Eskimo Callboy – Rehab – Review
Wer bisher um die Band mit dem klangvollen Namen ESKIMO CALLBOY einen großen Bogen gemacht hat, wird wahrscheinlich genau wegen dieser fehlenden Vorbelastung von „Rehab“ positiv überrascht. Zu hören gibt es Pop-lastigen, aber nicht preiswerten, Rock, wie ihn jüngst BRING ME THE HORIZON etabliert haben. Der Core-Anteil wurde zurückgefahren, wird aber weiterhin als Brandbeschleuniger („Nice Boi“, „Disbeliever“, „Lost“) eingesetzt und „Rehab“ weist trotzdem angemessene Härte auf. Was jetzt unvermeidlich nach Plastik und Kalkül klingt, überzeugt aber am Ende durch viele gut zu schluckende Ohrwürmer und schlüssige Songs. Die Enttäuschung mancher Fans über deren unerfüllte Erwartungen mag berechtigt sein, aber gut gemacht bleibt gut gemacht.
The good times will follow them
Die Härte schöpfen ESKIMO CALLBOY nicht alleine durch harsche Riffs oder gutturalen Gesang, auch eine Synthiefläche kann dominant sein und ein pumpender Beat ebenso („Supernova“). Man darf also attestieren, dass die Musiker in ihrer Rehabilitation gelernt haben, sich anders und mehrdimensional auszudrücken. Sieben Jahre nach der Veröffentlichung ihres Debüts, sei es der Band aus Castrop-Rauxel gegönnt, auch mal etwas anderes auszuprobieren. Am Ende müssen ESKIMO CALLBOY auch einen angemessenen Weg finden, um sich auf lange Sicht musikalisch und kreativ auszudrücken. „Prism“ baut sich auch ohne offensichtliches Gebrüll ordentlich vor dem Hörer aus und mit „Made By America“ strecken sich die frostigen Stricher Richtung Nu Metal und ziehen als Joker einen frech eingängigen Refrain.
Frischekick
Auch die ersten Gehversuche im Sprechgesang von Sänger Sushi bereichern den Titelsong auf jeden Fall, besonders im Schlagabtausch mit dem melodisch, hohen Klargesang. „Hurricane“ donnert ordentlich motivierend nach vorne und wird live sicher Spaß bringen, für knallende Lichtshow werden die ESKIMO CALLBOYs sicher sorgen. Album Nummer 5 kommt tatsächlich ohne nennenswerte Stinker aus, wirkt tatsächlich vitalisierend. Abgesehen davon ist „Rehab“ gut produziert, nicht zu klinisch und dafür mit überraschend vielen Feinheiten. ESKIMO CALLBOY stellen sich mit diesem, ernsthafteren Album gut für die Zukunft auf. Und genauso ist es auch ja auch nach einer Rehab, man wendet sich vorsichtshalber von den zu heftigen Feierwütigen ab.
Dauer: 38:27
Label: Century Media
VÖ: 01.11.2019
Tracklist „Rehab“ von ESKIMO CALLBOY
Take Me To
Rehab
It’s Going Down
Hurricane
Disbeliever
Okay
Made By America
Supernova
Lost
Nice Boi
Prism
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