Strung Out – Songs Of Amor And Devotion – Review
Als STRUNG OUT mit dem ersten Song „Rebels And Saints“ loslegen, erinnern sie etwas an den Song „Hurra“ von DIE ÄRZTE und schüren entsprechende Hoffnungen im Hinblick auf Energie. Ganz so übertrieben euphorisch klingen die Punkrocker aus Simi Valley auf ihrem elften Album „Songs Of Amor And Devotion“ dann aber nicht. Angemessen gut gelaunt, das trifft es eher, nur das Feuer unterm Hintern fehlt etwas. Die 13 Songs, alle so um die drei Minuten Spieldauer, sind äußerst melodisch, durchweg nach vorne zerrend und teilweise überraschend gut verzwickt. Also ganz anders, als noch vor einem Jahr, als STRUNG OUT ein Akustikalbum veröffentlicht haben. Aber die bemerkenswerte Stimme von Sänger Jason Cruz ist mit ihren harmonischen und kratzigen Möglichkeiten etwas unterfordert, denn die musikalische Basis bleibt doch überschaubar.
Fragmente der Neunziger
STRUNG OUT bieten von jeher mindestens zwei Extreme an. In den schnellen Momenten überholen sie sich beinahe selbst von rechts. Leider tönt der Sound generell etwas scherbelig aus der Anlage, grundsätzlich sind das aber trotzdem die starken Szenen. Die Leadgitarren leisten wiederum sehr gute Arbeit, wenn nur der etwas dröge Drumsound dazu nicht wäre. In den ruhigen Momenten bleiben STRUNG OUT meistens zu zahm, die platzierten Chormomente sind nicht nachdrücklich genug. Klingt schön für den Moment, ist aber gleich danach wieder vergessen. Einen Song wie „Ulysess“ kann man gut mit „Olympia WA.“ von RANCID vergleichen, STRUNG OUT gehen hier in die richtige Richtung, allerdings fehlt der Biss und der Zug. Die Band integrieren deutlich mehr poppige Elemente, ohne sich der wahren Klebrigkeit zu bedienen. Will heißen, dass die Eingängigkeit in dem Fall leider auf Kosten von Belanglosigkeit geht. „Disappearing City” zeigt Ansätze, um ernsthaft gut zu werden, zerfließt dann aber auch im Nichts und hat einfach keinen Höhepunkt. Auch „Under the Western Sky“ oder „Monuments“ sind grundsätzlich stabile Songs. Aber live wird hier sicher vonseiten der Band konzentriert gespielt und vonseiten des Publikums nur anstandshalber etwas dazu gewippt. Es fehlt an den inhaltlichen Ankern, an den Aussagen, ja schlichtweg an der selbst ins Spiel gebrachten Liebe und der Hingabe.
Kennste eine, kennste alle
Die beiden Gitarristen Jake Kiley und Rob Ramos bemühen sich redlich, im Rahmen des Genres, ihre Kreativität einfließen zu lassen. Ansätze wie bei „Politics of Sleep” werden dann aber nicht zu Ende verfolgt und doch wieder in den alten Trott der Neunzigerjahre versanden lassen. Gerade bei diesem Song hätte man mit der etwas drohenden Spitze und dem Inhalt wirklich bissiger und kompakter komponieren können. Man denke hier nur am an scharf angespitzte PASCOW oder ähnliche Truppen. STRUNG OUT machen eigentlich nichts falsch, außer, dass die Songs größtenteils komplett an mir abperlen und die Band einfach penibel auf Nummer Sicher geht. Nun gibt es STRUNG OUT aber schon sehr lange und die Amerikaner werden ihre Fans in den letzten 30 Jahren gesammelt haben. Vom ganz üblichen Fat Wreck Chords-Sound, der glücklicherweise in letzter Zeit etwas aufgebrochen und verändert wird, unterscheiden sie sich kaum. Wer das mag, wird also auch dieses Album mögen. Wer wissen will, wie melodischer Punkrock 2019 auch klingen kann, der sollte mal in „Age Of Unreason“ von BAD RELIGION oder „Living In Darkness“ von STATUES ON FIRE reinhören.
Tracklist „Songs Of Amor And Devotion” von STRUNG OUT
Rebels and Saints
Daggers
Ulysses
Under the Western Sky
Monuments
White Girls
Demons
Hammer Down
Disappearing City
Politics of Sleep
Diamonds and Gold
Strange Notes
Bloody Knuckles
Dauer: 44:01
Label: Fat Wreck Chords
VÖ: 09.08.2019
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