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Udo Lindenberg, Thomas Hüetlin – Udo – Review

UDO LINDENBERG – selbst im mittlerweile hohen Alter ist der Musiker, Autor und Maler den meisten Deutschen ganz sicher ein Begriff. Das liegt auch an seiner auffälligen, optischen Erscheinungen, die er schon vor mehreren Jahrzehnten, ganz offensichtlich äußerst zukunftstauglich, erschaffen hat. Damit wirkt er zeitlos, gleiches gilt auch für seine Lieder und Zeichnungen. Biografien über UDO LINDENBERG gibt es schon einige, Thomas Hüetlin hat sich dem Stoff nun erneut angenommen und er startet an einem der tiefsten Punkte in LINDENBERGs Leben, dem Tod seines Bruders Erich.

Der Ursprung von Panik

Mit einem Blick auf LINDENBERGs Geburtsjahr 1946 lässt sich leicht schlussfolgern, dass ihn die Schatten des Zweiten Weltkriegs eiskalt erwischt haben. In „Udo“ arbeiten die beiden Autoren detailliert heraus, welchen Einfluss sein Aufwachsen als mittleres Kind in Gronau auf die Kunstfigur und die private Person LINDENBERG hatte. Der selbsternannte Panikpräsident hatte sicherlich in seinem Leben selbst schon selbst sehr viel Panik. Die Geschichten über seinen ständig betrunkenen Vater sind einfach nur traurig. Mindestens einen der fragwürdigen Werte seines Vaters, hat LINDENBERG tragischerweise übernommen. Alkohol als ständiger teuflischer Begleiter und Fluchthelfer bestimmte stets sein Leben. Seine Hits nähren sich wiederum von der anderen, weichen und der Welt stark zugewandten Seite. In seinen Songs ist LINDENBERG schonungslos offen – zu anderen und zu sich selbst- und gibt seine komplette Verletzlichkeit preis. Thomas Hüetlin hilft der Legende LINDENBERG mit Superlativen auf die Sprünge. Er stilisiert, den zweifelsohne bedeutenden Künstler, zum Erfinder des deutschen Rock’n’Roll und am Ende des Buches schiebt er ihm quasi noch den deutschen Pop-Thron mit unter.

Große Rockstargesten

Für alle Vierzigtausend Anwesenden eines Konzertes sei LINDENBERG „der große Held und der große Kumpel“. Na ja, man kann es sich auch selbst schwer machen. Für viele wird er einfach nur ganz gute Musik machen und einen netten Abend gestalten. UDO macht sein Ding, egal was die anderen sagen. Ein Leitsatz, den er selbst geprägt hat. Das Buch „Udo“ von Thomas Hüetlin und UDO LINDENBERG wirft aber auch die Frage auf, wie viel er wirklich, von dem, was die anderen sagen, mitbekommen hat. Dem Alkohol stets zugeneigt, auch das wurde bereits in seiner Kindheit mehr als deutlich geprägt, schwankt LINDENBERG zwischen dem Wunsch etwas Großes zu erschaffen und sich selbst unvergessen zu machen und dem dringenden Bedürfnis, von der Realität so wenig wie möglich mitzubekommen. Wahrscheinlich macht aber genau das ihn zu etwas Besonderem.

Er macht sein Ding

„Udo“ ist leicht zu lesen und lässt wirklich tief blicken, wie sich der Mensch LINDENBERG über die Jahrzehnte zusammenfügte. Die wiederholenden Beschreibung der Alkoholeskapaden sind etwas zu lange geraten, teilweise ist der Text auch einfach selbstgerecht. Seine langjährige Partnerin Tine Acke taucht nur als Randnotiz auf. Ganz sicher hatte sie in den letzten 19 Jahren auch einen großen Einfluss auf die späte Entwicklung LINDENBERGs und sein Comeback. Großen Mehrwert bieten die zeichnerischen Zusammenfassungen, die LINDENBERG selbst für jedes Kapitel angefertigt hat.

Seiten: 352
Verlag:  Kiepenheuer & Witsch
ISBN-10:  9783462050776
ISBN-13:  978-3462050776
VÖ: 04.10.2019

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