Leitkegel Folge 12

Der Quarantänekalender: Tipps und Tricks gegen Lagerkoller – Folge 12 mit Leitkegel

Oh weh, bei LEITKEGEL läuft einiges quer 🙂

Schlimmste Entbehrung, was fällt Dir an der aktuellen Situation am schwersten?

Daniel Schn.: Ehrlich gesagt, habe ich die letzte Zeit als sehr entschleunigend wahrgenommen und ich hatte Zeit für Dinge, die bis dato immer etwas hinten angestellt werden mussten. Ich finde die aktuelle Situation also gar nicht so scheiße, haha. Aber klar: Treffen mit Freunden und Familie fehlt natürlich ebenso wie die Konzerte, die wir nicht spielen oder als Gäste besuchen können. Und einige Urlaube, auf die ich mich echt gefreut habe, wurden bereits gecancelt oder werden es sicherlich noch. Aber das sind alles Dinge, die man nachholen kann. Ich bin glücklicherweise privilegiert, gesund und mein Job ist safe – das können viele andere nicht von sich behaupten. Deswegen will ich auch gar nicht meckern.

Hendrik: Ganz ehrlich? Mir fehlt das Musik machen mit meinen Bands ungemein! Ich habe das Rauchen aufgegeben, genieße die Freiheit keine Termine mehr zu haben und arbeite wie gehabt weiter. Nur so gar keinen kreativen Gemeinschaftsspaß zu haben – das nagt schon arg!

Sebi: Das sind eigentlich die ganz offensichtlichen Sachen: Sich mit Freunden zu treffen, am Wochenende raus zu gehen – gerade jetzt, wo das Wetter besser wird – und natürlich Musik machen, vor allem Konzerte zu spielen.

Daniel H.: Freunde und Familie nicht treffen zu können. Das tut schon sehr weh. Ansonsten vermisse ich soziales Leben generell sehr. Und Zigaretten.

Was hast Du in den letzten Wochen neu gelernt, also rein handwerklich, über Dich oder über andere?

Daniel Schn.: Ich habe beim Aufräumen alte, nicht komplette Panini-Fußball-Hefte der letzten 16 Jahre gefunden. Ich bin jetzt endlich dazu gekommen, die zu sichten und die fehlenden Klebebilder bei Panini nachzubestellen (kurbelt ja auch die italienische Wirtschaft an!) – jetzt bin ich perfekt im Panini-Bilder Einkleben geschult.

Hendrik: Handwerklich in Bezug auf Musik? Ich könnte mich nach Feierabend in das Home-Recording reinknien, merke aber, dass der zwischenmenschliche Faktor ausschlaggebend für musikalische Qualität ist. Zumal ich als Schlagzeuger das einfach brauche mit Daniel in einem Raum zu arrangieren.

Sebi: Wirklich neu gelernt vielleicht nicht, allerdings habe ich vor kurzem wieder angefangen zu malen – das habe ich mir schon lange vorgenommen, mir fehlte bisher aber die Motivation mich nach der Arbeit hinzusetzen und „auf Kopfdruck“ kreativ zu sein. Für solche kreative Sachen habe ich jetzt mehr Zeit, was eigentlich ganz schön ist.

„Außerdem habe ich – schon wieder – alle Staffeln Stromberg durch.“

Daniel H.: Die Nudeln sind immer al dente. Und ich habe tatsächlich Lust auf Gartenarbeit.

Schönste hilfsbereite Aktion, die Dir selbst passiert ist oder die Du beobachtet hast?

Daniel Schn.: In meiner Filterblase haben sehr viele Leute, sehr viele gute und wichtige Sachen initiiert, um anderen Menschen zu helfen. Da wurden bspw. Soli- Sampler von Tante Guerilla initiiert oder Shirts und Siebdrucke verkauft („Be My Quarantine“). Am Bandcamp-Day, an dem Bandcamp auf seine Provision aus seinen Einnahmen verzichtet hat, haben viele Künstler ihre Sachen angeboten und die Einnahmen für unterschiedliche Zwecke gespendet. Privatleute haben Spendenaktionen organisiert, um Obdachlosen oder Menschen mit Depressionen zu helfen. Und das ist sicherlich nur ein Bruchteil dessen, was sonst noch so passiert ist.

Hendrik: Beruflich bin ich von Beginn der Krise bzw. der Kontaktsperren an in der Organisation der stadtweiten Nachbarschaftshilfe eingebunden und erlebe die immense Solidarität in Essen. In wenigen Tagen haben sich bei unserem Projekt über 600 Ehrenamtliche bereit erklärt für Risikogruppen z. B. einzukaufen. Bei all den Einsätzen gab es keinerlei Probleme. Die Menschen sind ehrlich und hilfsbereit. Diese Erfahrungen sind wunderbar!

Sebi: In Düsseldorf verteilt gibt es mehrere „Gabenzäune“, da können Leute Lebensmittel und Kleidung dranhängen und somit an Obdachlose spenden. So kann sich jede*r wegnehmen was benötigt wird, ganz ohne Kontakt.

Kreative Köpfe laufen auf Hochtouren, so viele Menschen haben starke, tolle Idee, die uns die Situation erleichtern. Welche ist Dir besonders aufgefallen?

Daniel Schn.: Wenn man mal abseits der Soli-Aktionen schaut, sind besonders Bands und KünstlerInnen aktiv geworden und haben Wohnzimmer- oder Proberaum- Konzerte gespielt. Sozusagen als Alternative zu den ausgefallenen Konzerten. Da waren ganz coole Sachen dabei. Auf war dann da aber auch irgendwann sehr viel Trittbrettfahrerei dabei und irgendwie auch so Anbiederei und der billige Versuch, aus der Situation Promo oder Gewinn zu machen.

Deine Filmtipps für die Zeit während der Pandemie?

Daniel Schn.: Ich habe kürzlich „Midsommar“ geschaut – fand ich super! „The Disaster Artist“ ist ebenfalls großartig. Und unbedingt „Community“, „Arrested Development“ und „Paradise PD“ durchgucken. „Stromberg“ geht auch immer!

Hendrik: Ganz ehrlich? Bei mir ist bei aller Quarantäne kein Binge Watching eingetreten. In einem schwachen Moment habe ich Disney+ gebucht und schaue „The Mandalorian“, auch wenn die echten Star Wars-Fans die Serie schon längst illegal gesehen haben. Das ist also alles andere als ein Geheimtipp, haha.

„Ich bin jetzt mehr denn je im Lokalen. Wie kann ich in Essen helfen?“

Sebi: Ich habe in letzter Zeit relativ viele Horrorfilme geschaut. Mein Pandemie-Film-Highlight bisher ist da definitiv „Midsommar“. Außerdem habe ich – schon wieder – alle Staffeln Stromberg durch. Da bin ich bei LEITKEGEL aber, glaube ich, nicht der Einzige!.

Daniel H.: Eher Serientipps: „Simpsons“ auf Disney+, „Community“ auf Netflix. „BlacKkKlansman“ ist ein sehr guter Film! Abraten würde ich von „Der Schacht“ – „Die Panna Cotta ist die Botschaft.“ Was für ein Scheiß. Eine recht platte Gesellschaftskritik.

Stell Euch vor, Joe Exotic wäre 2016 tatsächlich Präsident geworden, was hätte sich in USA in den letzten vier Jahren wohl geändert?

Daniel Schn.: Außer, dass Carole Baskin im Gefängnis säße und Crystal Meth legal wäre, wahrscheinlich gar nicht mal besonders viel.

Daniel H.: Paintbrush auf Autos wäre Pflicht.

Corona ist aktuell das allseits beherrschende Thema. Welcher Aspekt der Krise sollte Deiner Meinung nach stärker beleuchtet werden?

Daniel Schn.: Die Situation rund um Geflüchtete z.B. in Griechenland. Menschen, die da auf engstem Raum sich selbst überlassen sind, an Orten, an denen Hygiene und ärztliche Versorgung sowieso schon quasi kaum existent sind – was dort passiert, sollte Corona sich dort ausbreiten, möchte man sich gar nicht vorstellen. Und die Tatsache, dass sich da alles quasi grad im Stand-by-Modus befindet, ist schwer erträglich. Corona hat den Diskurs um Geflüchtete an den Rand gedrängt und ich befürchte, dass hier erst wieder drüber gesprochen wird, wenn diese beiden Ereignisse aufeinandertreffen …

Hendrik: Ich möchte die positiven Aspekte sehen und finde klasse, dass nun etwas breiter über die Schattenseite unseres Systems und Lebensstils nachgedacht wird bzw. es jetzt mal den Direktvergleich gibt! Denn wir alle sollten einen Gang zurückschalten, um unsere Psyche, Gesundheit und Beziehungen zu retten. Wir fragen uns ja nun alle: Sind die vielen Events, Termine und das generelle Tempo notwendig, sinnvoll und gesund? Können wir endlich Pflegerinnen, Kassiererinnen und Co. besser entlohnen? Muss jeder von uns jedes Jahr per Flugzeug verreisen? Sollten wir nicht doch unsere Nachbarinnen kennen und einander helfen?

Wollen wir zulassen, dass schwindelerregende Wirtschaftsverflechtungen, Fonds und Konzerne entscheiden, ob und wie Menschen überleben? Das kann man noch weiter führen. Toll wäre, wenn wir alle nach der Krise gemeinsam überlegen, was wir gar nicht wieder aufleben lassen wollen – im Großen und Kleinen!

Daniel H.: Die Lage in den diversen Flüchtlingscamps vor unserer Haustür. Sollte sich das Coronavirus dort verbreiten, gibt es eine Katastrophe. Aber hey, die Bundesregierung hat 50 (!) Kinder von Lesbos runtergeholt. Was für eine großzügige humanitäre Geste…..

Podcasts werden mit erhöhter Frequenz gesendet. Stars und Sternchen ballen auf allen Social-Media-Kanälen und täglich gehen mehrere Livestream gleichzeitig ins Rennen, sodass man sich kaum entscheiden kann. Was davon kannst Du empfehlen, was gibt Dir emotionalen Halt?

Daniel Schn.: Dieses Überangebot an Live-Streams und Wohnzimmerkonzerten geht mir ein bisschen auf den Keks. Jede/r mit Instrument, Webcam und Mikrofon zu Hause kann jetzt potenziell aus der „Quarantäne“ streamen oder podcasten. Und weil viele Leute grad zu viel Zeit haben, machen die das auch. Das ist echt gefährlich. Und auch diese Geisterkonzerte finde ich irgendwie seltsam. Das ist so wie beim Soundcheck zugucken.

Aber kann man ja auch Gott sei Dank einfach ignorieren. Zum Thema Podcasts: Ich war noch nie so der Podcast-Typ und werde da wohl auch niemals hinkommen. Was ich aber tatsächlich ganz unterhaltsam finde, ist der Astra Colada Podcast. Der hat eine akzeptable Länge und die Macher Daniel und Hauke erzählen ohne Blatt vor’m Mund viele schöne Geschichten aus dem Veranstalter_innen-Alltag. Und in den Fuzecast höre ich ab und an noch rein, weil da so schön abgenerded wird und die Leute, die den machen, echt lustig sind und eine gute Dynamik haben.

Hendrik: Ich bin jetzt mehr denn je im Lokalen. Wie kann ich in Essen helfen? Wo gibt es hier gute Ideen, Initiativen und Kooperationen? Da ist der Lokalteil der WAZ auf einmal relevanter als SPIEGEL Online. Denn warum brauche ich entfernte Schauspielerinnen und Influencer, wenn die Menschen im Stadtteil gemeinsam das alte Kino retten, den chronisch Kranken Einkäufe abnehmen und wir zusammen überlegen, wie wir Freundinnen finanziell durch Existenzkrisen helfen?

Daniel H.: Jan Hofer mit seiner „Tagesschau“.

Dein Musiktipp für bzw. eher gegen die Krise (Song, Album und/oder Künstler)?

Daniel Schn.: AKJ „Die große Palmöllüge“ und „How Are You?“ von DECEMBER YOUTH rotieren grad. Dua Lipa hat mit „Future Nostalgia“ ein richtig gutes Pop-Album veröffentlicht. Wenn wir von Pop reden, dann vielleicht noch „Cuz I Love You“ von LIZZO. Und überraschenderweise hat mich die neue SILVERSTEIN mit „A Beautiful Place To Drown“ hat mich echt positiv überrascht – hätte ich nie mit gerechnet, haha.

„Jetzt bin ich perfekt im Panini-Bilder Einkleben geschult.“

Daniel H.: „FUCKED UP höre ich derzeit viel. „Hauptsache nichts mit Menschen“ von DEICHKIND ist wohl mein Song für die Krise. Im Homeoffice höre ich mich gerade tatsächlich durch die Musikgeschichte – als nächstes kommt CLAUDIO MONTEVERDI mit seinem „L’Orfeo“ (uuhhh, elitär!).

Hendrik: Vielleicht ist es Therapie, aber ich höre gerade fast ausschließlich Geschrei und Geknüppel auf dem Weg zur Arbeit wie EVERY TIME I DIE, NORMA JEAN, THY ART IS MURDER, FAILURE und andere Brocken. Mache ich sonst auch, aber die Soul-, Pop- und Jazz-Sachen sind gerade unten in der Playlist.

Sebi: Ich teile das mal auf: In meiner Lauf/Sport Playlist sind momentan u.a. SHARKS, JAPANDROIDS, DRUG CHURCH und (grad für mich wieder entdeckt) BIFFY CLYRO in der Heavy Rotation. Meine aktuellen Home Office-Favoriten sind MOGWAI, THE STREETS und SWAIN mit „Negative Space“.

Dein Buchtipp, um sich die Zeit zu vertreiben?

Daniel Schn.: Ich hole schon seit einiger Zeit mein Stephen King Defizit nach. Hier haben mich „Todesmarsch“ und „Das Institut“ besonders gepackt.

Daniel H.: Als nächstes habe ich mir „Allegro Pastell“ von Leif Randt vorgenommen.

Tim Mälzer kann nach Hause gehen, Dein Rezepttipp?

Daniel Schn.: Ein Rezept, das ich von Daniel H. habe, und der hat’s von seiner Mutter: Zwiebeln, Räuchertofu und ein oder mehrere Fleischersatzprodukte nach Wahl ordentlich anbraten. Bisschen Tomatenmark dazu für die Röstaromen. Parallel Sauerkraut aufsetzen und mit Wacholder, Lorbeer bisschen Nelke und Pfeffer würzen. Dann Pfannenkram zum Sauerkraut geben ggf. mit etwas Gemüsebrühe auffüllen. Dann noch mal ordentlich Tomatenmark dazugeben und einkochen lassen. Mit Salz, Pfeffer und Paprika abschmecken. Fertig ist die beste vegane Bigos-Variante der Welt. Schmeckt am nächsten Tag noch besser. Dazu Brot.

Sebi: Schwarze-Bohnen-Burger! Die sind easy und schnell zubereitet und super lecker! Schwarze Bohnen zerdrücken, mit gehackten Zwiebeln, Knoblauch, Paniermehl, Salz und Pfeffer vermischen. Daraus Patties formen und anbraten. Anschließend Burgerbrötchen mit Pattie sowie Salat und Saucen der Wahl belegen. Probiert es jetzt aus und dankt mir später!

Hendrik: Das muss jeder selbst entscheiden. Ich habe mein Essverhalten nicht verändert. Ich esse aber verstärkt außer Haus, um ein paar Lieblingsläden zu unterstützen. Bitte nicht bei Lieferando und Co. bestellen. Die Geier nehmen immens hohe Provisionen. Lieber – mit Abstand – abholen. Auch wenn die daraus entstehenden Verpackungsmüllberge steigen – wir leben in einem fucking Dilemma.

Wie schützt Du Dich, grundsätzlich und/oder wenn Du aktuell das Haus verlassen musst?

Daniel Schn.: Mit den klassischen Empfehlungen: Genügend Abstand zu anderen Menschen halten, nach Möglichkeit nicht husten/niesen (und wenn, dann in die Armbeuge), nicht ins (eigene) Gesicht fassen und wenn man Heim kommt, ausgiebig Hände waschen. Wenn man einkaufen geht, sowas wie Einkaufswagen desinfizieren und generell auch so wenig wie möglich anfassen.

Hendrik: Abstand halten! Tut sogar gut, wenn man sonst von all der Nähe zu viel kriegt.

Sebi: Ich muss zugeben, dass ich weder Handschuhe noch eine Maske o.ä. trage, wenn ich rausgehe. Ich halte Abstand und versuche (beim Einkaufen) nicht länger als nötig draußen zu sein. Zu Hause natürlich Hände waschen nicht vergessen.

Daniel H.: Eine Maske oder Handschuhe trage ich nicht. Ansonsten versuche ich, so wenig wie möglich einzukaufen und dabei Abstand zu halten.

Pflegepersonal, ErzieherInnen, Ärzte, Postangestellte, Supermarktangestellte… es gibt so viele Menschen, die keine Pause oder Homeoffice als Option haben und aktuell unter Hochdruck und teilweise schlechten Bedingungen arbeiten müssen. Wer ist Deine Heldin oder Dein Held in Deinem Umfeld und warum?

Daniel Schn.: Alle genannten Berufsgruppen haben den größten Respekt verdient. Persönlich bin ich aus familiären Gründen sehr nah dran am medizinischen Sektor und habe deshalb noch mal eine besondere Ehrfurcht vor diesen Menschen und was die momentan leisten (müssen). Ansonsten gibt es momentan auch sau viele Menschen, die aktuell besonders leiden z.B. aufgrund der familiären Umstände, weil sie psychisch krank oder besonders anfällig sind, Menschen, die nicht das Glück eines stabilen Umfelds oder eines großen Bekanntenkreises haben. Alleinerziehende, alte oder aus anderem Grund gebrechliche Menschen, Obdachlose. Generell weniger privilegierte Menschen, die alle ebenfalls durch diese schwierige Zeit müssen – auch das sind in meinen Augen die Helden des Alltags.

Hendrik: Alle genannten Berufsgruppen – absolut! Ich habe Respekt vor der Tapferkeit der Alleinerziehenden, Menschen in Kurzarbeit, Selbstständigen, Künstler*innen etc. Jetzt gerade machen wir alle Abstriche und diejenigen, die gerade trotz unverschuldeter Not noch immer positiv denken oder gar engagiert für Dritte sind, die bewundere ich!

Daniel H.: Meine Freundin arbeitet im sozialen Bereich. Während ich täglich bequem im Homeoffice sitze, arbeitet sie im Büro unter Hochdruck daran, eine Katastrophe in den Häusern abzuwenden. Das ist schon sehr beeindruckend.

Was wird die Gesellschaft wohl aus der Pandemie lernen?

Daniel Schn.: Wahrscheinlich eher kaum was bis gar nichts. Hoffentlich aber, dass Solidarität und Humanität nicht von einer Nation abhängt und auch wichtig sind, wenn es einem selbst wieder besser geht.

Hendrik: Das wir manches nicht mehr brauchen und Solidarität, Nachbarschaft und Menschlichkeit sehr wichtig sind. Vielleicht lernen wir, dass wir kollektiven Verzicht auch z. B. zur Rettung unseres Klimas umsetzen können – wenn wir wollen, wenn die Politik will!

Sebi: Dass es viele Dinge gibt, auf die man doch ganz gut verzichten kann. Das Problem der globalen Erwärmung bleibt z.B. auch nach der Corona-Krise bestehen, lässt sich aber durch ähnliche Maßnahmen, wie das Vermeiden von unnötigen Flugreisen und Kreuzfahrten oder das Einschränken des Fleischkonsums bekämpfen. Außerdem könnte in manchen Berufen Home-Office als Alternative oder Ergänzung öfter zum Einsatz kommen.

Daniel H.: Eigentlich selbstverständlich, aber: Dass kein Mensch Rechtspopulisten braucht, weil die keinerlei Lösung für egal welches Problem haben. Dass die AfD sich noch blöder anstellen kann als sowieso schon….wow.

„Dass die AfD sich noch blöder anstellen kann als sowieso schon….wow.“

Die Musikszene ist selbstverständlich auch stark betroffen und es wird sich erst in vielen Monaten zeigen, welche Ausmaße die Krise wirklich haben wird. Welche Aktion findest Du unterstützenswert, sodass Du hier darauf hinweisen möchtest?

Hendrik: Da passiert viel, aber die Aktion von „Be my Quarantine“ ist klasse. Unser Sebastian hat auch ein Design beigesteuert, daher fühlen wir uns umso mehr verbunden. Wenn ich recht erinnere, haben die Macher auch schon über 20.000 Euro für bedrohte Live-Clubs gesammelt. Da sieht man: Gute Idee mit professioneller Umsetzung und landesweiter Vernetzung kann Großes bewirken. Diesen Geist sollten wir auch nach der Krise bewahren!

Hand auf’s Herz, gibt es Menschen in Deinem Umfeld/ in Deiner Nachbarschaft, mit denen Du jetzt zum ersten Mal sprichst oder die Du plötzlich in einem anderen Licht siehst?

Daniel Schn.: Während ich aus den Medien und meiner Filterblase fast ausschließlich super-solidarische und hilfsbereite Aktionen wahrnehme, fühle ich zum Alltag tatsächlich eine Diskrepanz. Dadurch, dass ich nun häufiger Zuhause bin und meine Nachbarn ebenfalls, bekommt man nun schon unfreiwillig mehr mit, als einem lieb ist und gegenseitige Rücksichtnahme ist zumindest in dem Mehrfamilienhaus, in dem ich wohne, eher nicht so en vogue. Und ich nehme so tendenziell eine latente Panik war, die oft auch in aggressivem Verhalten gegenüber anderen mündet – gerade beim Einkaufen. Vielleicht wohne ich aber auch nur scheiße und sollte mal über einen Umzug nachdenken, haha.

Hendrik: Es ist die Art wie viele von uns bewusster, wacher und ehrlicher an dem Wohlergehen des Gegenübers interessiert sprechen. Auch empfinde ich im beruflichen Kontext manchen Kontakt als formloser, damit dann auch menschlicher und produktiver. Sparen wir uns Eitelkeiten, Ellenbogen und Großspurigkeit. Wir alle sind verletzlich, voneinander abhängig und wollen gut behandelt werden.

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