Linn Koch Emmery Foto von Jonas Carmhagen

Interview mit Linn Koch-Emmery über das Debüt „Being The Girl“

Die Stimmung ist gut, als ich die schwedisch-deutsche Musikerin LINN KOCH-EMMERY via Zoom erreiche. Es ist schon etwas Besonderes, endlich das erste Album zu veröffentlichen. Musik macht sie schon lange, war Support von JOHNOSSI in Deutschland und auch schon auf dem Reeperbahn Festival als Act vertreten. Jetzt kommt also morgen „Being The Girl“, ein herrlich poppiges Indie-Rockalbum, das trotz schmeichelnden Melodien nicht mit Tiefe geizt und direkt aus der Hand und dem Herz der Künstlerin kommt. Grund genug, ein paar Fragen an LINN KOCH-EMMERY zu stellen.

Dein Album heißt „Being The Girl“, glaubst Du, dass man irgendwann aufhört ein Mädchen zu sein?

Nein, eigentlich hört man nie auf, ein Mädchen zu sein und darf auch so lange ein Mädchen bleiben, wie man darauf Lust hat. Männer fühlen sich auch manchmal wie Jungs, das ist irgendwie eine Einstellungssache.

Man altert nur körperlich?

Ja, ich denke schon. Und natürlich kann man ja auch gleichzeitig ein Mädchen und eine Frau sein.

LINN KOCH-EMMERY 2021, Foto von Olof Grind

Ich habe mich gefragt, warum das Album nicht „Being A Girl“ genannt hast…

Das ist so, als ich angefangen haben Musik zu schreiben und in den ersten Bands gespielt habe, da gab es nicht so viele Mädchen, die Rockmusik gemacht haben. Auch meine Idole waren durchweg männlich. Ich fühlt mich so, als ob ich in jeder Situation immer „the girl“ war, also so als Zusatz. Jetzt geht es mir nicht so, da sind wir zum Glück ein gutes Stück weitergekommen, es gibt es viele bekannte Frauen auch im Rock. Aber als ich mich dazu entschieden habe, mit dieser Art von Musik eine musikalische Karriere anzustreben, da fühlte ich mich irgendwie schon alleine. Ich war immer das Mädchen mit der Gitarre, das Mädchen in der Band, das Mädchen, dass Rockmusik spielt. Niemals war ich nur Künstlerin, Musikerin oder Songschreiberin.

Das wichtigste Merkmal war immer, dass du ein Mädchen bist?

Ja, das war herausragend und unterschied mich von den anderen.

Wann hast du denn angefangen Musik zu machen?

Da war ich so 12 oder 14 und wollte Rockstar werden, seitdem arbeite ich ohne Pause daran (lacht).

Und offensichtlich erfolgreich, deine Songs klingen so zeitlos, und zwar auf angenehme Art und Weise. Ist das ein guter Indikator für einen Song, wenn er sich nicht dem Zeitgeist unterwirft?

Schon zeitlos, aber die Frage ist auch, was genau das ausmacht. Wahrscheinlich sind es gute Melodien, denn wenn man eine gute Melodie hat, dann hält sich das sehr lange. Am Ende ist es wohl das und es ist auch sehr wichtig, dass man selbst etwas fühlt beim Musikmachen. Die Hörer*innen merken immer, ob das aufrichtig und ehrlich ist. Wenn man etwas tut, das man selbst mag und etwas dabei fühlt, dann ist man schon auf einem echt guten Weg (lacht).

Du singst auch immer aus der Ego-Perspektive, genau deshalb? Also um ehrlicher sein zu müssen, denn du könntest ja auch von fiktiven Personen und Begebenheiten singen.

Ja, schon. Aber ich weiß auch gar nicht wie das anders geht, habe es auch noch nie versucht. Manchmal würde ich es mir wünschen, mehr über Fiktionales zu singen, denn das würde es insofern leichter machen, da man mehr hat, worüber man singen kann. Aber leider bin ich dazu nicht in der Lage, schon immer schreibe ich so direkt über mich. In diesem Punkt ist meine Musik sehr narzisstisch und kommt zu 100 % von mir, das ist einfach die Art, wie ich Musik mache.

Und genau das macht für mich einen guten Song aus, wenn da so viel wie möglich von der Person drin ist, die die Musik gemacht hat. Selbst wenn es manchmal weh tut, für die Künstler*innen und die Hörer*innen. „Linn RIP“ ist ein Song, den zwar viele nachvollziehen können, weil es darum geht, dass man mit sich unzufrieden ist, aber sag mir doch lieber, was du an dir magst?

Was ich an mir am meisten mag, ist, dass ich viel Energie habe und richtig hart an Dingen arbeiten kann.

Kannst du dich erinnern, wann du „Linn RIP“ geschrieben hast, in welcher Situation?

Nicht so wirklich, wenn ich Musik schreibe, dann ist das immer in derselben Umgebung bei mir daheim. Das Verrückte daran ist, dass es sich für mich nicht wie ein trauriger Song anfühlt. Er entstand zwar in einer Situation, in der ich von mir selbst sehr ermüdet war, sicher kennst du sowas. Wenn man immer wieder den gleichen, dummen Fehler macht und irgendwann selbst nur noch darüber lachen kann, weil es langsam lächerlich wird. Darum geht es für mich im Kern. Klar, es ist persönlich, aber auf der anderen Seite ist es auch ironisch gemeint und es mischt sich viel Selbstliebe darunter.

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