Swain – Negative Space – Review
Die vier sympathischen Musiker von SWAIN melden sich mit ihrem dritten Album “Negative Space” zurück. Dass die mittlerweile fest in Berlin verankerte Band aus den Niederlanden sich nicht festnageln lassen würde, war zu erwarten. Und es war klar, dass die auf dem Vorgängeralbum thematisierte “The Long Dark Blue” nicht ewig anhalten konnte, dass dringend etwas passieren muss. Die Frage war nur, welchen Pfad SWAIN einschlagen würden, dass er gut sein würde, war zu erwarten.
SWAIN wenden Negatives zu Positivem
Sehr beeindruckend, was ein Klavier, Synthies an den richtigen Stellen und die passende Scheinwerferausrichtung auf die jeweilige Schlagseite eines Songs ausmachen können. Sänger Noam, Gitarrist Boy, Bassist Steffen und Schlagzeuger Boris verlassen sich weiterhin stets auf Gitarren als Fundament ihrer Songs. Es gibt auch keine spektakulären Experimente, unfassbar verrückte Feuerwerkmomente oder tiefschürfende, weltbewegende, lyrische Erkenntnisse. SWAIN schaffen es stattdessen, den Weg weg vom Zweifeln in eine hoffnungsvollere Zukunft, also dieses kleine Drama namens stinknormales Leben, so authentisch und gefühlsvoll zu gestalten, dass man nur ergriffen sein kann. Dass die einzelnen Episoden einer solchen Reise nicht immer abgeschlossen sind, dass manche Dinge einen immer wieder einholen, dass das Schicksal sein Ziel unerwartet angreift, all das wird in den Songstrukturen und den Songlängen klar. Es gibt wiederkehrende Melodien und daraus entstehende Ohrwurmhaken (“Big Dumb Boy”), schon fast an BEATLES erinnernde sanfte Chöre (“Self”) und ganz viel einlullende Momente, die den Hörer besänftigen wie die leiernde Spieluhr aus der Kindheit.
Mit halbem Fuß schon auf der nächsten Stufe
“But Then What” könnte mit seiner kompositorischen Wucht schon fast von RON SEXSMITH stammen. Statt dessen markanter, froschiger Stimme, versucht sich hier SWAIN-Gitarrist Boy erstmal äußerst erfolgreich als Sänger. Wo sich aber auf “Negative Space” die Gastbeiträge von CASPER und Jeremy Bolm von TOUCHÈ AMORÈ verstecken sollen, ist mir weiterhin schleierhaft. Sei’s drum. Das folgende “Dispel” beweist, dass SWAIN auch alleine glänzen können. Eingeschlossen in einen hohen, dunklen Turm aus Synthesizerwänden zeigt sich Sänger Noam verletzlich. Wenn die Gitarren dann nach und nach die Mauer einreißen, betreten SWAIN ganz deutlich das nächste Level. Grunge 2.0. sozusagen.
Die Magie des Lebens
SWAIN haben genau das Gefühl umgesetzt, dass ich bei einem Konzert von der Band aufgefangen habe und von dem ich seitdem fasziniert bin. Es geht darum, sich musikalisch auszudrücken, komplett unabhängig von Trends oder Likes. “Negative Space” ist ein Album, das seiner musikalischen Zeit in charmanter und liebenswerter Weise hinterherhinkt und genau deshalb wegweisend sein kann. Gerade darum wirkt jede einzelne Emotion dermaßen plastisch, greifbar und genau deshalb intensiv nachvollziehbar. “Negative Space” spinnt die Geschichte der Band weiter und zitiert häufig inhaltlich die vorangegangenen Alben. SWAIN haben sich damit einen festen Platz in meiner langen Lieblingsbandliste erspielt. Tipp!
Tracklist “Negative Space” von SWAIN
Negative Space
Same Things
But Then What
Skin On Skin
Dispel
Fistful Of Hair
Big Dumb Boy
Uncomfortably Aware
Self
Hit Me Till I Break My Bones
Strange Light
Dauer: 42:25
Label: End Hit Records
VÖ: 26.07.2019
Artikel, die Dich interessieren könnten:
MILK TEETH – s/t
SLOW JAMS veröffentlichen Song “In Riddles”
MILK TEETH, live im Schlachthof Wiesbaden am 08.07.2019
VIOLENT SOHO – Everything Is A-Ok
NERVUS – Tough Crowd
13 CROWES – Solway Star
BRIAN FALLON – Local Honey
ORCHARDS – Lovecore
LINGUA NADA – Djinn
WOLF MOUNTAINS – Urban Dangerous
MOURN – Sopresa Familia
LE BUTCHERETTES – Don’t Bleed
SWAIN – Negative Space
Interview mit Noam von SWAIN zu “Negative Space”
GREER – Lullaby For You (EP)
MELVINS – Working With Gods
HOLE – Live Through This
Interview mit Martha und Svenja von RIOT SPEARS zum Album “BAD”