Selfish Things – Logos – Review
Schaut man sich SELFISH THINGS und ihr Debütalbum „Logos“ oberflächlich an, ist man geneigt die Band aus Kanada gleich in eine Schublade zu packen. Irgendwas mit Metalcore oder doch eher Pop-Punk? Wir lösen auf, es ist weder noch. Das Quartett bietet kratzigen Gesang statt Autotune, Vielfalt statt immer gleicher Grütze und vor allem vermitteln SELFISH THINGS ein warmes Gefühl. Nüchtern betrachtet klingen die elf Songs manchmal eigentlich zu kitschig, aber unterm Strich zieht es eben doch.
Wenn nichts falsch ist, ist auch nichts richtig
Sänger Alex Biro ist viel daran gelegen, dem Hörer zu vermitteln, dass vermeintliche Schwächen auch Stärken werden können. Dass Fehler machen wichtig ist und als bestes Beispiel zieht er für SELFISH THINGS seine eigenen Geschichten heran. Die Band schafft es, dass diese grundsätzliche Idee in keiner Sekunde aufgesetzt wirkt und dass man die Aufrichtigkeit spürt. Neben der großen Idee, ist „Logos“ auch bunt gepflastert mit vielen kleinen schillernden Facetten. Und als wären die Voraussetzungen damit noch nicht gut genug, hat sich die Band mit Andy Leo (CROWN THE EMPIRE), Spencer Chamberlain (UNDERTHROAT) und William Ryan Key von YELLOWCARD gleich drei dicke Featurepartner mit ins Boot geholt.
Das erste Highlight des Album ist dann auch „Blood (ft. Andy Leo of Crown The Empire)“ hat eine schöne Sprengkraft und zieht gleichzeitig viel Kraft auf flächigen Momenten. Fragmente davon erinnern an die Vorgehensweise von BRING ME THE HORIZON bei „sugar honey ice & tea“. Aber auch Spencer Chamberlain bringt sich kreativ ein und fügt dem Album noch einen weiteren Geschmack hinzu.
SELFISH THINGS holen alle in ein Boot
Die Band ist clever. Bevor jemand „Metalverräter“ auch nur denken kann, ziehen sie gleich den Popjoker. „Pride“ ist groß angelegt, hält sich den Weg auf die großen Bühnen offen und biedert sich trotzdem nicht an. Dazu sind die Texte viel zu bitter und viel zu selbstreferentiell. Es wird gehadert, reflektiert und all die großen Zweifel komplett auf den Tisch gepackt („Synaptic“). Obwohl bei SELFISH THINGS also alles außer Friede-Freude-Sonnenschein herrscht, zieht das Album „Logos“ nicht die Stimmung herunter und wirkt eher verbindend. „Crutch“ kommt sogar leichtfüßig und äußerst tanzbar daher.
Deshalb schluckt man als Abschluss von „Logos“ sogar gleich zwei eher gemäßigte Lieder, akzeptiert die Schwermut und versucht sie ihn in Hoffnung umzuwandeln. SELFISH THINGS haben mit „Logos“ eine sehr anziehende Platte mit dem gewissen Etwas erschaffen. Selbst oder gerade, weil sie poppig besprenkelt ist. Checkt mal die Videos unter der Review, vielleicht packt es euch ja auch. SELFISH THINGS sind eine der Bands, bei denen man spürt, dass sie es auf die großen Bühnen schaffen können, auch wenn jetzt noch lange nicht alles perfekt ist.
Dauer: 41:42
Label: Pure Noise Records
VÖ: 20.09.2019
Tracklist „Logos“ von SELFISH THINGS
Flood
Blood
Rowen
Pride
Synaptic
Torn
Hole
Crutch
Drained
Mind
Youth
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