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Idles – A Beautiful Thing: Live at Bataclan – Review

Es hätte auch wirklich mit dem Teufel zugehen müssen, wenn „A Beautiful Thing: Live at Bataclan“ von IDLES nicht gut geworden wäre. Seit der Veröffentlicht ihres zweiten Albums „Joy As An Act Of Resistance“ im Sommer 2018, touren die Post-Punker aus Bristol gefühlt pausenlos um die ganze Welt. Ganz neben wurde Album Nummer 3 fast fertiggestellt und orientiert man sich an der grenzenlosen Sympathie und Euphorie, die der Band von allen Seiten zuteil wird, wird auch das ihnen aus den Händen gerissen werden. Die Tour wird also ganz sicher weitergehen. Alleine die Tatsache, dass IDLES ihr Livealbum dann nicht im gesättigten Amerika, in England oder Deutschland aufgenommen haben, sondern in Frankreich im Bataclan, ist ein einziges Statement.

2015 stürmten Terroristen dort ein Konzert der Band EAGLES OF DEATH METAL und schossen wahllos um sich. Komplett aus einer friedlichen Feiersituation gerissen, mussten alleine im Konzertsaal 89 Menschen ihr Leben lassen. IDLES setzten jetzt einen wichtigen Gegenpunkt und unterstreichen ihre Ziele – Liebe für alle, keine Grenzen, Gemeinschaft, Rassismus halt dein Maul, Feminismus, weg mit toxischer Männlichkeit… – damit doppelt und dreifach.

Idles, live im Club Schorndorf 2019, Foto von Nadine Schmidt

Ein einziges Statement

Während andere Bands live gerne schneller werden, ziehen IDLES auf „A Beautiful Thing: Live at Bataclan“ häufig das Tempo raus („Samaritans“). Alleine der Opener „Collosus“ wirkt so gezogen, dass man erstmal die Anlag überprüfen muss. Live ist das natürlich umso zuträglicher, denn IDLES lassen die Fans schön auf niedriger Stufe köcheln, um noch intensiver zu explodieren. Einleitend gibt es eine Ansage, die die Band tatsächlich jedes Mal macht, dass alle zwar Spaß haben, aber bitte aufeinander achten sollen. Nicht unbegründet, denn die anstachelnden Take von Drummer Jon Beavis lassen die Menge, wie ein guter Witz von Monty Python, immer mehr eskalieren. Der Sänger Joe Talbot widmet „Mother“ seinem Vater, der ihm beigebracht habe, was Liebe und Respekt bedeutet, und weist sich selbstbewusst als Feminist aus.

Was man natürlich auf einer Platte nicht transportieren kann, sind die schlangenartigen Bewegungen von Gitarristen Marc Bowen oder die zuckende, Rhythmusschere, den Gitarristen Lenny. Auch die Ska-mäßigen Stampfaktionen den Sängern bleiben uns verwehrt. Zum Glück bleiben uns aber auch die Stroboskopischen Effekte erspart, die IDLES gerne zum Einsatz bringen. Letztendlich kann man sich aber grob vorstellen, selbst wenn man noch nie da war, welcher Radau auf einem Konzert von IDLES veranstaltet wird. Alleine der fast 10 Minuten lange Rausschmeißer „Rottweiler“ verlangt den Fans gute Kondition ab. Die Setlist bezieht sich auf die letzten beiden Alben, enthält leider keine Songs von den EPs der Band oder Coversongs und neue Songs sind auch nicht dabei.

Music matters

Joe Talbot variiert manche Textzeilen leicht, trägt einige Ansagen auf französisch vor und gibt sich wirklich Mühe den Kern der Songs zusammenzufassen, ohne zu viel zu labern. Aus „I am a mongrel dog, I’m just another cunt “ im Song „I’m Scum“ wird dann „I am a mongrel dog, I’m just a SLEAFORD MOD“. Huch, ganz sicher ein Versehen und dann auch noch für die Ewigkeit auf Platte gebannt, ärgerlich. Abgesehen davon, dass man sich Bands wie IDLES, im Bezug auf Anspruch und kompositorisches Geschick, gerne auf Flaschen ziehen würde, steht mittlerweile auch etwas Besorgnis an. Niemand wird die Band erstmal aufhalten können, neues Material generiert neue Tour und irgendwann sind auch die engagiertesten Menschen einfach müde und wollen heim. Mit „A Beautiful Thing: Live at Bataclan“ als Überbrückung, wäre es vollkommen in Ordnung, wenn IDLES eine kurze Pause einlegen.

Dauer: 1:23:29
Label: Partisan Records
VÖ: 06.12.2019

Tracklist „A Beautiful Thing: Live at Bataclan“ von IDLES:
Colossus (Live at Le Bataclan)
Never Fight A Man With A Perm (Live at Le Bataclan)
Mother (Live at Le Bataclan)
Faith In The City (Live at Le Bataclan)
I’m Scum (Live at Le Bataclan)
Danny Nedelko (Live at Le Bataclan)
Divide & Conquer (Live at Le Bataclan)
1049 Gotho (Live at Le Bataclan)
Samaritans (Live at Le Bataclan)
Television (Live at Le Bataclan)
Great (Live at Le Bataclan)
Love Song (Live at Le Bataclan)
White Privilege (Live at Le Bataclan)
Gram Rock (Live at Le Bataclan)
Benzocaine (Live at Le Bataclan)
Exeter (Live at Le Bataclan)
Cry To Me (Live at Le Bataclan)
Well Done (Live at Le Bataclan)
Rottweiler (Live at Le Bataclan)

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