Code Orange Underneath Artwork

Code Orange – Underneath – Review

Die amerikanische Band CODE ORANGE stuft sich und somit auch ihr mittlerweile viertes Album „Underneath“ als Doom-Hardcore ein. Herrlich tiefgestapelt, kann man da nur feststellen. Verstörende Synthieblitzattacken, Polyrhythmen, die Harmonie antäuschende Klaviertöne, der herrlich melancholische Klargesang von Reba Meyers als Kontrast zu der giftig brodelnen Melodiebrühe und die Tatsache, dass sie ebenso Mauern mit ihrem wuchtigen Gegrowle zum Einsturz bringen kann – das alles macht CODE ORANGE einzigartig. Und alle bisher stattgefundenen Verschmelzungsversuche von Dubstep und Metal wirken wie ein liebloser Versuch, gegen die Klangmacht, die CODE ORANGE hier präsentieren. Stören, irritieren, mit dem dreckigen Finger in die offenen Wunden, so sind die ehemaligen CODE ORANGE KIDS.

Code-Orange-Promo-2020
CODE ORANGE, 2020

Ab durch die Falltür…

„Take a good look at you“ flüstert eine Kinderstimme im Opener „(deeperthanbefore“), guter Rat vom inneren Kind? Auf jeden Fall eine ernstzunehmende Warnung, ist es doch leicht, sich im Gewirr von Zwischenmenschlichem, Weltgeschehen, abstoßender Politik und der Komplexität des Lebens selbst mit seinen Idealen, Werten und Wünschen zu verlieren. Mit einem Arschtritt katapultieren uns CODE ORANGE in „Swalling The Rabbit Whole“. Beatdown und Störgeräusche lassen Deine Atmung verflachen, während CODE ORANGE Dich mit Volldampf, Zuckerbrot und Peitsche durch das dunkle Labyrinth jagen. „Sulfur Surrounding“ reicht uns kurz die Hand, gibt Hoffnung, dass doch alles gut wird. Pustekuchen!

… rein in Dein Hirn?

Gleich anschließend liefern CODE ORANGE einen bitterbösen Klon, gebaut aus alten DEPECHE MODE- Versatzstücken, entnommen aus dem Regal mit der Aufschrift „Achtzigerjahre, Soundreste von ‚people are people'“ – und mit einer Wucht und gleichzeitig anschmiegsamer Hittauglichkeit, die große Bands wie SLIPKNOT in ihren Anfangstagen produzieren konnte. Manipulativ wie ein Spitzenpolitiker, wollen CODE ORANGE immer wieder antäuschen, dass doch alles gut sein könnten. Im nächsten Momente stoßen sie uns vor den gesprungenen Spiegel, um uns mit unserem größten Feind zu konfrontieren.

„A Sliver“ hat schon fast BARONESSige Strukturen, CODE ORANGE funktionieren auch instrumental zurückhaltender („Autumn And Carbine“). Deshalb bremst sich „Erasure Scan“ auch mit aller Gewalt selbst aus und verliert keine Sekunde an Druck. „You think you know who you are? You think you know what you want?“ singen CODE ORANGE im abschließenden Titelsong herausfordernd. Die Band weiß, welche Knöpfe sie zu drücken hat und die Momente, in denen man von reinem Hardcore sprechen kann, sind verdammt rar gesät („Back Inside The Glass“).

Und, immer noch schön hier?

Wie ein Chamäleon wandelt sich die Band vom zahmen Stadionmäuschen zum einäugigen blinden Golem, aus dem nach Pisse riechenden Keller. Das zweite Album „I Am King“ gefiel mir noch einen Ticken besser, als das letzte „Forever“. Ein Album, das sich nachweislich aber als wichtiger Zwischenschritt herausstellte, denn „Underneath“ kanalisiert alles Gute und Böse in sich und rennt „I Am King“ somit locker den Rang ab. CODE ORANGE fördern die in den Urtiefen gelagerten Emotionen ab, schonungslos und ungeschönt. Für mich ist die Band ein würdiger Nachfolger NAPALM DEATHs und das Album ein heißer Anwärter auf die Jahresbestenlisten. Es fühlt sich fast an, wie ein Sieg für die Musik, dass eine Band wie CODE ORANGE 2020 noch zu so einem kontroversen Sound fähig ist und „Underneath“ nicht auf einem unbekannten Label erscheinen muss.

Dauer: 47:29
Label: Roadrunner Records (Warner)
VÖ: 13.03.2020

Tracklist „Underneath“ von CODE ORANGE
(deeperthanbefore)
Swallowing The Rabbit Whole
In Fear
You And You Alone
Who I Am
Cold.Metal.Place
Sulfur Surrounding
The Easy Way
Erasure Scan
Last Ones Left
Autumn And Carbine
Back Inside The Glass
A Sliver
Underneath

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