Gemischte Tüte mit Marathonmann, Rogers und Booker Nico – Interview
Im Rahmen der Tour zum Album „Mittelfinger für immer“, trafen wir Chri von den ROGERS und Michi von MARATHONMANN vor ihrem Auftritt im Café Central in Weinheim zu einer kleinen Fragerunde im Tourbus der ROGERS. Nico, der Booker der beiden Bands, stellte sich beim lockeren Geplänkel davor so fachkundig an, dass wir ihn gleich mit ins Boot nahmen.
Was sollte man unbedingt über Dich wissen?
Michi: Dass ich keine harten Drogen nehme, das denken nämlich immer alle.
Chri: Ja? Hätte ich nicht gedacht. Über mich sollte man wissen, dass ich gerne Salamipizza esse (lacht und isst dabei Salamipizza).
Nico: Michi hat mich gerade inspiriert. Ich war hier im wunderschönen Weinheim, wollte bisschen einen auf Kultur machen. Habe in der Sonne ein Weizen getrunken, dann noch eins und kam hier lattenstramm wieder an. Das ist so ‚mein Drogennehmen‘, reicht dann auch. (lacht)
Was hast Du als Kind weggegeben, hättest Du aber jetzt gerne wieder zurück?
Michi: (überlegt) Ich glaube von Ghostbusters den Ecto 1, das Fahrzeug. Hab ich damals Peter Schmidt geschenkt und das hätte ich jetzt gerne wieder.
Um damit zu spielen?
Michi: Neee, hinstellen einfach nur, ich mag sowas.
Chri: (lacht) Ich habe tatsächlich mal mein Nintendo 64 verschenkt und das hätte ich gerne mal wieder (lacht).
Nico: Es ist eigentlich nichts von mir, aber als ich Kind war, hat meine Mutter ihre Plattensammlung auf dem Flohmarkt verkauft. Und die hatte sowas wie Erstausgabe „Opel-Gang“ von DIE TOTEN HOSEN und so’n Zeug, das wäre jetzt heutzutage für mich was Geiles gewesen.
Hatte Sie Dich damals gefragt, ob Du die Platten haben willst?
Nico: Ne, aber dafür hat sie mich 1998 auf mein erstes Konzert zu DIE ROTEN ROSEN mitgenommen.
Michi: (lacht) Toll, er hat so voll schöne Geschichten und wir so ‚öh, ich nehme keine Drogen‘ (lacht).
Chri: (lacht) Ja, Augen auf der Interviewpartnerwahl, sag ich mal.
Wann hast Du zum letzten Mal an einer Demo teilgenommen?
Michi: In München war ich schon bei einigen Demos, aber in letzter Zeit nicht. Aber ich weiß gar nicht, wo ich zum letzten Mal war… (überlegt), die letzte Demo war letztes Jahr im Mai.
Die zum Datenschutz?
Michi: Ne, irgendwie ging es um mehr Wohnraum oder so.
Chri: Ich war bei uns in Düsseldorf, schon öfter mal. Gerade als diese ganze Rechtssippschaft aus Dortmund da rüber geschwappt ist, mit ihren komischen Republikanersprüchen. Erst war es ja ‚Hooligans gegen Salafisten‘ und dann…
Nico: … ‚Starke und Machomänner gegen Minderheiten‘ (lacht), irgendwie sowas. Breiter Gang, kleine Eier.
Chri: Ja, von wegen ‚die Roma müssen aber auch ganz dringend aus Düsseldorf verschwinden‘ und so.
Nico: Ich bin oft auf Demos, wohne ja in Hamburg und da wird öfters mal was organisiert. Die letzte Demo war irgendwie was von wegen Häuser abreißen und gegen Reichtum. Das Problem war nur, es war relativ kalt an dem Tag und ich war sehr lange in einem Starbucks dann, weil mir eben so kalt war. Hab mich also für die warmen Füße entschieden (lacht).
Du findest eine Zeitmaschine, reist Du in die Vergangenheit oder in die Zukunft?
Michi: In die Vergangenheit, in die Achtzigerjahre.
Zu NDW?
Michi: Ja genau, das finde ich geil. Ich finde die Filme in der Zeit geil und wie die alle aussahen. Das würde ich gerne mal in echt sehen und wissen, wie es damals war, von wegen ‚Verschwende Deine Jugend‘ und so.
Chri: Ich würde noch weiter zurück, ins Mittelalter, da wo überall nur Nebel war (lacht). Das würde mich mehr interessieren.
Nico: New York, Anfang der Neunziger. New York Hardcore-Szene und CBGB, das hätte ich gerne mitbekommen, wie da die Anfänge waren.
Michi: RAMONES hätte ich auch gerne mal gesehen, aber ist ja auch Achtziger.
Was versprichst Du Dir davon?
Michi: Ich will das einfach sehen und finde es cool, wie die das so durchgezogen haben.
Nico: Da sind wir wieder bei Kunstfiguren, wie lange man sowas durchziehen kann, bei denen waren es ja gleich alle Vier. Joey zog es durch bis zum bitteren Ende, sein Gesicht wurde immer fertiger und seine Haare immer seidiger.
So wie bei Lemmy, den ich lange nicht verstanden habe.
Chri: Aber Lemmy war ja noch nicht mal eine Kunstfigur. Er war einfach immer Lemmy. Daheim auf dem Sofa, auf der Bühne und in der Kneipe vor dem Spielautomaten oder in seiner Ein-Zimmer-Wohnung, mit seinen ganzen Preisen (lacht).
Wann gehen Dir die Fans auf die Nerven?
Michi: Wenn die zu aufdringlich werden und denken, dass die Bands oder die Mitglieder ihnen was schulden, wenn sie zu den Konzerten kommen und die Platten kaufen. Wenn man mal nicht aus dem Backstage rauskommt, weil man krank ist oder so, dann kann es schon sein, dass einem im Internet dann Arroganz unterstellt wird. Wir wollen schon mit den Fans abhängen, aber es kann auch mal kippen. Die sehen ja nicht, was man alles dafür macht und das man auch mal müde, fertig oder krank ist.
Chri: Ich finde es am unangenehmsten, wenn man irgendwo ist, wo stark Akzent gesprochen wird und die Person dann aber auch zusätzlich noch sehr stark alkoholisiert ist. Das hatte ich letztes Jahr in Bayern, aber dann kann man ja auch nicht sagen ‚Jetzt geh weg‘ (lacht). Da hing mir ein Typ so am Ohr und ich verstand eben auch gar nichts.
Nico: Mich nerven diese ‚Ist das noch Punk?‘-Fragen im Netz. Wir haben ein Bild von dem Bus hier gepostet, da steht fett ROGERS drauf und da freut man sich ja auch darüber. Dann kamen gleich Kommentare, dass das kein Punk sei. Ok, das ist vielleicht auch so, aber wir müssen auch um 11 Uhr in den Clubs sein, um das Licht aufzubauen und so weiter. Das ist mit Sprinter und Hotel schwer zu schaffen. Wollt ihr mit Licht oder ohne und dann ist es eben noch Punk? Die Frage ist ja dann auch: Ist Licht noch Punk? (lacht). Lustig ist nur, dass solche Personen von fünf anderen auf Instragram dann gleich darunter wieder auf’s Maul kriegen. Das sind dann meine anderen Accounts (lacht).
Welchen Spitznamen haben Deine Bandkollegen für Dich?
Michi: Kottlettner, weil ich ja Lettner mit Nachname heiße.. und sonst nix. Total langweilig. (wirkt schon fast enttäuscht)
Chri: Wenn ich etwas falsch gemacht habe oder Leute ernst mit mir reden wollen, dann sagen die auf einmal Christian. Das finde ich sehr schlimm, keine Ahnung woher das kommt. (lacht)
Nico: Oder DJ Inchridible, wenn Du wieder Scheiße auflegst (lacht).
Chri: Aber ansonsten haben wir echt keine Spitznamen, komisch eigentlich.
Wann hast Du den letzten Liebesbrief geschrieben?
Michi: Ich weiß es gar nicht (lacht), mit 14 oder 13? Ich habe keine Ahnung… (lacht).
Chri: Anfang des Jahres tatsächlich.
Michi: Gott sei Dank, reißt es einer raus (lacht).
Nico: Man schreibt ja auch gar nicht mehr auf Papier. Wahrscheinlich habe ich seit der 5. Klasse nicht mehr mit Kugelschreiber geschrieben, hab ich letztens mal versucht, geht nicht (lacht). Das macht man auf dem Telefon. Da habe ich mich tatsächlich bei der Liebsten dafür bedankt, dass sie mich letztens gestützt hat, als ich zweimal beinahe umgefallen bin auf der Aftershowparty.
Soviel zum Thema Drogen und Deiner eingangs erwähnte Weizenbier-Orgie.
Nico: (lacht), Ja, aber das ist Liebe.
Michi: (lacht) Ja, finde ich gut.
Chri: Ja, wenn sie in 30 Jahren die Whatsapp dann wieder auf dem Dachboden rauskramt, dann wird sie sich sehr freuen (lacht).
Das war die erste Ausgabe der ‚Gemischten Tüte‘. Wenn ihr Fragen an bestimmte Bands habt, schreibt mir eine Mail an hallo@krachfink.de oder haut es in die Kommentare. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, stelle ich dann gerne eure Fragen. Bilder zum Auftritt von MARATHONMANN im Café Central in Weinheim findet ihr HIER, die Bilder von den ROGERS im Café Central in Weinheim findet ihr HIER.
Artikel, die Dich interessieren könnten:
Der Quarantänekalender: Tipps und Tricks gegen Lagerkoller – Folge 15 mit Marathonmann
KAPTAIN KAIZEN – Alles Und Nichts
MAFFAI – Zen
DONOTS – Heut ist ein guter Tag
SCHUBSEN – Stühle rücken in Formation
PHILEAS FOGG – Kopf, unten
BRAUNKOHLEBAGGER – Abbruch (EP)
MESSER – No Future Days
Marathonmann – Alles auf Null
Podcast Folge 22 mit Michi von MARATHONMANN über „Alles auf Null“