Despised Icon – Purgatory – Review
Die Kanadier von DESPISED ICON heben sich auch mit ihrem mittlerweile sechsten Album „Purgatory“ wieder positiv von der Masse ab. Kaum eine Band transferiert die Härte des Deathcore und die Melodiebereitschaft des Metalcore so spannend auf die simplen Strukturen des Hardcore. Es ist eine wahre Freude, sich als HörerIn durch die knappe halbe Stunde treiben zu lassen. DEPISED ICON sind verlässlich. Wenn sie die Backen aufblasen, dann gibt es auch eine harte, kalte Dusche und wenn sie den Bogen aufspannen, dann schütten sie auch bunte Tonketten in die Luft.
Schon das dem Genre widersprechende Artwork steckt ab, worum es in „Purgatory“ geht. Die Band ist positiver gestimmt, als man meinen mag und beschäftigt sich mit der Notwendigkeit, den inneren Schweinehund zu überwinden und endlich das Richtige zu tun. Als Einzelperson und dann zwangsläufig auch als Gesellschaft.
Hardcore als Base
DESPISED ICON gelingt es auf „Purgatory“ geschickt wie ein Tetris-Weltmeister mit unterschiedlichen Elementen zu jonglieren. Nichts wirkt billig angepappt und nichts erzwungen. Das knapp zwei minütige Intro „Dernier Souffle” wiegt uns in Sicherheit, kommt schon fast post-rockig daher und könnte auch das neue Album von ALCEST sanft einleiten. Der folgende Titelsong trampelt allerdings wütend durch das Paradies, das sich unser Kopfkino gerade erfunden hat. Was im späteren Verlauf dann die pig squeals übernehmen, darf hier noch die Gitarre erledigen. DESPISED ICON können mit jeder Geschwindigkeit umgehen, zweieinhalb Minuten nagelt die Band genauso, wie Songs mit fast fünf Minuten. Der knurrende Bass darf häufig in die Mitte stolzieren, auch das tut den Songs immer gut („Snake In The Grass“, „Unbreakable“).
Im hitzig geballerten „Light Speed“ duellieren sich die beiden Gesangsstile, werden von den Instrumenten abwechseln verstärkt und angetrieben. Im Songfinale lassen DESPISED ICON mit „here we go“ eisenharte Riffspitzen mit einem Hardcorepart eskalieren. DESPISED ICON profitieren stark von den diversen Gesangsmöglichkeiten von Alex Erian und Steve Marois, mit denen sie scheinbar mühelose und folgerichtig hantieren.
Beneidenswertes Zusammenspiel
„Slow Burning“ befasst sich mit der Frage, ob es tatsächlich sinnvoll ist, wirklich immer Feuer mit Feuer zu bekämpfen und besticht durch einen groovigen Mittelpart mit disharmonischen pig squeals und mit scheinbar ins Nichts fallenden Gitarren. „Vies D’Anges” streckt sich deutlich gen Hardcore und hält das, was uns Bands wie LIONHEART versprechen und andeuten. Die französischen Lyrics peppen den Song durch den ganz anderen Sprachrhythmus auf und zerfetzten das Bild eines vermeintlichen Engels in der Luft. Das Beste an „Purgatory” ist aber, dass es immer besser wird und DESPISED ICON durch die clevere Songanordnung die HörerInnen richtig mitnehmen und für sich gewinnen können.
Jeder einzelne Beteiligte arbeitet durchweg auf die bestmögliche Komposition hin. Macht man sich die Mühe, das Album in seine Einzelteile zu zerlegen, wird das mehr als deutlich. „Purgatory“ von DESPISED ICON ist eine Wohltat für das, sonst so oft vorherrschende, Einerlei im Deathcore.
Dauer: 36:16
Label: Nuclear Blast
VÖ: 15.11.2019
Tracklist „Purgatory“ von DESPISED ICON
Dernier Souffle
Purgatory
Light Speed
Slow Burning
Snake in the Grass
Vies D’Anges
Moving On
Unbreakable
Apex Predator
Legacy
Dead Weight
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