Interview mit Jonas von Dead Years zum Album “Night Thoughts”
Mit ihrem zweiten Album “Night Thoughts” knüpft das Trio DEAD YEARS erfolgreich an ihre erste Platte an. Grundsätzlich bleibt die Band aus Bielefeld dem düsteren Post-Punk treu, fügt ihm aber neue Facetten hinzu. Jonas hat für krachfink.de einige Frage zur Bandchemie, dem Motivation und den Vorteilen einer DIY-Band beantwortet.
Wann habt ihr die Songs für “Night Thoughts” geschrieben und in welcher Stimmung war die Band DEAD YEARS in diesem Zeitraum?
Wir haben nach dem Release von unserem ersten Album “s/t” 2022 direkt wieder mit dem Songwriting losgelegt und “Night Thoughts” ist dann über die Monate gewachsen. Von daher lässt sich keine bestimmte Stimmung festmachen, in der wir beim Schreiben waren. Wir hatten jedenfalls richtig Lust drauf, das neue Album zu schreiben und waren mit dem Prozess immer sehr zufrieden. Von daher war die Stimmung wahrscheinlich meistens gut.
Wie ist die Chemie untereinander bei DEAD YEARS, gibt es auch abseits der Instrumente feste Zuständigkeiten, entscheidet ihr alles einstimmig oder gibt es eine Person, die alles dirigiert?
Wir sprechen grundsätzlich alles miteinander ab und es ist uns sehr wichtig, dass wir am Ende alle mit dem Ergebnis glücklich sind. Wenn das nicht der Fall ist, müssen wir einen anderen Weg finden. Das ist manchmal anstrengend, aber es lohnt sich. Zum Glück sind wir alle drei recht aktiv und motiviert und so verteilen sich die Aufgaben ganz gut. Mit der Zeit haben sich da schon bestimmte Zuständigkeiten entwickelt. Die sind aber nicht starr und wechseln zwischendurch auch mal. Ich denke, insgesamt sind wir eine sehr harmonische Band und das ist echt toll.
Es ist zwar leichter, heutzutage Musik zu veröffentlichen, aber schwierig bis unmöglich, damit im Punk Geld zu verdienen oder gar davon leben zu können. Ihr habt trotzdem mit DEAD YEARS losgelegt, was treibt euch dazu an, gemeinsam Musik zu machen, was sind die schönsten Momente als Band?
In erster Linie machen wir Musik, um Spaß zu haben. Manchmal geht das über ein reines Hobby hinaus, da wir schon viel Leidenschaft, Zeit und Energie in DEAD YEARS stecken. Aber Geld damit zu verdienen war nie das Ziel und es ist auch keine schöne Vorstellung, dass uns irgendeine Form von wirtschaftlichem Druck beeinflussen würde, zum Beispiel bei der Auswahl von Konzerten oder beim Songwriting. Ich denke, da wäre dann nicht mehr viel von dem Spaß übrig, den wir jetzt haben. Es ist einfach schön live zu spielen, Teil der DIY-Punkszene zu sein, in andere Städte oder Länder zu fahren und neue Menschen kennenzulernen oder alte Gesichter wiederzusehen. Oder eben wie jetzt ein neues Album zu veröffentlichen, in das wir soviel Energie und Leidenschaft gesteckt haben und zu merken, dass sich die Leute dafür interessieren. Das macht uns glücklich und treibt uns an.
Der zweistimmige und oft versetzte Gesang von dir und Julia ist definitiv eine Trademark von DEAD YEARS und sublimiert viele Songs, als Beispiel würde ich da mal “Into The Dark” anführen. Wie einigt ihr euch beim Gesang, entscheidet ihr intuitiv, wer was singt oder plant ihr das akribisch und so wie es passt?
Das passiert hauptsächlich intuitiv. Meistens haben wir im Proberaum erst ein Riff oder einen Part und Julia und ich singen dann einfach drauflos. Dann gucken wir hinterher, was zusammen passt und wo wir die Gesangslinien dann doch wieder zusammen führen. Wir haben mit dieser Art zu Singen bei unserer ersten gemeinsamen Band POINTED angefangen. Eine große Inspiration waren für uns damals HYSTERESE, die ja auch viel „durcheinander“ singen. Das fanden wir super und das wollten wir auch. Bei DEAD YEARS haben wir das dann beibehalten und das hat immer gut funktioniert. Wir fragen uns zwischendurch auch, warum das nicht mehr Bands machen.
Mein Favorit von eurer Platte ist “The Seperator”, ein sehr dunkler Song mit einem interessanten Rhythmus, der immer wieder schwankt zwischen Explosion und Beruhigung. Der könnte locker auch den Achtzigerjahren kommen, inspiriert euch diese Zeit und habt ihr noch im Kopf wie genau dieser Song entstanden ist?
Wir haben uns bei der Aufnahme von “Night Thoughts” ganz bewusst für einen Sound entschieden, der nach Achtzigerjahren klingt: Chorus auf dem Bass, Delay und Chorus auf der Gitarre und ein räumliches Schlagzeug. Dafür war die Tonmeisterei und insbesondere Role, bei dem wir auch diesmal wieder aufgenommen haben, genau richtig und wir sind mit dem Ergebnis mehr als glücklich. “The Separator” ist wie alle Songs im Proberaum entstanden. Zuerst waren da ein Riff und eine Gesangslinie und der Rest ist dann drumherum gewachsen. Dass er vom Stil etwas raussticht, war nicht geplant, aber wir denken, dass er dem Album gerade deshalb sehr guttut.