Kelly Osbourne – There Is No F*cking Secret: Letters From a Badass Bitch – Review
Wenn Angehörige von Stars Bücher schreiben, ist man immer schnell mit einem erbarmungslosen Urteil bei der Hand. Und über KELLY OSBOURNE, die jüngste Tochter von OZZY OSBOURNE, wissen wir ja sowieso schon alles. Wir haben doch alle die Serie „The Osbournes“ auf MTV gesehen und wissen von daher voll Bescheid. Ironiemodus off. Natürlich gibt es viel mehr über Kelly Osbourne zu wissen. In ihrem Buch „There Is No F*cking Secret: Letters From a Badass Bitch”, das nur auf Englisch erschienen ist, schreibt sie Briefe an bestimmte Personen, Anlässe, an bestimmte Gefühle oder Körperteile. Letztendlich ist es nur eine kreative Möglichkeit, um das Buch in Kapitel zu unterteilen und die vielen Geschichten irgendwie zu bündeln. Denn Kelly Osbourne hat einiges zu erzählen, schon einiges erlebt und schon einige Tiefen gemeistert.
Wo Licht ist, ist auch viel Schatten
Kelly Osbourne arbeitet die Vor- und Nachteile ihrer Rockstar-Familie gut auf, legt sich nicht auf eine oder die andere Seite fest. Einerseits ist es natürlich spannend und aufregend, eine Rocklegende als Vater zu haben und ständig auf Ozzfest-Tour zu sein. Andererseits konnten die Osbourne-Kinder dadurch nie wirklich wurzeln und wurden mit vielen seltsamen Personen und absurden Szenen konfrontiert. Durch die Touren mit ihrem Vater und anderen großen Bands wie IRON MAIDEN, KORN, SEPULTURA, MARILYN MANSON, INCUBUS, SLAYER… hat sie in jungen Jahren schon mehr Blowjobs und andere Skurrilitäten gesehen, als manche in ihrem ganzen Leben. Und zwar lange bevor sie einen nackten Mann sah, der dann wirklich für sie bestimmt war.
Ohne Personen direkt anzugreifen, hält Kelly Osbourne nicht hinterm Berg und beschreibt äußerst detailliert, was auf Tour oder hinter den Kulissen der MTV-Show von sich ging. Sie erzählt von der grenzenlosen Liebe zu ihrer Familie und wie es ist, mit einem stark abhängigen Vater und dessen Launen aufzuwachsen. Ein Umstand, der ihr erst nicht bewusst war. Als Ozzy einen ihrer Kindergeburtstage mit der Maske aus dem Video „Bark at the Moon“ stürmte, war es für sie erst unverständlich, dass alle Kinder schreiend davon liefen und einigen danach verboten wurde, wieder zu den Osbournes zu Besuch zu kommen.
Und auch, dass Ozzy sich dafür zuständig fühlte, seiner kleinen Tochter die Klamotten zu kaufen, war keine wirklich gute Idee. Sie erzählt aber auch von rührenden Ritualen zwischen ihr und ihrem Vater, davon wie er holprig, aber aufrichtig und auf seine ganz eigene Art, seine Liebe ihr gegenüber zum Ausdruck bringt: „Kelly, weinst Du, weil Du fett bist? Falls das der Grund für Deine Traurigkeit ist, kann ich Dir einen Personaltrainer besorgen!“ Gerade bei ihrem Auftreten in Social Media, ist Ozzy sehr aufmerksam. Er ruft sie sofort an, wenn sie etwas „in ihrem Internet“ gepostet hat, das er fragwürdig findet.
Respektvolle und schonungslose Schilderung des Ist-Zustandes
Dass Jack und Kelly Osbourne ebenfalls Probleme mit körperlichen Abhängigkeiten haben, ist kein Geheimnis. Dass Jack schneller davon loskam und schon länger clean ist als Kelly, ist auch bekannt. Schonungslos erzählt Kelly in “There Is No F*cking Secret: Letters From a Badass Bitch”, welche Gefühle in ihr Achterbahn fahren und wo genau ihre Unsicherheiten und der Wunsch sich zu betäuben herkommen. Wie schwer es war, als Kind eines Rockstars zu versuchen irgendwie normal in die Schule zu gehen. Als Ozzy nach einem schweren Verkehrsunfall im Krankenhaus in Lebensgefahr schwebt, war Kelly die einzige Person vor Ort, die die Erklärung bezüglich seiner weiteren Behandlung unterschreiben konnte. Keine leichte Entscheidung, wenn man gerade erst volljährig geworden ist.
Sie erzählt über ihre Zeit in London, ein Abnabelungsprozess und wie sie selbst schreibt, die schönste Zeit in ihrem Leben. Davon wie AMY WINEHOUSE, und andere damals noch aufstrebende britische Rockbands, auf ihrem Boden in ihrem Wohnzimmer schliefen. Aber es gibt auch Schönes zu berichten. Liebevoll und sensibel schreibt Kelly an langjährige Freunde, über schöne Erlebnisse aus ihrer Kindheit in England und so langsam aber sicher, scheint sie auch Frieden mit sich und ihrem Körper zu finden.
Auf einem guten Weg
Es ist davon auszugehen, dass ein abhängiger Ozzy und eine häufig in Arbeit ertrinkende Sharon im Umgang mit ihren Kindern nicht alles richtig gemacht haben. Aber welche Eltern schaffen das schon? Trotzdem merkt man, dass Kelly Osbourne gelernt hat, sich nicht für etwas Besseres zu halten und Respekt vor jedem Menschen, unabhängig von Status, Herkunft oder Hautfarbe, zu haben. Schon früh wurde den Osbourne-Kids bewusst gemacht, dass man genau das tun soll, was man liebt und den Mund aufmachen muss, wenn man etwas erreichen möchte.
Von etwas drastischen Erziehungsmaßnahmen, um diese Werte zu verdeutlichen, ist ebenfalls im Buch die Rede, ebenso von Sharons Krebserkrankungen, Kellys lange unentdeckter Borliose und einigen kleinen Skandalen, die jüngst in Show stattfanden, an denen Kelly als Host oder Teilnehmerin beteiligt war. „There Is No F*cking Secret: Letters From a Badass Bitch” von Kelly Osbourne ist ein kurzweiliges und schonungslos ehrliches Buch, mit dem Kelly die Chance nutzt, die Sache aus ihrer Sicht darzustellen. Ich mag die Badass Bitch.
Seiten: 256
Verlag: G.P. Putnam’s Sons
ISBN-10: 0735215790
ISBN-13: 978-0735215795
VÖ: 25.04.2017
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