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Interview mit Petra und der Wolf zu “Surface!”

Wenn Musik schwer zu fassen ist, ist das meistens ein gutes Zeichen. Diese Tatsache gilt für das Duo PETRA UND DER WOLF und deren Album “Surface!”, die beiden Wienerinnen waren bereit mit uns über ihre musikalischen Vorlieben und das musikalische Leben zu zweit zu plaudern.

Woher kennt ihr beide euch?

Petra: Wir wurden bei einem Solo-Konzert von Petra von zwei Freundinnen verkuppelt, ich suchte eine Drummerin und Aurora suchte feministische Mitmusikerinnen.

Wann habt ihr jeweils eure Leidenschaft für die Musik entdeckt?

Aurora: Das ist schwer zu beantworten, die Leidenschaft kam bei mir schleichend im Kindesalter.

Petra: Die Leidenschaft für Musik habe ich schon Kindergartenkind entdeckt, nachdem ich das Musical “Cats” gesehen hat. Die Leidenschaft zur Musik ist geblieben, nur mein Musikgeschmack hat sich
geändert.

Wie entstand die Idee “nur” zu zweit Musik zu machen, welche Vorteile und welche Nachteile hat das für euch?

Petra: Die Energie zwischen uns stimmte von Anfang an, weswegen wir es vorerst bei der Duo-Formation beließen. Uns fehlte aber dann doch der Bass in der Band und nach einigen Jahren als Trio
beschlossen wir wieder zur Zweierformation zurückzukehren. Es war von dem her keine fixe Idee, sondern eher eine Erfahrung, die wir gemacht haben, nämlich dass wir und unsere Musik als Duo
sehr gut funktionieren. Grundsätzlich könnte man aber sagen, dass wir versuchen, aus so wenig wie nötig, so viel wie möglich rauszuholen. Und erst dann den nächsten Schritt gehen. Vorteile sind auf jeden Fall das unkompliziertes (Termin)management, kleineres Bandmobil, unter Umständen höhere pro Kopf-Gage, nur eine und komplexe Beziehung innerhalb der Band. Nachteile sind natürlich mehr Geschleppe, weniger Fahrerinnen, weniger Pausen pro Kopf, eine unter Umständen sehr komplexe Beziehung innerhalb der Band.

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PETRA UND DER WOLF, 2020

Wie genau geht ihr beim Songwriting vor, jammt ihr viel?

Aurora: Oft gibt es eine instrumentale Idee – meistens von der Gitarre, manchmal sind es aber auch Rhythmen oder ein Riff – die wir dann mittels Jammen weiterspinnen. Nach der langen Detailarbeit für dieses Album, wollen wir aber wieder öfter jammen. Das kam zu kurz.

Wie würdet ihr euren eigenen Stil beschreiben, welche Bands beeinflussen euch?

Petra: Im weiteren Sinne Indie-Rock, im engeren müssten wir einen spezifischeren Ausdruck finden für unseren Stil, der auch Experimentelles beinhaltet und manchmal in eine “härtere” Richtung geht.
Einflüsse – in und von den 1990ern geprägt- waren THE BEATLES, NIRVANA, RADIOHEAD, LED ZEPPELIN, SLEATER KINNEY, PJ HARVEY, JEFF BUCKLEY, JOAN AS POLICE WOMAN…in die Richtung.

Habt ihr, außer der Musik, noch andere Möglichkeiten euch kreativ auszudrücken?

Petra: Definitiv, ich mache regelmäßig Kochexperimente, Aurora bastelt und baut sehr gerne.

Einzelne Textzeilen auf “Surface!” sind deutsch, hat das eine besondere Bedeutung oder haben die einfach phonetisch besser gepasst?

Petra: Die Zeilen haben sich einfach auf Deutsch aufgedrängt beim Schreiben und nachdem wir einen deutschen Bandnamen haben und das ja auch unsere Muttersprache ist, fanden wir es nett und auch lustig, ein paar Zeilen auf Deutsch dabei zu haben.

Wer schreibt die Texte, was sind eure Inspirationen und wie haltet ihr eure Songideen fest?

Aurora: Unterschiedlich. Beim letzten Album schrieb hauptsächlich ich, beim aktuellen hauptsächlich Petra. Die Texte werden aber gemeinsam diskutiert und finalisiert. Uns ist wichtig, dass wir beide verinnerlicht haben, was wir dann performen. Die Inspirationen kommen aus unserem Erleben heraus und da wir beide politische Menschen sind, dreht sich Vieles um strukturelle Probleme, Verhältnisse und wie wir sie subjektiv wahrnehmen, wobei die Texte immer viel Platz lassen sollen für individuelle Interpretation.Wir nehmen viel auf im Proberaum, oft gibt es etliche Versionen eines Songs bis er dann seine endgültige Form findet.

Wie ist es in Österreich mit Auftrittsmöglichkeiten, für Bands wie euch? Gibt es ein gutes Künstlernetzwerk?

Petra: Es gibt erstaunlich viele Netzwerke und Szenen im Indie-Bereich, selbst die queer-feministische Musikszene – an den meisten Orten der Welt marginal – umfasst allein in Wien diverse Netzwerke.
Das ist bemerkenswert und wahrscheinlich auch einzigartig! Was Auftrittsmöglichkeiten anbelangt muss man wohl unterscheiden: Es gibt engagierte Menschen – oft auch selbst Musiker*innen – die nicht müde werden, zu veranstalten und zu organisieren. Subventionierte Clubs und Veranstaltungen, wo dann auch einmal angemessene Gagen ausgezahlt werden können, werden rarer und die Fördersituation im Pop-Bereich ist mehr als dürftig. Gebucht wurden wir gefühlterweise in Deutschland und der Schweiz mehr als in Österreich. Das kann aber auch Zufall sein.

Den Bandnamen PETRA UND DER WOLF finde ich etwas irreführend, wie seid ihr zu diesem Namen gekommen? Fairerweise muss ich zugeben, dass ich ein kleines Kindergartentrauma zu Peter und der Wolf habe.

Aurora: Petras Soloprojekt hieß bereits so. Die Idee war weniger die Anlehnung an Prokofjew, sondern eher feministische Aneignung und aber auch inhaltlich: Bei Peter und der Wolf erhalten die einzelnen
Figuren eine Kennmelodie – so ergeht es beim Liedermachen ja auch mit Gedanken und Gefühlen. Mittlerweile sehen wir den Namen eher als Marke und stellen ihn nicht in Frage, auch wenn wir uns
denken können, dass wir damit oft auf eine falsche Fährte locken. Das macht uns aber nichts, wir brechen gerne mit Erwartungen. Petra mag “Peter und der Wolf” übrigens auch nicht, weil sie es im katholischen Kindergarten immer hören musste; das hat zwar kein Trauma ausgelöst, aber eine positive Umbesetzung tat gut.

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