Love A Darmstadt 032020 Teaser

Love A live – Oetinger Villa Darmstadt am 06.03.2020 – Konzertbericht und Video

Die Post-Punkband LOVE A spielt in der kleinen, aber sehr feinen Oetinger Villa in Darmstadt. War klar, dass dieses Konzert ziemlich schnell ausverkauft war. Und auch wenn die Supportband HINÜBER erst richtig komplett zu sein scheint, als der Sänger den Monitor auf die Seite Richtung Publikum kippt, ist die Stimmung von Anfang an ziemlich gut. Da die Band, nach Aussage von Sänger Matze, sonst vor einer Handvoll Leuten spielt, freuen sie sich über die rege und lautstarke Beteiligung bei „Network Of Friends“, „Trommeln und Kanonen“, „Kunde bleibt Kunde“ und besonders bei „Keine Emotionen“. HINÜBER gehen im Sommer ins Studio, man darf also auf einen Nachfolger der starken EP gespannt sein. Das Publikum ist entsprechend aufgekratzt, nachdem HINÜBER sich verabschiedet haben und nutzt die, tatsächlich sehr lange, Zeit bis LOVE A auf die Bühne kommen, mit Trockenstagediven und Chorgesängen.

Die lange Wartezeit ist aber schnell vergessen, als LOVE A dann präsent sind und ohne großes Blabla loslegen. Knalleffekt, Jörkk hat Konfetti in den Taschen und los geht das hier. Die Verdichtung von LOVE A und ihren Fans ist beachtlich und die Leute vor der Bühne sind teilweise textsicherer als der Sänger selbst. Was natürlich hier und heute niemanden juckt. Es macht Spaß der Band dabei zuzusehen, wie sie sich von Song zu Song enger zusammenspielt. Und den Emotionen, die auf einem LOVE A Konzert freigesetzt werden, sind kleine Texthänger wumpe. Die Texte trägt man eh im Herzen, hat man doch daheim die Alben schon in Dauerschleife gepackt und außerdem singt das Publikum meist lauter, als die Band selbst. Beim Rundumblick sieht man nicht nur verschwitzte Leiber zucken, sondern vor allem ergriffene Gesichter, die sich ganz offensichtlich mit Scheitern und Hadern stark identifizieren können.

LOVE Ey für alle

„Windmühlen“ ist längst nicht mehr der größte Hit von LOVE A und „Du hast keine Ahnung, wofür mein Herz schlägt“ steht schon längst auf einer Ebene mit „Arschloch Mensch, hörst Du es auch? All das Blut, das ist dein Applaus.“ und „Man muss nicht alles mögen, man muss nicht alles ändern wollen“ – die ehemalige LOVE ACADEMY kratzt eigentlich immer an der Oberfläche. Eigentlich und irgendwie. Die Bezeichnung Herzensband teilen sich LOVE A mit TURBOSTAAT und PASCOW, gerne wirft man die drei Bands deshalb in einen Topf. Auch wenn es abgeschmackt klingt, man merkt, dass LOVE A den Anwesenden etwas bedeuteten. Die Musik der Band ist eben kein plumpes Bumm Bumm und kein effektheischendes Bla Bla. The deeper LOVE A gets, the deeper the audience feels.

The last dance… vorerst

Man ist eng beisammen und es ist verdammt heiß in der Oetinger Villa. Coronavirus hat heute leichtes Spiel, Körperkontakt mit Fremden ist unvermeidbar. Die Band, allen voran Jörkk und dieser dicht gefolgt von Drummer Karl, schwitzt relativ schnell wie Sau. Irgendwann im Laufe des Abends wirft Jörkk auch seine vor Schweiß triefende Krawatte in die Menge. Wer die gefangen hat, freut sich sicher ganz doll. Nicht. Ein weiteres skurriles Highlight ist die Tatsache, dass der eine Typ, der schon vorher Trockenstagediving betrieben hat, irgendwann unkontrolliert die Bühne stürmt. Dabei stößt er eine Flasche Bier auf die Setlist und knapp neben Basser Dominiks Gerätschaften. Daraufhin nimmt er Anlauf und springt wie in einem schlechten Film komplett ins Leere. Nächster Halt gefliester Boden. Witzig ist, wenn man trotzdem lacht.

Vor dem Song „Freibad“, der aus gutem Grund eher selten in der Setlist zu finden ist, betritt ein netter Baywatch-lookalike-Punker mit Megafon die Bühne. Niemand glaubt wirklich an einen echten Abbruch, über die tatsächliche Ansage freuen sich dann alle umso mehr. Es gibt nämlich Eis für alle, kostenlos versteht sich. Und während LOVE A spielen und Jörkk irgendwas von wegen „Hose runter“ und „Leckmuschel gekauft“ skandiert, sind alle damit beschäftigt die kühlen Wurfgeschosse zu fangen. So macht Konzert Spaß und so lässt man sich auch den – Verzeihung – schlechtesten LOVE-A-Song aller Zeiten gefallen.

Hitmaschine für kleine und große Punker

Nach der kurzen, obligatorischen Pause, gibt es noch eine Handvoll Hits. Von LOVE A und von PASCOW, deren „Too Doof Too Fuck“ ist sicher eines der Highlights des Abends. Die Punker am Lachen, am Klatschen und am Ausrutschen auf diversen Eisstielen und Eispapieren. LOVE A können beide Tricks, große Festivals wie das Angst Macht Keinen Lärm in Wiesbaden, wuppen sie genauso wie intime Konzerte in der Oetinger Villa. Als Fan der ersten Stunde machen die kleineren Konzerte natürlich mehr Spaß, aber grundsätzlich sind LOVE A immer eine längere Anreise wert. Außerdem hat die Band vor Kurzem damit begonnen Album Nummer 5 in Angriff zu nehmen, sodass auch der Plattenteller bald mit frischen Songs belegt werden kann.

Setlist LOVE A, Oetinger Villa Darmstadt 06.03.2020
Oder?
Juri
Nachbarn II
Loose Your Illusion
Entweder
Braindecoder
Die Anderen
Trümmer
Kanten
Unkraut
100.000 Stühle
Nutzlos glücklich
Individuell
Nichts ist leicht
Toter Winkel
Weder Noch
Freibad
Valentinstag
Too Doof Too Fuck
Windmühlen
B.A.N.

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