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Interview mit Riot Spears zum Album “Bad”

Das Berliner Trio RIOT SPEARS hat mit “BAD” ein beachtliches, erstes Album vorlegt. Herrlich vielschichtiger Grunge und Gitarrenarbeit, die noch lange nachhallt. Grund genug, um den drei Musikerinnen einige Fragen per Mail zu schicken und die ausführliche Beantwortung hier mit euch zu teilen. Wir erfahren von Svenja und Martha einiges über die Erstellung des Albums, die kreative Herangehensweise und wie viel Arbeit ein Album noch so außenrum macht, vor allem wenn man möglichst unabhängig und D.I.Y. bleiben möchte.

Da “BAD” euer erstes Album ist, darf man noch nach der Herkunft eures Bandnamens RIOT SPEARS fragen, woher kommt der und was ist die Ableitung zu Britney Spears?

Svenja: Der Name entstand aus dem unbewussten Gedanken, die Ansprüche, Normen und Standards der Popkultur kaputt zuschlagen, abzulehnen, sich zu widersetzen. Britney Spears kann dabei als Symbolfigur gesehen werden, für diese ganze Musikbusiness Maschine und die Inszenierung von Frauen durch Männer oder auch die Inszenierung von Frauen im Kapitalismus.

Eigentlich standen wir immer wieder vorm Proberaum rum und hatten so eine Liste mit Bandnamen und wir haben uns das Ganze gar nicht so genau überlegt, was das bedeutet, was wir damit sagen wollen bla bla. Das war eher so ein Gefühl in der Magengegend, ein Kitzeln am kleinen Zeh, ein Kratzen hinterm Ohr und gar nicht so eine rational durchdachte Entscheidung. Die Erklärung dazu ist jetzt im Nachhinein aufgesetzt, aber sie steckte auch vorher schon drin, nur eben unterschwelliger.

Wer ist dabei, woher kennt ihr euch und wie kam es dazu, dass ihr gemeinsam Musik macht?

Svenja: Dabei sind Blanca an den Drums, ich am Bass und Martha an Gesang und Gitarre.Martha hatte Bock eine Band zu gründen und hat uns bei Social Media gecastet. Blanca und ich fanden die Songs toll, die Martha online gestellt hatte und haben uns beide unabhängig voneinander gemeldet. Martha hat sich auch noch mit anderen Musiker*innen getroffen. Das war eine sehr schwere Zeit für mich, weil es sehr lange gedauert hat, bis sie uns ausgewählt hat. Und zu dem Zeitpunkt war ich schon sehr verliebt in die Songs und wollte sie unbedingt spielen (lacht).

RIOT SPEARS, 2021, Foto von Sebastian Oskar Kroll

Martha: Für mich war das auch eine sehr aufregende Zeit. Ich träumte schon von einer Band als ich mit 13 Jahren NIRVANA entdeckt habe. Aber leider fehlte mir das Selbstbewusstsein dazu. Ich war auch zu uncool. Ich spielte dann in einem Gitarrenduo mit meiner besten Freundin, wir hatten es dann nach dem Umzug nach Berlin auch geschafft eine Band zu finden, aber die löste sich bald wieder auf. Und dann bin ich ins kalte Wasser gefallen und musste mir neue Leute suchen und auf meine eigenen Songs vertrauen. Zur Unterstützung und Bestärkung hat Daniel von RATS RUN RIOT dann mit mir drei Demos aufgenommen. Das hat mir den nötigen Ruck gegeben aktiv nach einer Band zu suchen. Das Blanca und Svenja sich auf die Annonce gemeldet haben, ist ein großes Glück und ich bin sehr dankbar darüber, besser hätte ich es wohl nicht treffen können (lacht). Ich wusste übrigens ziemlich sofort, dass Blanca und Svenja die “Auserwählten” sind, die Chemie stimmte wie Pommes und Pizza.

Wie lange habt ihr an dem Album gearbeitet, also von der ersten Idee bis zur fertigen Platte?

Svenja: Eigentlich waren die meisten Songs nach 6 Monaten fertig, Martha hatte die Ideen schon mehr oder weniger komplett mitgebracht und wir mussten nur die Struktur lernen und eigene Basslines und Drumrhythmen erfinden und dann halt viel proben, damit wir im Studio nicht tausend Jahre brauchen. Dann hat alles sehr lange gedauert bis zur Platte, obwohl wir die Aufnahmen schon im Januar 2020 fertig hatten. Dies das ist passiert, Labelsuche, hin und her, Förderantrag schreiben, Videos drehen. Wir fanden das Album so gut, dass wir es unbedingt auf Vinyl haben wollten, und die Finanzierung dafür konnten wir uns nicht leisten.

Die meisten Leute wissen das nicht, aber selbst wenn man ein Label findet, dann ist man da zur Abnahme von so und so viel Platten zum Einkaufspreis verpflichtet, das sind dann auch mal sehr schnell 1000€ oder mehr. Das Label will sich absichern und geht in Vorleistung, oder aber, wie unser Label Ladies&Ladys, hat(te) es überhaupt keine finanziellen Mittel (lacht). Von daher war ein Förderantrag unsere einzige Chance, noch dazu mitten in der Coronapandemie, ein Album auf Vinyl zu veröffentlichen und auch mal zur Abwechslung die an der Videoproduktion beteiligten Menschen etwas zu bezahlen. Ja und deswegen hat auch alles etwas länger gedauert.

Martha: Ich hatte vor der Bandsuche schon viele Ideen und einige fertige Songs. Im Bandkontext haben wir dann manche Sachen nochmal anders arrangiert und neue Songs hab ich oft vorher als Handyaufnahme herumgeschickt. Und Svenja und Blanca haben sich das tatsächlich angehört und sich voll oft auf die Probe vorbereitet. Irgendwie waren wir oft ziemlich gut vorbereitet. Somit hatten wir die Songs schnell drauf und rasch ne Setlist für Konzerte und für “Bad”, inklusive Blancas toller Song “Tea Diver”, zusammen. Aber ich würde jetzt nicht sagen, wir haben uns gegründet und ein Jahr später haben wir das Album aufgenommen. Also, das stimmt schon, aber die jeweiligen Prägungen/ Erfahrungen, musikalisch und persönlich spielen irgendwie ja trotzdem auch rein. Sonst würde zu einem bestimmten Moment nicht der, sondern ein anderer Song entstehen, nicht jener Text, nicht jene Baseline und nicht jener Beat, sondern was anderes halt.

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