aber deutlich postiger und die meisten ihrer Songs sind trotz aller Hibbeligkeit von einer drückenden Traurigkeit überzogen, sodass man eher an LA DISPUTE erinnert wird. „Answer Machine“ baut in über acht Minuten eine dramatische Stimmung auf, erzählt eine abgeschlossene Geschichte und schickt den Hörer durch alle Höhen und Tiefen des kleinen Dramas. LYSISTRATA beherrschen ihr Songwriting wirklich äußerst gut, lassen kurze Songs genauso eskalieren, wie das elfminütige „The Boy Who Stood Above The Earth“. „The Thread“ ist eines dieser Alben, bei dem man noch eine halbe Minute in die Stille hineinfühlt, weil das Album Eindruck hinterlassen hat.
Passt am besten zu …
Gitarristen, die mal wieder Motivation zum Üben brauchen.
Tracklist “The Thread” von LYSISTRATA
The Thread
Asylum
Answer Machine
Sugar & Anxiety
Reconciliation
Dawn
The Boy Who Stood Above The Earth
Dauer: 38:02
Label: Vicious Circle/Cargo
VÖ: 07.09.2018
Die Review zum Album “Breathe In/Out” von LYSISTRATA findet ihr hier.