Lilly Among Clouds - Green Flash Coverartwork

Lilly Among Clouds – Green Flash – Review

Ihr zweites Album „Green Flash“ stellt für LILLY AMONG CLOUDS einen großen Schritt dar. Bisher eher für ihre großen Klavierballaden und ihre tolle Stimme bekannt, die auf den ersten Blick so gar nicht zu der zierlichen Erscheinung passen mag, legt Elisabeth Brüchner die eigene Messlatte jetzt noch höher. Sie fügt ihrem zweiten Album mindestens eine weitere Facette, den tanzbaren Pop ohne Pathos, zu. Das wertet das Album nicht nur im Hinblick auf Diversität auf, sondern sichert ihr auch eine weitere Ausdrucksmöglichkeit zu. Denn Power, das ist sicher, hat LILLY AMONG CLOUDS ohne Ende.

LILLY AMONG CLOUDS, 2019 Foto von Lucio Vignolo

Stilerweiterung mit Folgen

Schon der Opener „Closeness“ legt alle (neu gewonnenen) Stärken von LILLY AMONG CLOUDS auf den Tisch. Tanzbar, nahbar, eingängig und groß anlegt, setzt dieser Opener starke Vorzeichen für die kommenden knapp 40 Minuten. Zeitlich eine ganz schöne Ansage, für ein sogenanntes Pop-Album. Die Themen, denen sich LILLY AMONG CLOUDS annimmt, sind teilweise sehr persönlich und trotzdem leicht auf die HörerInnen zu übertragen. Der Sound auf „Green Flash“ ist grundsätzlich so breit angelegt, dass eine Zielgruppenentwicklung in viele Richtungen möglich ist. Man kann sie wegen ihres Gesanges lieben, wegen der poppigen Spitzen, wegen den Balladen oder am besten gleich wegen allem gleichzeitig. Zweifelsohne ist aber ihr grandioser und sehr variabler Gesang der rote Faden, der das Album als solches zusammenhält. Mühelos jongliert LILLY AMONG CLOUDS mit unterschiedlichsten Stimmungen und zeichnet auf „Green Flash“ ein musikalisches Bild mit allen verfügbaren Farben der Emotionspalette.

Die ganze Palette

Frei nach der Textzeile „It’s got to be silent, otherwise you don’t speak“ aus dem Song „Silent“, reißt sie tiefe Löcher auf und befasst sich mit eher traurigen Themen, nur um im nächsten Song die selbst geschaffenen lyrischen Wolken mit einem kräftigen Stoß wegzublasen. Obwohl sie nie ein Liebeslied schreiben wollte, ist es mit dem durch ein Spinett verfeinerten „Girl Like Me“ dann doch passiert. Es geht um den Mut, einer geliebten Person die freie Wahl zu lassen zu gehen und sich dann umso mehr zu freuen, wenn sie aus freien Stücken bleibt. „Underneath The Surface“ wurde von LILLY AMONG CLOUDS in einer Zeit geschrieben, als sie einer depressiven Freundin beistand und sich dabei selbst beinahe verloren hat. Dass Pop, oder nennen wir es eher Indie-Pop, künstlich und konstruiert sein muss, ist also längst überholt.

Pop, fast ohne Kitsch

Darüber hinaus schneidet sie in „Look At The Earth“ aber auch globale Themen an, wobei genau dieser Song textlich grenzwertig ist. Es kommt LILLY AMONG CLOUDS natürlich sehr gut zu Pass, dass die Pop-Strukturen ihren HörerInnen nun eine leicht zugängliche Rampe bauen. Viele Wiederholungen und zuckrige Melodien als Basis, die einen leicht verfolgen, auch wenn Anlage schon aus ist. Trotzdem hält „Green Flash“ gut die Waage und neigt sich nur sehr selten und kurz auf die falsche Seite, da die Band auf dieser Basis gut aufbaut und dann doch nie zu preiswert wird. Nach dem Debüt „Aerial Perspective“ ist diese kompositorische Weiterentwicklung ein wichtiger Schritt für LILLY AMONG CLOUDS, der sie zu einem noch höheren Ziel führen kann.

Dauer: 40:34
Label: [PIAS] Recordings im Vertrieb von Rough Trade
VÖ: 27.09.2019

Tracklist „Green Flash“ von LILLY AMONG CLOUDS
Closeness
Silent
Surprise
Boy
Look At The Earth
Underneath The Surface
Girl Like Me
A Song
Wasting My Time
Love U 4ever
Safer In Your Arms

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Einen Konzertbericht zu LILLY AMONG CLOUDS im Club der Halle 02 in Heidelberg findet ihr hier.

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