Drebe – Der Mond ist ausgefallen – Review
DREBE ist eine Singer-Songwriter-Band aus Hamburg, die sich mit ihrem Album „Der Mond ist ausgefallen“ in unsere Herzen zumpft und streicht. Klingt kitschig? Ist es auch, manchmal. Aber in anderen Momenten findet DREBE zurück zum Augenzwinkern des Albumtitels. Besser ist eigentlich nur der Titel des Vorgängeralbums „Nudeln mit Spinat in Käsesoße“. Es ist schon beeindruckend, wie es den vier Musikern Kai, Pascal, Peter und Sascha gemeinschaftlich gelingt, eine zarte Intimität herzustellen, die eigentlich nur in der 1:1 Beziehung möglich.
Von Nudeln bis zum Mond
Spätestens wenn in „Rund“ die akustische Gitarre das Ruder übernimmt und vereinzelte Klaviernoten auf den Weg tropfen, sind DREBE unschlagbar. Das ist verbindende Musik, die dir im richtigen Moment das Herz rausreißt. POHLMANN und GISBERT ZU KNYPHAUSEN lassen grüßen und alle stümpferhaft schrammelnden Möchtegern-Emotionalos können bitte nach Hause gehen. DREBE gehen durchaus dahin, wo es wehtut. Dabei sind sie schonungslos, verschwurbeln nichts und beschönigen keine Tatsachen. Manchmal ist es einfach scheiße, mehr gibt es da nicht zu sagen. Dabei kommt das Quartett den HörerInnen manchmal gefährlich nah.
„Alles Gut“ oder das bewusst widersprüchliche „Frohnatur“ scheinen für einen Augenblick die Welt anzuhalten, die Songs sind kurz davor rückwärts zu laufen. „Pelikane und Flamingos“ bezieht sich auf die Endlichkeit und den schon fast unerträglichen Druck das Leben zu schätzen, der aus dieser Gewissheit entsteht. Mit „Ich bin ne Wurst“ und „Kommt da noch was“ lockern DREBE die Stimmung etwas auf, selbst wenn die Thematik nicht leichter wird. Aber der Sound bekommt mehr Luft, was „Der Mond ist ausgefallen“ als weitere Facette gut steht.
Auf die Spitze getrieben
DREBE gelingt es mit „Der Mond ist ausgefallen“ gut auf den Punkt zu kommen und Emotionen auf die Spitze zu treiben. „Musikeronlinemarketingfuzzi“ ist nicht nur ein gutes Wort für Scrabble, sondern auch ein Wort, das DREBE ganz nebenbei in ihren melancholischen Rausschmeißer „Ziel“ einbauen. Es gelingt der Band teils sperrige Begriffe so rund zu schleifen, dass sie in den weichen Flow passen. „Der Mond ist ausgefallen“ ist ein Album, das man am besten alleine hört. Dann kann man seine eigenen Gedanken fliegen lassen und seine eigenen Assoziationen finden. Müsste mit dem Teufel zugehen, wenn DREBE nicht bald bei Inas Nacht vorm Tresen stehen und Mucke im Schellfischposten machen dürfen.
Dauer: 27:41
Label: Kombüse Schallerzeugnisse (Broken Silence)
VÖ: 22.11.2019
Tracklist „Der Mond ist ausgefallen“ von DREBE
Der Mond ist ausgefallen
Rund
Alles gut
Pelikane und Flamingos
Ich bin ne Wurst
Frohnatur
Kommt da noch was
Ziel
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