Chorus Grant – Vernacular Music – Review
Müsste man das Gefühl in einem Satz beschreiben, das der Däne CHORUS GRANT auf seinem Album „Vernacular Music“ vermittelt, würde es „musikalisch mit der Feder streicheln“ ganz gut treffen. Seine introvertiert wirkenden Songs sind minimal inszeniert und maximal emotional. Man hat das Gefühl sie schleichen auf Socken durch das Wohnzimmer vorbei am knisternden Kamin, nur um die zufriedene Ruhe nicht zu stören . Bei ihrem Versuch bloß kein unnötiges Aufsehen zu erregen, schmeicheln sich die Songs unbemerkt und immer tiefer an die Seelen des Hörers ran.
CHORUS GRANT hält die Welt an
In manchen Momenten scheint uns die Musik ins Bodenlose zu stürzen, dreht die Szene von verträumt in unbehaglich. Meistens singt Grant so zerbrechlich und endgültig, dass man automatisch seine Sinne kalibriert, um nichts zu verpassen. Wer jetzt an isländische Bands wie AGENT FRESCO oder SIGUR RÓS denkt, ist grundsätzlich auf der richtigen Fährt, erfasst CHORUS GRANT aber nicht vollends. „Vernacular Music“ ist mehr als gezupte Akustikgitarre, mehr als ein Hang zu Folk oder zu mittelalterlichen Instrumenten. Der Däne vertont irgendeinen Instinkt, der offensichtlich ganz tief in ihm verankert ist und vorher noch nie durch Worte oder Buchstaben vermitteln werden konnte. Selbst das Vibrafon scheint ganz von alleine zu spielen, scheinbare Gegensätze verbinden sich in einem Song ganz selbstverständlich zum Optimalen.
Handgemacht, mit einer Prise Magie
Jeder Trommelschlag, jedes Orgelwimmern, jeder Geigenstreich, jedes Geräusch und jede Taktpause scheint eine Bedeutung zu haben. Gleichzeitig bekommt man den Eindruck, dass er nichts davon jemals wieder so reproduzieren kann. Wer sich wirklich mal entschleunigen möchte und das Bedürfnis hat, Musik fernab von Refrains, Hooks und Mitklatschmomenten zu fühlen, der wird mit „Vernacular Music“ von CHORUS GRANT bestens bedient sein. Allerdings sollte man keine experimentellen Grenzerfahrungen oder spirituelle Höchstleistung erwarten. Im Grunde liefert der Künstler ausschließlich Musik, handgemacht und mit einer Prise Magie.
Tracklist „Vernacular Music“ von CHORUS GRANT
Hibernation Drill
Lives
Chamber One
Give It a Name
Changing Forever
Words Like Soon
No Word for the Word
Ballad of the Wandering Eye
Grass Snake
Ship on the Wall
Eudaimonia
Chamber Two
Dauer: 39:32
VÖ: 27.09.2019
Label: Tambourhinoceros
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