Mourn Self-Worth Artwork

Mourn – Self Worth – Review

Die spanische Indie-Rockband MOURN ist mit “Self Worth” wieder als Trio unterwegs. Man kann das vierte Album damit auf den Punkt bringen, dass die drei Musikerinnen tatsächlich noch viel selbstbewusster wirken und deutlicher in ihrer Wortwahl geworden sind. Es werden viele musikalische und inhaltliche Themen aus dem Vorgänger “Sorpresa Familia” aufgegriffen, die aber jetzt zu einem merklich spitzeren und noch willensstärkeren Ende kommen. Anstelle des Staubes haben MOURN also eher eine gewisse Introvertiertheit weggepustet und sich dabei trotzdem ihr Händchen für liebenswerte, schrullige Kompositionen bewahrt.

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MOURN 2020, Foto von Cristian Colomer Cavallari

Frech, schräg und talentiert

Mit der Albumeröffnung “This Feeling Is Disgusting” demonstrieren MOURN einen guten Querschnitt ihres Könnens. Bisschen frech, bisschen schräg, aber sehr talentiert und beeindruckend gut aufeinander abgestimmt. Der Song befasst sich mit dem Gefühl, nicht den Erwartungen zu entsprechen. Niemand weiß, was morgen ist und die Angst des Ungewissen wiegt schwer. Wer von Frust auf Freude umschalten kann, hat es leichter. Und wenn schon am Abgrund, dann lebensfroh. In “Men” greift die Band ganz deutlich den Song “Thank You For Coming Over” vom vorherigen Album auf. In diesem ging es um den ständigen Trott, die zermürbende Gewissheit, dass sich nichts ändert. Wahrscheinlich wollen MOURN in “Men” jetzt damit verdeutlichen, dass die allgegenwärtige Männlichkeit und das Gefühl als FeministIn immer gegen Windmühlen zu kämpfen, ebenfalls stark ermüdend sind. Die Power, die die Drei haben, wenn alle zusammen singen, ist auf jeden Fall beeindruckend. Ob sie dabei skandieren oder fluffig, melodische Geschichten erzählen wie in “The Family’s Broke”, ist eigentlich egal.

Stimmungskaleidoskop

Besonders der sehr gut abgemischte Bass fällt ständig positiv dynamisch auf, immer dann wenn er sich in den Song drückt oder schlängelt ( “Gather Reality”,”Apathy”, “Call You Back”). Auch die Drums setzen einige Akzente, in “I’m In Trouble” sind sie der Grund dafür, dass man sich ordentlich unter Druck gesetzt fühlt und den Hilfeschrei eben genau als solchen wahrnimmt. Das über weite Strecken instrumentale “The Tree” beruhigt dann den Puls. Immer weiter schaukeln uns MOURN auf einer Melodie, die an entspanntes Treiben auf der Luftmatratze erinnert, zur tiefen Ruhe.

Ansonsten erinnern viele Momente eher an große Post-Punkhelden. Die frei fliegenden Gitarren im Intro von “Gather Reality” hätten THE CURE und THE SMITHS ebenso gut gestanden, wie MOURN. Man darf den Musikerinnen schon unterstellen, dass sie wenig auf Trends geben und sich eher an älteren Ideen orientieren. Wenn Schluss ist, ist Schluss, das gilt auch wieder für “Self Worth”. MOURN halten sich nicht an herkömmliche Songstrukturen und sind trotzdem jederzeit nachvollziehbar in ihrer Vorgehensweise. “Self Worth” ist deutlich angriffslustiger, mehr nach vorne drückend und es gibt weniger sphärische Momente, aber noch massig kreative Szenen. MOURN sind einfach saumäßig cool, isso.

Dauer: 34:37
Label: Captured Tracks / Cargo
VÖ: 30.10.2020

Tracklist “Self Worth” von MOURN
This Feeling Is Disgusting
Call You Back
I’m In Trouble
Men
Gather, Really
The Tree
Stay There
House Hold
It’s A Frog’s World
Worthy Mushroom
Apathy
The Family’s Broke

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