Lysistrata - Breathe In_Out Coverartwork

Lysistrata – Breathe In/Out – Review

Die drei Franzosen von LYSISTRATA legen mit ihrem zweiten Album “Breathe In/Out” eine weitere musikalische Perle vor. Schon das Debüt hat mich sofort für sich eingenommen, manchmal ist es musikalische Liebe auf den ersten Blick. Es gibt viele Namen für das, was das Trio musikalisch verschmelzen lässt – Noise-Rock, Post-Hardcore, Mathcore oder einfach auch Grunge. Das Besondere an der Band ist aber, dass sie es wirklich schaffen, dass aus dem Gefrickel und den unterschiedlichen Versatzstücken eine nachvollziehbare Mischung zu brauen, von der man sich tatsächlich stark angefasst fühlt.

Aus der Gemeinschaft geschöpft

Lasst uns hinten anfangen, denn das abschließende “Middle Of March” steht exemplarisch für die Essenz der Band Kratziger Sprechgesang, der schon fast wie ein Selbstgespräch klingt, wird untermalt von beruhigender bis dramatischer Musik. Fernab vom altbekannten Strophe-Refrain-Prinzip und ohne Zucker für den Publikumsaffen in den Taschen, stellen LYSISTRATA trotzdem eine starke Verbindung her und schunkeln und behutsam in Richtung Abgrund. LYSISTRATA werkeln so charmant im Kleinen und scheinen sehr eng miteinander verbunden zu sein. Genau dadurch entsteht eine packende Intimität, der der Hörer lauschen darf. In “Boot On A Thistle” und “Against The Rain” traben die drei Franzosen mit der Urgewalt von NIRVANA nach vorne.

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Lysistrata, 2019, ® Jessica Calvo

Sie blasen den Staub vom Grunge, demontieren ihn in seine Einzelteile und stecken ihn komplett anders, schief und quer, aber schön, wieder zusammen. In manchen Momenten scheint die Band am Boden zu liegen und fast komplett zum Stillstand zu kommen. Aber dann raffen sie sich gemeinschaftlich wieder auf und führen den Song zur Eskalation (“Breathe In/Out”). Das hat in manchen Momenten etwas von DIE NERVEN, nur deutlich verspielter. “Against The Rain” fängt die Essenz von LYSISTRATA am besten ein. Haken schlagen, mit Riffs bewaffnet zum Angriff nach vorne stürmen und dann kurz vor der Wand stoppen, nur um die Richtung zu wechseln. Auch das erinnert stark an die ersten NIRVANA-Alben, nur deutlich progressiver. Und “Everyone Out” ist mit Sicherheit eines der gleichzeitig leichtfüßigsten und traurigsten Songs, die ich je gehört habe.

Unkontrollierbare Schönheit

LYSISTRATA jonglieren, genau wie das englische Brüderpaar von CASSELS auf “The Perfect Ending”, mühelos mit allen Stimmungen und schaffen es innerhalb von wenigen Sekunden ihren Songs alle Farbe und Fröhlichkeit zu entziehen. Im Umkehrschluss können sie auch überraschend wütend klingen und richtig aufstampfen. “Breathe In/Out” ist ein bemerkenswertes Album, das wahrscheinlich jeden verfügbaren Ton mindestens einmal erklingen lässt. Es wirkt kompliziert und sperrig, lässt sich dann aber auf seine Intensität reduzieren. Und die resultiert nur aus den Zwischentönen und dem Bündnis der drei Kerls.

Dauer: 50:06
Label: Grand Hotel van Cleef
VÖ: 18.10.2019

Tracklist “Breathe In/Out” von LYSISTRATA
Different Creatures
Death by Embarrassment
Scissors
Boot on a Thistle
Mourn
End of the Line
Everyone Out
Against the Rain
Middle of March

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