Lagwagon Railer Coverartwork

Lagwagon – Railer – Review

Alben von Bands wie LAGWAGON gehen immer mit einer Vorgeschichte ins Rennen, so auch “Railer”. Je nach Hörer kann die positiv oder negativ sein, in meinem Fall überwog die Überraschung. So gut hatte ich die legendäre Punkband aus Kalifornien nämlich gar nicht in Erinnerung, aber die knappe, halbe Stunde macht richtig Spaß und das neunte Album setzt einige Widerhaken im Ohrwurmzentrum. Ganz nebenbei gönnen LAGWAGON sich und uns eine kurzweilige Reise in die Neunziger. Wenn der Rücken nicht so schmerzen würde, könnte man die Sache mit dem Skaten nochmal probieren.

Lagwagon Bandfoto 2019
Lagwagon, 2019

Gut bleibt gut

“What’s another word for fuck?”, lautet die erste, gesungene Zeile von LAGWAGON. Guter Einstieg, bevor es mit dickem, schlängelndem Bass, Stakkatogitarren und gut gelaunten Drums nach vorne geht. Der nimmersatte Joey Cape punkte sofort mit seiner überzeugenden, gleichermaßen rauen und beruhigenden Stimme. Von dieser Mischung aus Wut und Schmerz lebt auch das folgende “Surviving California”, das die Schatten- und Sonnenseiten der Bandheimat gegenüberstellt.

Die Mischung aus Stop-and-Go ist sicher nicht neu, aber LAGWAGON interpretieren diesen Dynamikschub eben besonders gut. Und ein fingerverknotendes Soli gibt es bei LAGWAGON noch gratis dazu. “Fan Fiction” kommt wiederum fast ohne Druck aus und punktet mit einer eher beruhigenden Stimmung. Wirkliche Durststrecken gibt es auf “Railer” nicht, auch wenn nicht jeder Song eine Offenbarung ist. Die beiden letzten Songs “Auf Wiedersehen” und “Faithfully” fügen leider nichts Neues hinzu und runden das Album nicht wirklich ab.

How do you express yourself?

“Railer” ist alles andere als lieblos hingerotzte Auftragsarbeit, das merkt man an vielen Kleinigkeiten. Der Einstieg der Dums in “Bubble”, der hakelige Bass in nahezu jedem Song oder der dramatische Einstieg in das groß angelegte, flotte “The Suffering”. Sowas hält “Railer” interessant. Und natürlich immer und immer wieder die tollen Chöre und die schöne Intonation von Joey Cape, das kann schon was. Unterm Strich scheint Punk also doch jung zu halten, denn “Railer” sprüht vor Energie. Dass alleine macht es aber nicht aus, denn bei LAGWAGON kommt eben noch die Erfahrung im Songwriting dazu. Wie der Refrain von “Jini” zur Eskalation getrieben wird und vermeintliche Details wie diverse Freiflüge vom Bass, sowas ist nicht nur bei Livekonzerten dienlich. Am Ende ist “Railer” also weitaus mehr, als ein nostalgischer Blick in den Rückspiegel, nämlich absolut zeitgemäßer und gut gemachter Melodic-Punk.

Dauer: 35:51
Label: Fat Wreck Chords
VÖ: 04.10.2019

Tracklist “Railer” von LAGWAGON
Stealing Light
Surviving California
Jini
Parable
Dangerous Animal
Bubble
The Suffering
Dark Matter
Fan Fiction
Pray for them
Auf Wiedersehen
Faithfully

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