Der Quarantänekalender: Tipps und Tricks gegen Lagerkoller – Folge 26 mit 100 Kilo Herz
100 KILO HERZ, dieser Bandname reiht sich gleich hinter ACHT EIMER HÜHNERHERZEN in der Rangliste der besten Punkbandnamen ein. Rein von der Mannschaftsstärke betrachtet, haben wir es hier aber eher mit einer Art Punker-Kelly-Family zu tun. Rodi ließ uns , stellvertretend für die ganze Bande, wissen, wie es ihm aktuell geht und wie er durch die Krise kommt.
Schlimmste Entbehrung, was fällt Dir an der aktuellen Situation am schwersten?
Rodi: Das für mich aktuell Schwerste hat nichts mit der Situation in der Welt zu tun. Mehr gehört hier auch nicht hin. Soweit ich weiß, ist kein Mensch, der mir am Herzen liegt, erkrankt. Nebenher gibt es die Probleme, die die Welt und die Menschen in ihr immer hatten und haben werden. Sie sind nur weniger präsent.
Was hast Du in den letzten Wochen neu gelernt, also rein handwerklich, über Dich oder über andere?
Rodi: Ich nehme die Isolation relativ ernst. Ich kenne ein paar Straßen in “meinem” Viertel besser. Und ich kann ein wenig besser kochen, als ich vorher gedacht hätte.
Schönste hilfsbereite Aktion, die Dir selbst passiert ist oder die Du beobachtet hast?
Rodi: Tatsächlich konnte ich bisher nichts besonders Hilfsbereites im näheren Umfeld beobachten.
Das liegt daran, dass ich kaum mit Menschen Kontakt habe (bis auf zwei, drei Menschen, denen ich
unter die Arme gegriffen habe – was ich auch getan hätte, wäre die Situation nicht so, wie sie jetzt
ist). Ich sehe weiterhin egoistische Menschen, jedes Mal, wenn ich einkaufen gehe.
Kreative Köpfe laufen auf Hochtouren, so viele Menschen haben starke, tolle Idee, die uns die Situation erleichtern. Welche ist Dir besonders aufgefallen?
Rodi: Die AKNE KID JOE Akustiksession auf Instagram.
Deine Filmtipps für die Zeit während der Pandemie?
Rodi: “Community”, eine Serie, die ich sehr, sehr mag.
Corona ist aktuell das allseits beherrschende Thema. Welcher Aspekt der Krise sollte Deiner Meinung nach stärker beleuchtet werden?
Rodi: Menschen sterben. Seid empathisch und seid nicht so egoistisch.
Was gibt Dir aktuell emotionalen Halt?
Rodi: Emotionalen Halt gibt mir meine Gitarre.
Dein Musiktipp für bzw. eher gegen die Krise?
Rodi: Ich wähle drei Songs, die mich schon seit langem begleiten: “Dirt in the Ground” von TOM WAITS, “Fade Away” von MOBINA GALORE und ” O Children” von NICK CAVE.
Dein Buchtipp, um sich die Zeit zu vertreiben?
Rodi: Ich hab mich gerade erneut in die Geschichte um den Dunklen Turm von Stephen King gestürzt.
Mit dem Plan, das dieses Mal wirklich bis zum Ende zu schaffen.
Tim Mälzer kann nach Hause gehen, Dein Rezepttipp?
Rodi: Champignons mit…eigentlich allem. Champignons fetzen.
Wie schützt Du Dich, grundsätzlich und/oder wenn Du aktuell das Haus verlassen musst?
Rodi: Ich versuche darauf zu achten, dass mich niemand sieht, wenn ich die NPD und JN Sticker an
Laternen und Straßenschildern wieder abkratze.
Pflegepersonal, ErzieherInnen, Ärzte, Postangestellte, Supermarktangestellte… es gibt so viele Menschen, die keine Pause oder Homeoffice als Option haben und aktuell unter Hochdruck und teilweise schlechten Bedingungen arbeiten müssen. Wer ist Deine Heldin oder Dein Held in Deinem Umfeld und warum?
Rodi: Hier muss bzw möchte ich einen Namen nennen, der auch unabhängig von dem ganzen Kram
fallen könnte. Ich habe eine kleine Liste von Menschen, die ich unglaublich schätze, dafür, dass sie
einfach so sind, wie sie sind. Die meisten wissen das auch und können damit manchmal sogar
umgehen. Hier einfach als virtuelle Umarmung nach Berlin sei die wundervolle Svenja gegrüßt. Einer
der stärksten und beeindruckendsten Menschen den ich kenne, nicht nur gerade, sondern immer,
aber natürlich auch jetzt mit jeder neuen Schicht im Krankenhaus.
Was wird die Gesellschaft wohl aus der Pandemie lernen?
Rodi: Ich würde mir wünschen sehr vieles. Ich befürchte nichts.
Die Musikszene ist selbstverständlich auch stark betroffen und es wird sich erst in vielen Monaten zeigen, welche Ausmaße die Krise wirklich haben wird. Welche Aktion findest Du unterstützenswert, sodass Du hier darauf hinweisen möchtest?
Rodi: Eigentlich alle, die die kleinen Clubs unterstützen. Stellvertretend sei hier “Be my Quarantine” genannt.
Artikel über 100 KILO HERZ:
100 KILO HERZ – Weit weg von zu Hause
Interview mit 100 KILO HERZ zum Album “Weit weg von zu Hause”
Interview mit Rodi und Marco von 100 KILO HERZ zu “Stadt Land Flucht”
100 KILO HERZ – Stadt Land Flucht
Alle weiteren Beiträge zum Quarantänekalender von krachfink.de findet ihr hier!